Kulturland TÜRKEI - 2010
Selcuk / Ephesus / Türkei
Die rote Halle diente der Verehrung des allmächtigen und universellen ägyptischen Gottes Serapis, der an die Stelle des Osiris trat.
Donnerstag, 6. Mai 2020 7. Tag Selcuk (Ephesus)/Türkei
Erst ruft der Muezzin, dann der Wecker um 7 Uhr. Wir lassen es gemütlich angehen und gehen um 8 Uhr zum Frühstück. Dieses ist wieder ein gutes türkisches Frühstück mit sehr gutem Kaffee. Der Besitzer der Pension lebte als Kind in Bulgarien. Dort waren die Türken verhasst und wurden verfolgt. So kamen sie später nach Bergama. Mit 23 ging er nach Stuttgart mit seiner Frau und arbeitete dort 16 Jahre in einer Fabrik. Mit 39 Jahren kam er zurück, weil der Vater - schon 85 Jahre - krank war. Und so eröffneten sie vor 20 Jahren die Pension, die aber nun mehr als renovierungsbedürftig ist. Das Städtchen Bergama selbst ist sehr gepflegt, viele Bäume, Blumen und überall wundervolle Rosen. Selbst an Tankstellen sieht man diese.
Bergama/Pergamon
ist eine Kreisstadt der Provinz Izmir nahe der Westküste Kleinasiens in der heutigen Türkei mit 57.947 Einwohnern. Während des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. stand hier das historische Pergamon, die Hauptstadt des Pergamenischen Reiches, das sich über große Teile des westlichen Kleinasiens erstreck-te. Die Ruinen sind Forschungsgegenstand und Ziel bedeutender Ausgrabungen, an denen auch das Deutsche Archäologische Institut seit langem beteiligt ist. Auf der Akropolis von Bergama gibt es eine Menge antiker Ruinen und einen tollen Ausblick über die Stadt. Hoch über dem antiken Pergamon ist der Trajans-Tempel das auffälligste Stück. Einige Meter unterhalb des Trajaneum stand einst die berühmte Bibliothek von Pergamon, die einst rund 200.000 Werke umfasste. Als die Bibliothek von Pergamon die von Alexandria zu überflügeln drohte, verboten die ägyptischen Könige kurzerhand die Ausfuhr von Papyrus. Die Einwohner von Pergamon besannen sich daraufhin auf die alte ionische Kunst, Schreibmaterial aus dünn geschabten Tierhäuten herzustellen. Da sich diese jedoch nicht wie Papyrus rollen ließen, schnitt man sie zu Seiten und band sie in einem ledernen Deckel zu einem Buch. So entstanden in Pergamon einige der ersten "Bücher" der Welt. Der heutige Name "Pergament" leitet sich übrigens von "Pergamon" ab. Das Theater, eines der steilsten der griechischen Antike, fasste 10.000 Zuschauer. Das berühmteste Gebäude, der Zeus-Tempel mit dem Pergamon-Altar, ist hingegen nicht mehr da. Er wurde im 19. Jahrh. mit Erlaubnis der damaligen türkischen Regierung nach Berlin geschafft und steht nun im damals eigens errichteten Pergamon-Museum. Heute erinnert nur noch das Fundament an ihn, weshalb er auch vehement zurückgefordert wird. Weitere Sehenswürdigkeiten der mittelgroßen Stadt sind die Rote Halle sowie das Asklepion, ein Kur- und Badezentrum aus römischer Zeit.
Wir besichtigen die Rote Halle. Sie gehört zu den größten römischen Bauan-lagen in Kleinasien, mehrere Hundert m im Durchmesser, 265 m lang. Der Ticketbeamte passt auf unser Motorrad und unsere Lederjacken auf, so können wir in Ruhe alles anschauen.
Rote Halle
Im Zentrum von Bergama erhebt sich unübersehbar die "Rote Halle." Sie war das Hauptgebäude eines rechteckigen Baukomplexes in der römischen Unterstadt Pergamons. Erbaut im 2. Jh. n. Chr. unter Kaiser Hadrian. Die rote Halle lag im Osten des heiligen Bezirks und war der wichtigste von drei Kultbauten. Wahrscheinlich wurden dort die ägyptischen Götter Isis, Serapis und Harpokrates verehrt. Es gab einen geheimen Gang, den die Priester benutzen, um so zu tun, als sprächen die Götter zu den Besuchern. Man sieht, schon damals wurden die Gläubigen betrogen. Südlich und nördlich von der roten Halle befanden sich jeweils Säulenhallen mit Wasserbecken. Davor standen zwei Rundtürme. Westlich lag ein großer ummauerter Hof in den von Westen her drei Eingänge führten. Das Heiligtum wurde über dem Fluss Selinos erbaut. Dafür mussten zwei aufwendige Tunnelgewölbe gebaut werden. Später wurde die Rote Halle in eine Kirche umgewandelt. Es ist nicht auszu-schließen, dass die Rote Halle - vergleichbar dem Tempel aller Götter in Athen - nicht nur ein pantheistisches Heiligtum, sondern auch ein Zentrum des Kaiserkultes gewesen ist.
