Kulturland TÜRKEI - 2010
Karadut / Türkei
"Cennet ve Cehennem" - Himmel und Hölle
Erdmutter Gaia brachte hier das feuerspeiende, hundertköpfige Ungeheuer Typhon zur Welt.
Blick in die "Hölle" - In der Antike galt dieser Ort als Eingang zum Hades. Ein Abstieg ist unmöglich, die senkrecht abfallenden Felswände lassen höchstens einen Sprung zu ...
Von Kizkalesi aus machten wir eine Fahrt nach Olba, das spätere Diokaisareia (heute Uzuncaburç) - eine antike Stadt in Kilikien in der heutigen Türkei.
Das 14.500 ha große Göksu-Delta, teilweise Nationalpark, ist ein Natur-Paradies für Vögel und Pflanzen.
In Gölbasi bekamen wir von dem netten, deutschsprechenden Pächter nicht nur kostenlos Tee serviert, sondern auch viele gute Tipps für unsere Fahrt um Nemrut Dagi!
Mittwoch, 12. Mai 2010 13. Tag Karadut/Türkei
Heute haben wir besser geschlafen, denn die Klimaanlage funktionierte. Früh sind wir wach, können so in Ruhe alles packen und das Motorrad laden, ehe wir das sehr gute Frühstück genießen. Unser Ziel heute heißt "Nemrut Dagi". Der 2.200 m hohe windumtoste Gipfel ist der größte Grabhügel der Welt, riesige Köpfe aus Stein bewachen ihn, erschaffen als Götterverehrung und zur Selbstvergötterung, die der kommagenische König Antiochos I. für sich selbst geschaffen hat.
Das Reich von Kommagene
entwickelte sich als Puffer zwischen Römern und Parthern. Seine größte Macht entfaltete es unter Antiochos I. (69-34 v. Chr.). Dieser verwaltete ein reiches Königsreich, sonst hätte er dieses Grabmonument nicht bauen können. Das Grabmal besteht aus einer Geröllaufschüttung mit einem Durchmesser von 150 m und einer Höhe von 50 m. Der Hügel, dessen Besteigung verboten ist, ist umgeben von drei Terrassen im Norden, Westen und Osten. Auf der westlichen und östlichen Terrasse sind große Götterstatuen und Stelen zu sehen, die König Antiochos in Gesellschaft mehrerer Götter darstellen. Um Platz für die Errichtung des Heiligtums zu schaffen, wurden rund 200.000 m³ massiver Fels abgetragen. Links der westlichen Terrasse ist noch ein 10 m hoher Rest des ehemaligen Gipfels zu sehen. Im Laufe der Zeit haben Erdbeben, Unwetter und der Mensch dafür gesorgt, dass die einstmals 8-10 m hohen Statuen heute kopflos stehen und ihre Häupter durcheinander gewürfelt am Boden liegen. Im Hügel wird eine Grabkammer vermutet, die allerdings ungeachtet vieler Versuche, in das Innere des Hügels vorzudringen, bis heute nicht nachgewiesen wurde. Die Altäre und riesigen Statuen bieten, besonders bei Sonnenauf- und -untergang, ein beeindruckendes Bild.
Um 8.30 Uhr fahren wir los, über die Autobahn, die durch landwirtschaftlich genutzte Gegenden führt. Die Türkei hat ca. 78 Mio. Einwohner. Diese leben von den im Land hergestellten und erwirtschafteten Nahrungsmitteln. Eines der wenigen Länder, wo das möglich ist. Ihre Armee - eine der größten der Welt - umfasst ca. 700.000 Mann. Wir erleben die Militärs immer sehr freundlich zu uns. Vielleicht, weil wir die türkische Flagge am Motorrad haben. Überall sehen wir blühenden roten und weißen Oleander, gelben Ginster. Und es laufen Männer herum, die Unkraut jäten und Müll einsammeln. Gegen 11.30 Uhr halten wir an einer der schönen Raststätten an der Autobahn, mit Park, Spielsplatz und vielen schattigen Bäumen. Was auffallend ist, es liegen Stofftischdecken auf den Tischen, kein Plastikzeug. Ab Bahce fahren wir durch eine schöne Hochebene bis Narli. Bei Pazarcik kommen wir an einem türkisfarbenen See vorbei, ganz herrlich anzusehen. In Gölbasi unterhalten wir uns an der Tankstelle mit dem Pächter. Er lebte und arbeitete 10 Jahre in Frankfurt. Er bot uns Tee an und gab uns einige Tipps. Über Adiyaman/Kahta fahren wir eine Runde durch den Nemrut Dagi Nationalpark. Dabei passieren wir einige kleine Dörfer mit