Kulturland TÜRKEI - 2010

Reisezeit: April - Juni 2010  |  von Uschi Agboka

Afyonkarahisar / Türkei

Die Karawanserei Sultanhani ist sicher die besterhaltene der ganzen Türkei.

Die Karawanserei Sultanhani ist sicher die besterhaltene der ganzen Türkei.

Sultanhani wurde 1229 erbaut. Sie liegt zentral an der historischen Seidenstraße und am Seldschukischen Karawanenweg.

Sultanhani wurde 1229 erbaut. Sie liegt zentral an der historischen Seidenstraße und am Seldschukischen Karawanenweg.

Afyon - Hochburg des Opiumanbaues.
Allerdings heute staatlich kontrolliert, für pharmazeutische Zwecke.

Afyon - Hochburg des Opiumanbaues.
Allerdings heute staatlich kontrolliert, für pharmazeutische Zwecke.

Hotel Soydan in Afyonkarahisar - hier haben wir übernachtet. Das Hotel ist sehr zu empfehlen.

Hotel Soydan in Afyonkarahisar - hier haben wir übernachtet. Das Hotel ist sehr zu empfehlen.

Der nette Besitzer des Hotels Soydan in Afyonkarahisar.

Der nette Besitzer des Hotels Soydan in Afyonkarahisar.

Blick von unserem Hotelfenster auf die Hauptstraße von Afyonkarahisar.

Blick von unserem Hotelfenster auf die Hauptstraße von Afyonkarahisar.

Das Motorrad steht in der Lobby des Hotels Soydan in Afyonkarahisar.

Das Motorrad steht in der Lobby des Hotels Soydan in Afyonkarahisar.

Sonntag, 23. Mai 2010 24. Tag Afyonkarahisar/Türkei

Früh um 6 Uhr auf, heißt es heute: Wir verlassen Kappadokien und fahren in das westanatolische Binnenland, Richtung Konya. Doch zunächst erleben wir einen herrlichen Sonnenaufgang und sehen über 30 Ballone aufsteigen. Bei strahlend blauem Himmel haben die Ballonfahrer heute gute Sicht. Nach dem guten Frühstück brechen wir auf. Da es nicht regnet, hoffen wir, gut voranzukommen. Gegen 10 Uhr erreichen wir Sultanhani.

Sultanhani
Inmitten der öden Hochebene, auf halbem Weg zwischen Konya und Aksaray an der D 300, liegt die größte Karawanserei in Kleinasien. Sie wurde 1229 unter dem seldschukischen Herrscher Kai Kobad I. erbaut und wuchs sehr schnell, aufgrund der zentralen Lage an der historischen Seidenstraße und am Seldschukischen Karawanenweg. Man betritt sie durch ein reich verziertes Portal im Nordosten und gelangt in einen rechteckigen Hof, in dessen Mitte eine kleine Moschee steht. Dem Eingangsportal gegenüber schließen an den Hofplatz die Stallungen an, deren Grundfläche in etwa der Hofgröße entspricht. Das Dachgewölbe der Stallungen tragen 32 Säulen, die den Raum in mehrere Schiffe gliedern. Hier lagerten die Tragtiere und in der kalten Jahreszeit auch deren Begleiter. Während der wärmeren Monate schlie-fen die Menschen auf dem Dach, das sie über Treppen an der Hofmauer erreichen konnten. In der Westecke des Hofes liegt das Hamam - das türkische Bad - und daran anschließend Vorrats- und Küchenräume sowie einige kleine Wohnräume. Auf der gegenüberliegenden Längsseite des Platzes befinden sich Lagerräume für die Waren. 1950 wurden viele Teile des Gebäudekomplexes durch ein Erdbeben zerstört, inzwischen sind sie aber wieder restauriert.

