Nicas und Ticos - Jan/Feb 2010

Reisezeit: Januar / Februar 2010  |  von Andreas Schneidenbach

Costa Rica: Dirty Laundry in Puerto Viejo

Um fliegen zu können, muss man nicht nur Flügel haben,
sondern sie auch schwingen.
Burmesisches Sprichwort


Tja Leute, ich kann euch sagen: bei uns ist allmählich die Luft raus!

Ständig sind wir müde, keine Spur mehr von der Unternehmungslust der vergangenen Tage.
Kein Wunder, sind wir doch keinen Tag später als 7:00 aufgestanden. Fast jeden Tag war Halli Galli (wie ihr ja zum Teil mitbekommen habt).
Das Wetter spielt uns auch einen Streich, Samstag und Sonntag ist es trüb und es regnet auch immer mal wieder.

Unlustig schleichen wir herum, sogar zum Fotografieren bin ich zu bequem, ausserdem hat sich auf meine Speicherkarten schon wieder ein Virus eingenistet - das war in Sta. Elena, ich weiss es ganz genau! Deshalb gibt es heute ausnahmsweise mal keine Fotos.

Einerlei - die interessantesten Objekte in Pto. Viejo hätte ich ohnehin nicht ablichten wollen!

Trotzdem einiges in aller Kürze:
Wir sind nun in Puerto Viejo angekommen, einige Kilometer südlich von Cahuita. Der Ort ist grösser, es gibt mehr Touristen, es ist mehr los.
Trotzdem auch hier: die Strassengräben zugemüllt, die Strände ungepflegt, an jeder Ecke ein zugedröhnter Kiffer oder eine fertige Saufnase - nur eben um 10 - 20 Jahre jünger als in Cahuita.
Damit sind keineswegs (nur) die einheimischen Rastafaris gemeint, nein den Grossteil dieser erlesenen Klientel bilden Aussteiger und auch Touristen, die sicher nicht wegen der tollen Palmen hier sind.

"Cahuita haben wir schon geschafft, jetzt machen wir eben in Puerto Viejo weiter. Und wenn es in ein paar Jahren hier auch soweit ist bleibt uns ja noch Manzanillo! Das Leben ist schön, wir denken nicht an morgen..."

Selbstverständlich habe ich vollstes Verständnis für den schlechten Zustand des Ortes. Versucht doch mal einem von diesen zugezwitscherten Kameraden beizubringen seinen Müll nicht an Ort und Stelle fallenzulassen, wenn er nichtmal sich selbst sauberhalten kann!
Da bringt man eher einem Affen bei nicht mit seiner eigenen Scheisse zu schmeissen...

Ja, ihr seht schon: auch mit diesem Ort können wir uns nicht wirklich anfreunden. Obwohl hier viel los ist, wir haben ein gutes Hostel mit einem sehr herzlichen Besitzer gefunden (Roberto repariert lieber den ganzen Tag Schlösser, Lampen und ähnliches, statt auf der Welle mitzureiten). Auch das Essen ist grandios, die Karibische Küche ist wirklich phänomenal.

Am Strand zu liegen macht weniger Spaß, alles was angeschwemmt wird bleibt liegen, dazu kommt noch der ganze Müll... Geteert ist nur die Hauptstrasse, alles andere verwandelt sich bei jedem tropischen Regenguß in eine Schlammwüste. Was macht die Regionalverwaltung? Kaum zu glauben daß Puerto Viejo der wichtigste Badeort von Costa Rica an der Karibikküste sein soll!

Ja, ich weiss - wir sollten nicht jammern...
Und es ist ja bei weitem auch nicht so schlimm, wie es sich in den oberen Zeilen anhören mag.

Trotzdem, zur Illustration noch eine kleine Story:
Wir brauchen nochmal frische Kleidung, deshalb suchen wir eine Wäscherei. Bis dato gab es in jedem kleinsten Kaff sowas an jeder Ecke.
Nicht so in Puerto Viejo!
Vielleicht legt das übliche Publikum auf Hygiene nicht so einen grossen Wert, ich weiss es nicht. Jedenfalls, geben muss es sowas, also fragen wir uns durch. Nichts genaues weiss keiner, aber irgendwann stehen wir vor einem Gitterzaun, dahinter eine alte Holztheke und an der Wand einige alte Waschmaschinen.
Hier scheinen wir richtig zu sein, es ist aber keiner da.

Also versuchen wir es eine Stunde später nochmal, jetzt läuft ein kleines Mädchen herum und der Zaun ist offen. Wir sind also rein, das Mädel ruft so etwas wie:"Papa, Papa!" und dann biegt etwas um die Ecke, was ich so noch nicht gesehen habe!
Es taucht der versiffteste Kiffkopf auf, den die Welt je gesehen hat, stoned bis unter die Haarspitzen! Seine Pupillen tanzen Ringelreia, trotzdem schafft er es ein paar Worte herauszubringen. Am liebsten würden wir wieder gehen, aber wir sind ja nicht voreingenommen und jeder verdient seine Chance...

Irgendwas von "in 2 Stunden" sagt er. Nein, Amigo - stress dich nicht! Wir wollen dich nicht hetzen, lass dir ruhig Zeit bis zum Abend.

Am Abend gehen wir da wieder hin, hoffentlich stören wir ihn nicht bei irgendwas Wichtigem! Es ist wieder abgeschlossen, doch es brennt noch Licht und deshalb machen wir uns bemerkbar.
Wieder taucht er nach einer Weile auf und - Leck mich fett - es geht noch schlimmer! Jetzt hat er nur Boxershorts an, die dürfte seit Silvester sein engster Freund sein. Sinnigerweise ist der Eingriff hinten, so kann er in Windeseile - ach, keine Ahnung warum er das hinten hat.

Die Haare stehen ihm noch mehr zu Berge als nachmittags, er murmelt irgendwas und die Augen bringt er jetzt gar nicht mehr auf. Wir bezahlen und schauen dass wir Land gewinnen...
Zu Hause packen wir die Wäsche aus - eine Katastrophe! Wahrscheinlich einmal durch den Bach gezogen, denn der meiste Dreck ist noch dran. Ein T-Shirt ist jetzt ganz gelb, ich will gar nicht dran denken wie das entstanden sein könnte.

Wir haben genug von soviel Love & Peace und reisen einen Tag früher ab...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 1/2 Wochen in Nicaragua und Costa Rica
Details:
Aufbruch: 17.01.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 11.02.2010
Reiseziele: Nicaragua
Costa Rica
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.