Kulturland TÜRKEI - 2010
Peje / Kosovo
In der Nähe von Peje (Pec) - Kosovo.
Das "Hotel" macht doch einen sehr guten Eindruck, oder?
Leider fehlten im Bad die Wasseranschlüsse an den Waschbecken!
Peje (Pec) - Kosovo:
Im nahegelegenen Restaurant der Hotel Villa haben wir fürstlich zu Abend gegessen.
Freitag, 28. Mai 2010 29. Tag Nähe Peje/Kosovo
In der Nacht höre ich 2 x verdächtige unbekannte Geräusche. Lizzy, der Wachhund, bellt. Doch es ist alles in Ordnung. So kann ich beruhigt weiterschlafen. Um 6 Uhr starten wir in einen weiteren Tag. Das Hotelzimmer (40 Euro) ist wirklich super, geschmackvoll und schön eingerichtet. Es soll ein herrlicher Tag heute werden. Rolf lädt das Motorrad und ich spiele mit Lizzy. Die hat einen Narren an mir gefressen. Um 7.30 Uhr gibt es ein gutes Frühstück. Dann fahren wir über die Grenze nach Mazedonien, Richtung Skopje, weiter in den Kosovo (Pristina). Wir umfahren Albanien: Erstens meist schlechte Stra-ßen und zweitens wegen häufiger Überfälle nicht ungefährlich. Von Pristina aus soll es gen Westen nach Montenegro und hinab zum Meer gehen, nach Kroatien. Rolf kennt die wunderschöne Küstenstraße. Und so hoffen wir dort auch auf schönes Wetter. Die Fahrt durch Mazedonien ist wunderschön. Gute Straßen, sehr viel unverbaute Natur, große Weinanbaugebiete, herrliche Täler und Berglandschaften. Hübsche kleine Häuser, ohne Müll herum, säumen die Straßen, die gepflegt und sauber sind. Das ändert sich schlagartig, als wir gegen kurz vor 11 Uhr in den Kosovo einreisen: Viel Müll und Schmutz ist überall zu sehen. An der Grenze muss Rolf 20 Euro für eine separate Versicherung für das Motorrad im Kosovo zahlen. Die reinste Abzocke. Das erste Teilstück durch den Kosovo führt durch eine enge tiefe Schlucht, landschaftlich wunderschön. Doch dann kommt der Albtraum: Autofriedhöfe, schlechte holprige Straßen, ein Dorf nach dem anderen. Die ganze Straße ist eine Baustelle. Wir passieren das Amselfeld, ein etwa 70 km langes und 15 km breites fruchtbares Senkungsfeld im Dinarischen Gebirge.
Die Schlacht auf dem Amselfeld
fand im 1389 auf dem Amselfeld im Kosovo statt. Die Serben unter ihrem Zar Lazar verloren diese Auseinandersetzung gegen die Osmanen unter Murad I. Dieser wurde während der Schlacht von einem serbischen Soldaten getötet, der in das osmanische Lager eingedrungen war. Zar Lazar I. von Serbien wurde gefangen genommen und hingerichtet. Auf der serbischen Seite kämpften verbündete Albaner, Bulgaren, Bosnier, Makedonier, Polen, Ungarn und "Mongolen". In der Schlacht starben 77.000 Menschen. Sie leitete den Untergang des alten Großserbischen Reiches ein und ermöglichte dem Osmanischen Reich die Eroberung der Balkanhalbinsel: Ihre Auswirkungen sind noch in den Konflikten der Gegenwart zu spüren. Eine zweite Schlacht am 19. Oktober 1448 bei der Murad II. die Türken befehligte, brachte die gänzliche Niederlage der Serben. Die Schlacht wird von zahlreichen Legenden begleitet und ist Teil der serbischen epischen Gedichte im Kosovo-Zyklus. Als Erinnerung an den Tag der Schlacht dient der Vidovdan, der am 15. Juni/ 28. Juni in Serbien gefeiert wird. Fürst Lazar, dessen Gebeine sich heute wieder in seinem Mausoleum im Kloster Ravanica befinden, ist einer der wichtigsten Heiligen der serbisch-orthodoxen Kirche.
