Nicas und Ticos - Jan/Feb 2010
Costa Rica: Kopfüber in Monteverde
Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.
Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
Verdammt.
Jetzt habe ich ein Problem.
Ich kann doch nicht schon wieder den alten Hut vom "perfekten Tag" hervorkramen...
Also eben ganz normal, der Reihe nach:
Wieder mal sind wir um 6:00 aus den Federn (nach dem Urlaub werden wir endlich mal ausschlafen können), denn wir wollten in die Reserve Santa Elena, in den Nebelwald.
Der Weg führt aus dem Ort raus, nochmal einige Kilometer steil bergauf, auf einer schlammigen Buckelpiste mitten hinein in die Wolken. Als wir die Reserva erreichen müssen wir noch den Eintritt bezahlen und uns eintragen.
Es stellt sich heraus dass der Mann am Schalter Deutsch spricht.
Eine Gelegenheit die meine Frau nicht ungenutzt verstreichen lassen kann: In perfektem Hochdeutsch fragt sie nach "Gummelstiefeln", die wir dann auch bekommen.
Es nieselt, es tropft, es ist naß.
Und dann treten wir ein in einen Märchenwald, es ist als ob wir eine andere Welt betreten würden!
Eine Welt in der Feen und Elfen, Trolle und Kobolde zu Hause sind.
Wir gehen die ersten Schritte, alleine, denn wir sind die Besucher Nr.2 und Nr.3 an diesem Tag.
Über den Wäldern schweben Nebelschwaden und wir gehen ganz langsam, um keinen Kobold bei seinem Tun zu verschrecken.
Fast 3 Stunden dauert unser Gang durch den Zauberwald und am Ende sind wir dank des Regenschutzes halbwegs trocken geblieben.
Dieses possierliche Tierchen aus der Gattung der Blautrolle ist sehr scheu. Es zeigt sich nur selten, meistens nachts zur Futteraufnahme.
Fast 3 Stunden dauert unser Gang durch den Zauberwald und am Ende sind wir dank des Regenschutzes halbwegs trocken geblieben.
Schnell noch die Gummelstiefel zurückgegeben und dann wieder ins Hotel.
Viel Zeit zum Ausruhen bleibt danach nicht, für den Nachmittag steht Canopy auf dem Programm!
Das ist das, wo man an einem Stahlseil hängend durch die Gegend schwebt.
Shai, der Israeli, hat uns "Extreme Canopy" empfohlen, das soll das krasseste sein (es gibt 5 verschiedene im Monteverde-Gebiet).
Also - wenn schon denn schon - Extreme Canopy!
Und weil wir schon da sind buchen wir gleich den "Superman" mit, dazu später mehr.
Es ist nicht so, dass man 1x über irgendein Kabel runterrutscht, wer das denkt liegt falsch. Bei uns waren es 15 Kabel, 5 davon extrem lang, zwischen 425 und 1000(!) Meter. Inklusive 2 "Überraschungen".
Nach dem ersten Schock geniessen wir es, wir schweben alleine oder 2x auch gemeinsam über ein weites Tal, sicher 100 oder 200m über dem Boden.
Dann wieder, auf den kurzen Stücken, mitten durch den Wald. Nur auf´s Bremsen sollte man nicht vergessen! Gell Christa...
Fast am Ende der Runde werden wir 30m abgeseilt, mit einem Affenzahn. Als ich denke mir kommt der Magen samt Inhalt zum Hals raus bin ich auch schon unten!
Dann folgt das nächste Highlight: Der Tarzan-Swing!
Man wird von einer Plattform gestossen, fällt ein Stück und schwingt dann 60m durch die Luft.
In der Gruppe hatten wir 4 Damen. 3 davon verweigern sofort.
Die 4. ist Christa.
Ehe sie checkt worum es geht ist sie mit dem Karabiner schon befestigt. Sie spreizt sich und stemmt sich dagegen, es braucht 2 Guides um sie in die Tiefe zu stossen!
Sie fällt, schwingt vor, mit verzerrtem Gesicht zurück, wieder vor und als sie nochmal zurückkommt lacht sie schon wieder.
Dann komme ich an die Reihe, ich stelle mich vorne hin und als mich die Muchachos stossen rutscht mir das Herz in die Hose (beinahe auch mehr, werte Leser, das dürft ihr gerne glauben...)!
Ich schreie wie am Spieß als ich schwinge, zuerst vor Erleichterung dass ich noch am Leben bin, dann ist es das pure Adrenalin.
Und ganz am Ende wartet der Höhepunkt: Das 1000m-Kabel!
Wer es gebucht hat wird mit dem Kopf nach vorne, wie Superman, an das Seil geschnallt.
Dann geht die Reise los, ganze 1000 Meter lang, hoch über dem Tal.
Freunde, ich sage euch: Ich habe selten etwas schöneres erlebt!
Ganz still schwebt man dahin, nur das leise Sirren des Laufrades stört die vollkommene Ruhe. Man glaubt fliegen zu können, einem Vogel gleich.
Ich breite die Arme aus und geniesse, geniesse, geniesse...
Und jetzt wissen wir auch warum hier im Ort fast jeder - trotz Sauwetter und Orkansturm - grinst wie ein Honigkuchenpferd.
Aufbruch: | 17.01.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 11.02.2010 |
Costa Rica