Kulturland TÜRKEI - 2010
Diyarbarhir / Türkei
Arsameia - das am besten erhaltene Dexiosis-Relief von Kommagene. Es zeigt einen der beiden Könige, Antiochos oder Mithridates, beim Handschlag mit dem nackten Herkules.
Atatürk-Stausee
Der Euphrat wurde zu einem über 800 qm großen See mit 8 Wasserkraftwerken aufgestaut. Mit diesem Damm können 882.000 ha Land bewässert werden.
Diyarbakır besitzt eine der größten und besterhaltenen Befestigungsanlagen der Welt. Sie besteht zum größten Teil aus Basalt und wurde unter Konstantin II. angelegt
Donnerstag, 13. Mai 2010 14. Tag Diyarbakir/Türkei
Da es nachts zu warm war, hab ich wenig geschlafen. Die Fenster konnten wir wegen der Mückenplage nicht öffnen. In solchen "Hotels" fühle ich mich einfach nicht wohl. Schon um 5.30 Uhr bin ich auf, wasche mich und zieh mich an. Je schneller wir hier wegkommen, desto besser. Es muss ja kein Luxushotel sein, aber wenigstens sauber sollte es sein. Wir befinden uns hier in Südostanatolien. Dieses erstreckt sich südlich des Taurusgebirges vom Mittelmeer zum Iran und im Süden bis zur syrischen und irakischen Grenze. Geografisch gehört die Region zu Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Es ist im Osten der Schauplatz von Karl Mays "Durchs wilde Kurdistan". Nach dem Frühstück fahren wir ins Dorf und suchen einen Fahrer, der uns auf den Nemrut Dagi bringt. Rolf handelt mit einem Fahrer einen ei-nigermaßen akzeptablen Preis aus. Der Fahrer bringt uns mit seinem klapprigen Auto bis zu einem Cafe unterhalb des Gipfels vom Nemrut Dagi. Von hier geht es sehr steil ca. 600 m auf den Gipfel, den wir ganz allein für uns haben. Rolf macht viele Bilder von den beeindruckenden Tierköpfen. Gegen 10.15 Uhr sind wir zurück im Dorf und erfrischen uns mit Wasser. Es ist schon sehr heiß. Nun geht es über eine sehr holprige Straße voller Löcher und herumlaufender Tiere nach Arsameia (gegründet im 3. Jahrh. v. Chr.) am antiken Fluss Nymphaios. Arsameia war Residenzstadt des Königreichs Komma-gene. Es ist vor allem bekannt durch das Hierothesion (heilige Kult- und Grabstätte für Angehörige des Königshauses) von König Mithradates I. Kallinikos, das ihm sein Sohn und Nachfolger Antiochos I. dort errichtete. Besonders berühmt ist der rechte Teil einer Dexiosis (Handschlag-Relief), die Antiochos oder Mithradates beim Handschlag mit dem Sonnengott Mithras zeigt. Mit dieser im ganzen Reich Kommagene verbreiteten Art der Darstellung stellt Antiochos sich und seine Angehörigen mit den Göttern auf eine Stufe. Das am besten erhaltene Dexiosis-Relief zeigt einen der beiden Könige Anti-ochos oder Mithradates beim Handschlag mit dem nackten Herakles, kenntlich gemacht durch eine Keule. Wir verlassen diese interessante Stätte und fahren zum Atatürk-Stausee, wo wir im Schatten auf die Fähre warten, die uns übersetzt. Das ist eine abenteuerliche Angelegenheit, aber wir kommen heil auf die andere Seite. Auf der anderen Seite fängt eine schlimme "Straße" an, voller Schlaglöcher und wir haben kaum noch Benzin. Doch auf den letzten Tropfen erreichen wir Siverek. Es ist so heiß, dass wir an der Tankstelle gleich eine Flasche Wasser leeren. Von Siverek aus verändert sich die Landschaft. Wir durchfahren eine weite grüne Hochebene mit vielen Steinen. Ziegen, Schafe, Esel und Kühe grasen dort. Die Herden werden von Kindern gehütet, d. h., diese Kinder gehen nicht in die Schule, obwohl in der Türkei 8 Jahre Schulpflicht herrscht. Dann erreichen wir Diyarbakir (ca. 1,5 Mio. Einwohner), das historische Amida, die heimliche Hauptstadt der Kurden und das Tor zum Orient. Diyarbakir liegt auf einem Basaltplateau am rechten Tigrisufer. 3-fache schwarze Basaltmauern umgeben die Altstadt und verleihen ihr ein wehrhaftes Aussehen. Diese Stadtmauern, mit 16 Haupttürmen und 5 Toren, gehören zu den längsten der Welt. Es gibt auf unserer Fahrt so viel zu sehen, aber die Zeit reicht nicht aus, alles anzuschauen. Diyarbakir ist eine riesige moderne Stadt, deren Geschichte aber bis um 3.000 v. Chr. zurückgeht. Viele Völker, u. a. die Assyrer, Perser, Römer und auch die Mongolen, nannten die Stadt ihr Eigen. Anfang des 20. Jahrh. kam es zu ersten Kurdenaufständen. In den 1980ern und 90ern eskalierte die Situation, hier war das Zentrum des kurdischen Widerstandes. Erst seit 2002 ist der Ausnahmezustand aufgehoben. Der Krieg (1984-1999) hat der Stadt sehr geschadet. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch (mehr als 40 %). Wir müssen uns durch den enormen Verkehr schlagen, bis wir in der Altstadt gegen 17 Uhr das Hotel Kaplan finden, wo Rolf sein Motorrad in der Tiefgarage sicher unterbringen kann. Ich bin immer wieder erstaunt, wie Rolf trotz Verkehrschaos und ohne Navi alles findet. Aufgrund der Hitze ist auch heute wieder große Wäsche angesagt. Nach der Dusche fühlen wir uns wohler. Durch die staubigen Straßen, manchmal nur Schotter, sind wir am Abend immer sehr dreckig. Als erstes suchen wir das Lokal Sarmasik, wo wir zu Abend essen: Rolf hat Eierstichsuppe, dann gibt es einen tollen Salat und Adana Kebab (scharf gewürzte Hackfleischspiesse) bzw. Huhn/Lamm-Kebab für mich, 4 Flaschen Wasser. Kosten 11,50 Euro. Nachdem Rolf auch den letzten Krümel des leckeren Fla-denbrotes verputzt hat, machen wir noch einen Bummel an der Stadtmauer entlang, sitzen auf einer Bank und Beobachten das Treiben der Menschen. In einer Apotheke wollten wir ein Mückenschutzmittel kaufen. Es kostete 2,50 Türk-Lira, darum wollte Rolf gleich 2 Flaschen nehmen. Doch der Apotheker dachte, Rolf wolle den Preis auf 2 Türk-Lira runterhandeln! Endlich kam ein anderer Mitarbeiter, mit dem wir uns verständigen konnten. Wir haben noch lange über den Vorfall gelacht. Viele Schuhputzer sind auf den Straßen zu sehen. Mir fällt auf, dass die Männer meist sehr elegante Schuhe tragen. Was bedrückend ist, an Müllhalden sieht man Kinder und Frauen, die nach Essensresten suchen. Es gibt sehr viele arme Menschen hier. Erst spät gehen wir ins Hotel zurück, welches zwar altmodisch eingerichtet, aber sauber ist.
Gefahrene Meilen: 137 (221 km).
Aufbruch: | 30.04.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 01.06.2010 |
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