Vom wunderschönen Palace-Hotel hat man einen "atemberaubenden" Blick auf riesige Autofriedhöfe! So geht es weiter bis Mitrovica. Von hier geht es Richtung Serbien. Die Straße ist zwar eine Katastrophe, doch landschaf-lich wunderschön, entlang an einem riesigen Stausee, kaum bewohnt. Doch auch hier verschandeln Menschen die Natur: Sie schmeißen Müll einfach ir-gendwo hin, teilweise auch in den schönen See. Häufig brennt der Müll und es stinkt entsetzlich. Wir fahren durch dunkle Tunnel, ohne Licht, voller Schlaglöcher. So erreichen wir die Grenze nach Serbien. Dort verwehrt man uns die Einreise. Für Serbien gehört der Kosovo noch zu Serbien (die Unabhängig-keitserklärung des Kosovo erkennt Serbien nicht an). Uns fehlt der offizielle Einreisestempel für Serbien, d. h., vom Kosovo kann man nirgendwo nach Serbien einreisen. Der Offizier, der uns alles sehr gut in Englisch erklärt, ist sehr freundlich. Man merkt ihm an, dass es ihm unangenehm ist, uns zurück zu schicken. So müssen wir, um nach Montenegro zu kommen, einen Umweg von fast 150 km fahren. Bei der Einreise in den Kosovo hätte man uns darüber informieren müssen. Entsetzlich diese politischen Streitereien. So müssen wir nun die schlechte Straße zurück fahren. Unterwegs machen wir um 14.20 Uhr Pause. Wir haben genug vom Gehoppel auf der Piste. Es geht nun zurück nach Mitrovica. Dort tanken wir und erhalten Rat, wie wir am besten nach Pec finden. Allein hätten wir den Weg nie gefunden, denn jemand hat das Hinweisschild abmontiert. Zwar sagt man uns, die Straße sei schlecht, doch das stimmt nicht. Die Straße ist super gut ausgebaut und sehr schön zu fahren. Berge und Täler, eine malerische Landschaft, wechseln sich ab. Rolf genießt es, mal wieder richtig fahren zu können. Was uns allerdings im Kosovo immer wieder auffällt, wie ungepflegt und schmutzig die Häuser sind. Zwar gibt es - ganz selten - pompöse Villen mit Pool (womit deren Besitzer wohl ihr Geld verdienen?), aber die meisten Häuser sind ärmlich und heruntergekommen. Rohbauten stehen oft leer.
Der Kosovo ist arm:
Kein Tourismus, nur Transitverkehr, keine Industrie, nur ein bisschen Viehzucht und Landwirtschaft. Darum war die Unabhängig-keitserklärung völlig unsinnig für dieses Mini-Land. Wir meinen, dass es besser gewesen wäre, Deutschland hätte das Land nicht anerkannt, sondern darauf eingewirkt, dass man sich mit Serbien einigt. Die Wirtschaft hängt in hohem Maß von Finanzzuflüssen von außen ab (Hilfsgelder, Kapitaltransfers von Emigranten). Nach Angaben des Finanzministeriums von Kosovo sind die Überweisungen durch Gastarbeiter aus dem Ausland höher als die in Kosovo erwirtschafteten Werte. Da die Hilfsgelder zurückgehen und der Zutritt zum EU-Arbeitsmarkt auch für Kosovaren erschwert wird, birgt diese ohnehin ungesunde Struktur erhebliche Risiken. Ausländische Direktinvestitionen sind angesichts ungewisser politischer Zukunft und problematischer Gesetzgebung bei der Privatisierung verschwindend gering. Der Kosovo mit den angrenzenden Regionen ist eine der wichtigsten europäischen Drogen-Transitrouten für Heroin aus Afghanistan nach West-Europa. Im Kosovo liegt dabei ein regionales Zentrum für den Drogenschmuggel auf der Balken-Halbinsel. Durch die Schwäche der Justiz-behörden ist die Verfolgung der organisierten Kriminalität nicht einzudämmen. Dabei entspricht der