Kulturland TÜRKEI - 2010
Kalambaka / Meteora / Griechenland
Montag, 3. Mai 2010 4. Tag Kalambaka/Griechenland
Ankunft in Griechenland mitten in der Nacht um 2.30 Uhr. Es ist bereits sehr warm. Es waren strapaziöse 9 Stunden Überfahrt, ohne Kabine und Schlaf. Eigentlich wollten wir auf dem Schiff übernachten, aber dann dachten wir, dies sei bei Abfahrt um 16 Uhr nicht nötig. Auf jeden Fall waren die unbequemen Sessel, der fehlende Schlaf und die verräucherte Luft nicht grad angenehm. Die Besatzung auf dem griechischen Schiff war sehr unfreundlich und in keinster Weise hilfsbereit. Obwohl überall Rauchen verboten war, rauchten selbst die Angehörigen der Schifffahrtslinie. Da muss ich die italienischen Fähren nach Sardinien loben, Personal superfreundlich und hilfsbereit. Das Ausladen der Fahrzeuge geht schnell. Es ist stockdunkel, so suchen wir uns in Hafennähe ein kleines Café, welches geöffnet hat, trinken Kaffee und essen warmen Schinkentoast. Das Café ist sehr schön, neu, sauber und die jungen Leute sehr freundlich. Andere Café-Besucher warten auf den Bus, wir warten darauf, dass es hell wird, denn bei Nacht wollen wir nicht fahren. Wir haben noch Unterhaltung durch einige Nutten und ihre Zuhälter, die fürstlich essen und trinken nach getaner Arbeit. Eine wirft Handy und Flaschen um sich. So sind wir dann doch froh, dass es um 6.30 Uhr hell wird und wir losfah-ren können. Beim 1. Stopp zum Tanken ziehe ich mich warm an: Dicke Strickjacke und Rolfs Lederjacke. Es sind nur noch 5 Grad, saukalt. Unsere Fahrt führt nach Ioannina, vorbei am schönen Pamvotida-See, durch das Pindos-Gebirge. Die Strecke ist wunderschön, grüne Berge, nur hin und wieder mal ein Haus. Kein Verkehr. Es wogt der Nebel. Wirkt gespenstisch. Um 7 Uhr geht die Sonne auf, doch der Mond steht noch am Himmel. Alles etwas unwirk-lich. Und dazu die wildromantische Landschaft, toll. In einem kleinen Ort - Metsovo, 1.000 m - trinken wir griechischen Kaffee, stark und süß. Im 15. Jahrh. war Metsovo eine wichtige Stadt im Osmanischen Reich. Sie durften sich selbst verwalten. Dies endete erst Ende des 19. Jahrh.. Grundlage dieser Privilegien war wohl die strategische Position Metsovo am Zygos- bzw. Katara-Pass. Die Einwohner hatten auch dem Sultan und seinem Gefolge bei der Überquerung dieses Passes Hilfe geleistet. Sultan Murad II. äußerte dazu:
"Die Leute von Metsovo leben an einem Platz, welchen viele Menschen im Verlaufe eines Jahres passieren. Im Winter war dieser Platz von so viel Schnee bedeckt, dass die Reisenden in ständiger Gefahr waren verloren zu gehen. Die lokalen Einwohner bedeckten die Beine der Pferde und trugen die Reisenden auf ihren Schultern. Im Sommer, als die Gefahr von Banditen ausging, beschützten sie die Reisenden und begleiteten sie sicher über den Pass."
Weiter geht es auf den Katara-Pass, 1.650 m. Hier liegt noch Schnee, doch es wird langsam wärmer. Oben auf dem Pass hat man eine herrliche Aussicht. Auf allen heute befahrenen Straßen haben wir starke Steinschläge gesehen, doch wir hatten Glück, uns hat nichts erwischt. Außerdem ist Rolf ein geübter Fahrer, der den zum Teil größeren Felsen geschickt ausweicht. Um 10.30 Uhr sind wir in Kalambaka. Es ist ein traumhafter Anblick: Mitten in der grünen Landschaft ragen die Felsen heraus mit den Meteora-Klöstern.