Gegen 10 Uhr fahren wir Richtung Izmir, ein Moloch. Vor 20 Jahren, als Rolf kurz hier war, war die Stadt noch klein. Heute liegt eine riesige Dunstglocke von Abgasen über der Stadt. So machen wir, dass wir weg kommen. An einer schönen Raststätte machen wir Teepause. Es ist 12 Uhr und sehr schönes Wetter. Gegen 13.30 Uhr erreichen wir Selcuk und finden auf Anhieb die schöne Pension Barim (+ 90 232 892 6923), welche wir nur empfehlen können. Zwei Brüder mit ihren Frauen arbeiten in der Pension, 10 Zimmer (25 Euro incl. Frühstück/2 Personen), ganzjährig geöffnet. Es gibt 2 Töchter, 10 und 12 Jah-re und einen Sohn, 16 Jahre. Alle sind sehr gut erzogen, sehr höflich, hilfsbe-reit und freundlich. Es gibt einen wunderschönen Innenhof und die Zimmer sind mit vielen kleinen Dingen schön geschmückt. Das Bad ist sauber, was für mich immer wichtig ist. Auf dem Dach des Hauses nisten Störche, was Glück bringen soll. Nach dem Duschen setzen wir uns in den schönen Garten und essen die verbliebenen Reste: Brot, Schinken, Tomaten und Äpfel. Gegen 14.30 Uhr wandern wir in den Ort. Vom Busbahnhof aus genehmigen wir uns ein Taxi zu den Ausgrabungen von Ephesus.
Ephesus
War schon Weltstadt, als Athen noch tiefste Provinz und Rom noch nicht einmal gegründet war. In ihren besten Zeiten zählte die Metropole mehr als 250.000 Einwohner, für damalige Verhältnisse eine unglaubliche Zahl. Ephesus war die reichste Stadt Kleinasiens und wurde auch als "Bank Asiens" bezeichnet. Der riesige Hafen war das Eingangstor zu den Schätzen Anatoliens und Persiens. Die Stadt galt auch als Zentrum der Artemisverehrung und damit Wallfahrtsort ersten Ranges. Das Artemision, der riesige Artemistempel, wurde zu den sieben Weltwundern gezählt. Doch alles ist vergänglich: Als der Hafen versandete, ging die Stadt unter. Erst die Ausgrabungen (beginnend 1866) brachten Ephesus zurück. Auch wenn vieles nur Trümmer sind - an nur wenigen Orten der Welt wurde eine so intakte Stadtanlage ausgegraben. An manchen Tagen kommen bis zu 15.000 Besucher.
Wir nehmen uns Zeit, um die riesige Ausgrabungsanlage zu besichtigen. Eine nette Reiseleiterin erzählt eine Anekdote: Die Bibliothek und das Bordell lagen nah beieinander, so konnten die Männer sagen, wir gehen in die Bibliothek, stattdessen besuchten sie durch einen geheimen Gang das Bordell - ohne großes Aufsehen zu erregen! Wir treffen auf eine Schulklasse mit ihrem Lehrer, die sehr höflich sind und sich sehr freuen, dass wir sie fotografieren. Ca. 3 Stunden laufen wir durch Ephesus, machen hin und wieder Pause auf einem Stein im Schatten, sprechen mit Engländern bzw. Iren, die auf Kreuzfahrt sind und die historischen Städte besuchen. Es gibt viele englische Gruppen, gut gekleidet, Franzosen, meist gut gekleidet und Amis, oft fürchterlich anzusehen. Ein alter Mann läuft halbnackt durch die Gegend, krebs-rot von der starken Sonne verbrannt. Man sieht fast seine ...Falte. Der Reiseleiter hätte da einschreiten müssen, respektlos und auch geschmacklos an solcher Stätte. Auch viele Frauen waren halbnackt und durch die Sonne verbrannt. Vielen Türken mit Familie hat das gar nicht gefallen. Es waren 28 Grad bei leichtem Wind. Für die Besichtigung dieser wunderbaren Stadt muss man sich Zeit nehmen, um alles auf sich wirken zu lassen. Nach 18 Uhr sind wir zurück in der Pension. Wir haben Schafskäse, Tomaten, Brot, Wasser und türkischen Wein gekauft. So speisen wir gemütlich im schönen Innenhof, ein Springbrunnen sorgt für weitere Romantik. Wir genießen das schöne Wetter, die schöne Umgebung, den herrlichen Abend. Morgen soll es weiter nach Süden gehen, nach Daylan. Dort wollen wir uns u. a. die Felsgräber anschauen.
Gefahrene Meilen: 109,5 (176 km).
Ephesus:
Das erste Gebäude innerhalb der Mauern ist das relativ gut erhaltene Odejon (Ratskammer) mit den halb-kreisförmig angeordneten Sitzen.
Das bedeutenste Bauwerk der Stadt ist sicher die Celsusbibliothek. Sie ist eigentlich ein Grabbau, der vom Sohn des Prokonsuls Tiberius Julius Celsus (117-125) errichtet wurde.
Aufbruch: | 30.04.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 01.06.2010 |
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