tatsächliche Wirtschaftsumsatz der Organisierten Kriminalität des durch enorme internationale Geldverschiebungen künstlich hoch gehaltenen Bruttosozialprodukts deutlich über 1/4 des gegenwärtigen Bruttosozialproduktes, was in etwa auf 1,5 Mio. Euro pro Tag (550 Mio. pro Jahr) hinausläuft. Da die bestimmenden Glieder der Regierung allgemein eine Nähe zur organisierten Kriminalität pflegen, bilden mafiöse Strukturen die Grundlage der Führungsbereiche in der politischen Landschaft. Nach Erkenntnissen des Bundesnach-richtendienstes betreiben die kosovarischen Spitzenpolitiker eng verflochtene Netzwerke organisierter Kriminalität, die Poliitik und Wirtschaft tief durchdringen. Als Ergebnis der sozialen Transforma-tionsprozesse und der politischen Umgestaltung seit dem Kosovokrieg, sowie mit der Tolerierung der Machtstrukturen durch die internationale Gemein-schaft hat sich damit eine "Gangsterbandenkultur", die den restlichen Teil der Gesellschaft in Geiselhaft hält, durchsetzen können. Ein hochrangiger BND-Mitarbeiter sprach vom Kosovo als einem Land, in dem organisierte Kriminalität die Staatsform ist. Mittlerweile stammen 80 Prozent des nach Westeuropa geschmuggelten Heroins aus dem Kosovo, dies ist eine ernstzunehmende Bedrohung für die EU.
Nach ca. 60 km erreichen wir Pec. Die hässlichste und schmutzigste Stadt, die wir auf dieser Reise sahen. Auf einer furchtbaren Straße geht es mitten durch den Ort und dann bergauf. Gott sei Dank fragen wir einen Deutsch sprechenden Mann nach dem Weg über den Cakor Pass, 1.849 m. Die Straße ist gesperrt und nicht passierbar. Also müssen wir auch hier wieder zurück und eine andere Straße nach Montenegro nehmen. Es scheint so, als wolle uns der Kosovo nicht heraus lassen. Wir fahren nun Richtung Rozaje. Unterwegs gegen 17.30 Uhr sehen wir das "Hotel Villa" was von weitem toll aussieht. Ein Junge hilft uns, das Motorrad von der Straße zu bringen und kassiert 15 Euro für die Übernachtung. Innen ist es einigermaßen sauber, aber ungepflegt und teilweise kaputt. Erst bricht mal die Toilette fast zusammen und dann stellen wir fest, dass am Waschbecken der Wasseranschluss fehlt. Erst einmal reinige ich das ganze Zimmer mit Feuchties und dann erst duschen wir. Anschließend gehen wir ins benachbarte Restaurant " Te Arrat". Es ist in Blockhausform gebaut, mit schönem Garten, Brunnen und Forellenteich. Die Getränke (Bier 1 Euro, ½ l Wein 1,50 Euro) und das Essen sind super: Rolf hat zur Vorspeise geräucherten Schinken (2,50 Euro), frisches Fladenbrot und anschließend Wiener Schnitzel mit Pommes (4 Euro). Für mich gab es gegrillte Forelle - bekam 1 ½ Forelle für 5 Euro - vorher Thunfischsalat (3 Euro), der so groß war, dass Rolf die Hälfte essen musste. Dazu hatten wir 2 Bier und 2 Karaffen Rotwein sowie einen Espresso und einen Martini. Kosten für dieses tolle Essen und die Getränke: 21,50 Euro. Wir fragen uns, wie die das hier bewer-stelligen mit den niedrigen Preisen (Wodka 1 Euro!). Wir schauen noch ein wenig fern und gehen dann früh schlafen. Morgen, so hoffen wir, werden wir den Kosovo verlassen. Geplant war ja nur die Durchreise von ca. 168 km und nicht ein Umweg von nochmals 150 km.
Gefahrene Meilen 270 (435 km).
Aufbruch: | 30.04.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 01.06.2010 |
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