Meteora
Auf über 60 km Länge säumen die mehr als 2.000 m hohen Gipfel des Pindos-Gebirges das breite Urstromtal des Piniosflusses zwischen Koridallos an der Pass-Straße nach Metsovo und der Stadt Trikala. Bei Kalambaka ragen Felsnadeln und Klötze mit bis zu 400 m hohen Steilwänden aus der Flussebene bizarr in den Himmel. Seit dem 9. Jahrh. ließen sich an ihnen Eremiten nieder. Im 14. Jahrh. wurde Megato Meteora als 1. Kloster von frommen Männern mit bergsteigerischen Fähigkeiten auf einem der Felsen errichtet, 23 weitere Klöster folgten. Mönche und Material wurden über Taue und Strickleitern nach oben gehievt. Später brachte man Aufzugsseile an. Eine solche aben-teuerliche Vorrichtung ist noch heute zu sehen. Sie wird aber nicht mehr benutzt. 6 Klöster sind erhalten und werden von Mönchen bzw. Nonnen be-wohnt. Die Konvente bergen Ikonen und Wandmalereien und sie vermitteln mit Küchen, Weinkellern und dunklen Zellentrakten ein anschauliches Bild vom Klosterleben. Unbebaute Felsen werden von Kletterern genutzt.
Der Ort Kalambaka lebt von den sehenswerten Felsklöstern. Ein reiner Touristenort. Es ist ein herrlicher Tag geworden, 26 Grad. Wir wollen uns in Kalambaka eine Unterkunft für die Nacht suchen. In der Touristeninformation ist man sehr unfreundlich und wimmelt Rolf mit einem Prospekt ab. Ich hab die Idee, es wie in Italien zu machen: Ich gehe in einen Lebensmittelladen und frage nach Hotel oder Pension. Der Inhaber ist sehr nett, kann aber kein Englisch, Italienisch oder Deutsch. Doch ein auch sehr freundlicher Kunde kann einige Worte Deutsch, er war Koch in München. Sie telefonieren und kurz drauf kommt eine deutsch sprechende Dame auf einem Motorroller und fährt vor uns her zu einer Unterkunft: Rooms Totti Sisters (24320 23588). Wir be-kommen ein schönes Zimmer mit Balkon und Blick auf die Meteora-Klöster, 35 Euro plus 4 Euro für das Frühstück, Garage für das Motorrad ist auch dabei. Das ist ein ganz tolles positives Erlebnis, diese netten hilfsbereiten Griechen kennenzulernen. Denn wir haben inzwischen festgestellt, dass viele Griechen sauer auf uns Deutsche sind. Das ist kein schönes Gefühl. Schnell packen wir aus, duschen und ich wasche ein paar Sachen. Und dann laufen wir mit einer netten Empfehlung der Hotelbesitzerin in den Ort, in ein griechisches Lo-kal - Archontariki (2432 022449). Wir essen echten griechischen Bauernsalat (1 Portion für 2), Hühnchen mit Zitrone, dazu Brot, Rotwein und Retsina. Das Ganze kostet 25,30 Euro. Eine ausgehungerte kleine Katze wird von uns mit Huhn gefüttert. Sie ist happy und hat - wie wir - einen tollen Tag. Rolf genießt seine Zigarre und wir schauen dem quirligen Treiben auf dem Platz zu. Dann folgen ein Stadtbummel und der Einkauf: Wasser, Tomaten und Bananen. Wir sind müde, von der Wärme und dem Wein und dazu der fehlende Schlaf auf der Fähre. Wir machen daher - wie alle Südländer - Siesta bis 18.30 Uhr. Von unserem Balkon haben wir einen fantastischen Blick auf die Felsklöster. Unglaublich, wie warm es ist. Heute Morgen bin ich fast erfroren. Zum Abendbrot auf dem Balkon gibt es Brot, Mortadella, Schinken, Tomaten und Wasser. Rolf beobachtet auf einem der umliegenden Balkone nur Füße, die sich nicht bewegen. Er glaubt, das sei der tote Opa, den die Familie ausstellt, um die Rente zu kassieren. Ein makabrer Scherz von uns, so zu denken, denn später sehen wir den "Toten" herumlaufen! Wir gehen heute früh ins Bett, wollen uns richtig ausschlafen. Rolfs Fuß geht es gut und so hoffen wir, dass uns die weitere Fahrt noch viel Schönes bringt.
Gefahrene Meilen: 146 (235 km).
Aufbruch: | 30.04.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 01.06.2010 |
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