Leider gibt es am Eingang der Karawanserei viele aufdringliche, zum Teil sehr aggressive Romakinder, die unbedingt auf das Motorrad steigen wollen, die Helme anziehen wollen und total überteuerte Karten verkaufen. So müssen wir Sultanhani getrennt besichtigen, da wir das Motorrad mit all unseren Sachen nicht allein lassen können. Viele Bustouristen kommen hierher. Auch sie werden massiv von den Roma belästigt. Das erste Mal, das wir so etwas erleben. Heute ist es kalt und windig. Wir sind warm angezogen. Streckenweise erinnert die weitere Landschaft an Wyoming, endlose Straßen, menschenleer. Die Autobahn haben wir für uns allein. Unterwegs sehen wir eine Storchenkolonie. Einige Nester sind auf den Hochspannungsmasten gebaut. Herrlich, die Störche fliegen zu sehen, erinnert an Kindertage. Um 12.15 Uhr machen wir Teepause hinter Konya. Aber wir sitzen drinnen. Dann fahren wir weiter bis Afyon, der Hochburg des Opiumanbaues, staatlich kontrolliert. Der Opiumanbau besitzt im Orient eine lange Tradition. Vermutlich brachten die Assyrer das Wissen über Opiumgewinnung nach Klein-Asien. Schon vor 6.000 Jahren wurde die Pflanze als "Pflanze der Freude" bezeichnet, wie Inschriften beweisen. Die Araber sorgten für deren Verbreitung. Im Osmanischen Reich wurde z. T. der Lohn in Opium ausbezahlt. Heute werden um Afyon rd. 1/3 des weltweit legal für pharmazeutische Zwecke hergestellten Opiums angebaut. Um Missbrauch zu verhindern, werden die jungen Pflanzen schon geschnitten, bevor der narkotisierende Saft zu fließen beginnt. In den 1960ern war das noch anders. Das Drogen-Eldorado zog professionelle Drogendealer aus der ganzen Welt an. Es fängt wieder an zu regnen. Wir stellen uns an einer Tankstelle unter. Wir werden vom Besitzer ins Büro eingeladen, wo es schön warm ist und bekommen heißen Tee serviert. Weiter geht die Fahrt. Es wechseln riesige Mohnfelder mit Obstplantagen. Die Bauern verkaufen Erdbeeren, Aprikosen und Mini-Äpfel am Straßenrand. Gegen 16 Uhr erreichen wir Afyonkarahisar. Wir suchen und finden das schöne Hotel Soydan, +90 272 2152323, sehr empfehlenswert. Der Besitzer ist sehr freundlich und spricht perfekt Deutsch. Er gibt uns ein schönes Zimmer zum ermäßigten Preis. Lange Jahre hat er in Nürnberg gearbeitet. Das Hotel soll sicher in der Lobby(!) untergebracht werden. Das wird ein Abenteuer, das schwere Motorrad mit Gepäck (ca. 400 kg) über den hohen Bürgersteig und dann mehrere Stufen ins Hotel zu fahren. Der Besitzer holt Hilfe: einen Taxifahrer und einen Mann, der vorbeigeht. So schaffen es 4 Mann, das Motorrad anzuheben, so dass Rolf in die Lobby fahren kann. Mehmet, der Mann von der Straße, lebte auch in Nürnberg, 19 Jahre lang. Er war verheiratet mit einer Deutschen, hat 2 Töchter. Wegen einer Messerstecherei mit tödlichem Ausgang war er 4 Jahre in Deutschland im Gefängnis und wurde dann ausgewiesen. 5 Jahre darf er nicht einreisen. 3 Jahre sind um, 2 Jahre muss er noch warten, dann will er nach Deutschland zurück zu seiner Familie. Er erzählt uns die Geschichte ganz ohne Scheu. Wenn man ihn ansieht, würde man nicht glauben, dass dieser kleine nette Mann zum Messer greift. Heute war der 1. Tag, wo ich in der Türkei wirklich stark gefroren habe, zumal es sehr windig war und nur 13 Grad hatte. Im Wetterbericht haben wir gesehen, dass es wärmer wird, nicht regnet in Istanbul, wo wir morgen hinfahren wollen. Wir werden bei unserem Freund Hayrettin wohnen. Nachdem wir uns von dem Abenteuer, das Motorrad in die Lobby zu befördern, erholt haben, finden wir nach längerem Herumirren ein Lokal, wo die Kellner super aussehen und sehr freundlich sind, aber das Essen leider nicht besonders schmeckt. Anschließend besuchen wir noch ein Cafe, gegenüber unserem Hotel, wo Rolf ein süßes Teilchen isst, ich 4 kleine Trüffel, dazu gibt es Kaffee. Super lecker! Wir sehen noch ein bisschen fern und gehen dann früh schlafen.

Gefahrene Meilen: 276 (443 km).

Am nächsten Morgen: Das Motorrad muss aus der Lobby auf die Straße gefahren werden, 400 kg, nicht so leicht zu handhaben! Es darf ja nicht aufsitzen.

Am nächsten Morgen: Das Motorrad muss aus der Lobby auf die Straße gefahren werden, 400 kg, nicht so leicht zu handhaben! Es darf ja nicht aufsitzen.

Die "Experten" am Werk.

Die "Experten" am Werk.

3 "Fachleute" befolgen Rolfs Anweisungen ...

3 "Fachleute" befolgen Rolfs Anweisungen ...

Es ist geschafft, das Motorrad ist wieder auf der Straße und wir können nach Istanbul fahren!

Es ist geschafft, das Motorrad ist wieder auf der Straße und wir können nach Istanbul fahren!

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad von Niederbayern über Österreich, Italien, Griechenland in die Türkei und zurück über Griechenland, Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Kroatien, Österreich
Details:
Aufbruch: 30.04.2010
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 01.06.2010
Reiseziele: Italien
Griechenland
Türkei
Serbien
Montenegro
Kroatien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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