vielen Kindern auf der Straße, die wohl nicht zur Schule gehen. Eine Gruppe scheint uns nicht zu mögen. Sie heben Steine auf. Rolf gibt Gas und Gott sei Dank sind wir schnell vorbei. An der Straße nach Eski Kahta überspannt eine unter Kaiser Septimus Severus (194-211) erbaute Brücke den Cendere Suyu, den antiken Fluss Chabinas. Ca. 1.800 Jah-re tat sie ihre Dienste, bis ein vollbeladener Tanklaster sie zum Einsturz brachte und sie wieder aufgebaut werden musste. Für den Verkehr ist sie seither ge-sperrt. Auf der alten Brücke treffen wir eine Gruppe junger Männer, die mir eine Flasche Fanta anbieten. Es ist sehr heiß und ich freue mich über die nette Geste. Die Rundstraße, die wir befahren ist abenteuerlich: voller Löcher, Hühner, Ziegen, Esel, Kühe etc.. Wir erreichen den Karakus Tumulus, einen künstlichen Grabhügel aus geschottertem Stein (Höhe ca. 35 m), den der kommagenische König Mithradates II. (36-20 v. Chr.) für seine Mutter und andere weibliche Angehörige des Königshauses anlegen ließ. Die Grabkammer wurde leider schon in der Antike ausgeraubt. Im Nordwesten findet sich die Löwensäule, im Nordosten eine Stiersäule und im Süden die am besten erhaltene Säule mit einem Adler. Auch wenn man nur noch Überreste sieht, so sind sie doch sehr beeindruckend. Später sehen wir noch den riesigen Atatürk-Staudamm. Der Euphrat wurde zu einem über 800 qm großen See mit 8 Wasserkraftwerken aufgestaut. Allein mit diesem Damm können 882.000 ha Land bewässert werden Nutznießer ist u. a. die einst karge Ebene zwischen Urfa und Harran Um diese Region zu erreichen, wurden die längsten Wassertunnel der Welt gebohrt. Seit 1995 haben sich die Erträge pro Hektar verdreifacht. Die Region konnte aufatmen. Der Atatürk-Staudamm ist eines der Projekte des GAP, das Zauberwort für "blühende Landschaften" in Südostanatolien. Es sieht den Bau von 22 Staudämmen und 19 Wasserkraftwerken vor Gestaut werden die Flüsse Euphrat und Tigris. Im Jahr 2010 wird das Mammutprojekt (Kosten ca. 32 Milliarden US-Dollar) abgeschlossen sein. Die Region besitzt nun Energie, neue Anbauflächen durch künstliche Bewässerung und ca. 150 alte Dörfer weniger. Aber es gibt auch viele Nachteile. Naturschützer sorgen sich um eine Versalzung des Bodens, Gesundheitsbeauftragte um die Ausbreitung der Malaria, Archäologen um die Überflutung antiker Ausgrabungsorte. Um 18.10 erreichen wir Karadut, ein kleines Dorf in der Nähe des Nemrut Dagi. In einer Mini-Pension treffen wir einen anderen Biker aus Italien. Das Zimmer ist winzig, nicht besonders sauber, die Handtücher schmutzig. Das hab ich bei Ankunft vor lauter Müdigkeit nicht richtig gesehen. Beim Duschen stand alles unter Wasser und das Abendessen (Huhn mit Reis, kleiner Salat) ist auch nicht besonders lecker. Leider ist der Pensions-besitzer, ein Kurde, einer der wenigen Türken, die wir erlebt haben, die versuchen, Touristen über den Tisch zu ziehen: Das Zimmer will er 2x kassieren, dazu berechnet er separat Frühstück und Abendessen zu einem fürstlichen Preis. Aber nicht mit mir, ich bin inzwischen wieder wach und so zahlen wir nur den mit dem Sohn vereinbarten Preis. Wir sitzen lange draußen und unterhalten uns mit Carlo, der noch eine weite Reise vor sich hat.
Gefahrene Meilen 365 (588 km).
Die römische Brücke über den Cendere Suyu wurde unter Kaiser Septimius Severus (194 - 211) errichtet. Einst flankierten 4 Säulen die Brücke.
Die Adler-Säule auf dem Karakus-Tumulus - die Größe kann man hier gut erkennen. Rolf ist ja nicht gerade ein Zwerg.
Durch eine schöne Schlucht gelangten wir nach Karadut (Mini-Dorf), von wo wir auf den Nemrut Dagi fuhren.
Aufbruch: | 30.04.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 01.06.2010 |
Griechenland
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