Zu Fuss durch die Staaten, entlang der Kueste und durch Nationalparks
California Coastal Trail: Lost Coast-Randall Creek
Hier einer meiner Tagebucheintraege.
So schoen Regen ist, so zermuerbend kann er auch sein.
Seit eineinhalb Tagen regnet es durchgehend und es scheint als wolle das Prasseln nicht aufhoeren, dabei will ich nichts weiter als endlich mal meinen Schlafsack trocknen und in der Sonne liegen.
Am naechsten Morgen regnete es immer noch und zudem hatte ich einen richtig schlimmen Heuschnupfenanfall und war einfach nur fertig.
Um diesem auszukommen und weil ich einen anderen Ort sehen wollte, stand fuer mich fest zum Randall Creek zu gehen.
Also beobachtete ich die Gezeiten, fuer halb acht war der Stand des Meeres am niedrigsten, so stand es zumindest in meinem Kalender.
Die Wellen sahen immer noch riesig aus, auch wenn es wirkte als wuerden sie zurueckgehen.
Mein Bauch riet mir, geh zurueck, schlag dein Zelt an der gleichen Stelle auf und mach dich morgen frueh zum niedrigeren Stand der Ebbe auf.
Doch mein Verstand oder was auch immer, wollte sich unbedingt weiterbewegen.
Also auf!
Doch was war das?
Anstatt dass die Wellen immer mehr und mehr zurueckgingen, schienen sie naeher und naeher zu mir zu kommen.
Hatte ich Flut und Ebbe oder den Tag verwechselt?
Mein Adrenalin stieg an, mein Atem ging stossweise.
Ich war auf der Haelfte des Weges.
Was sollte ich machen?
Streckenweise lief ich, was sich aber auf Dauer nicht durchhalten liess.
Ich stand kurz davor zu hyperventilieren.
Beruhige dich, sagte ich mir, die Wellen gehen sicher zurueck.
Hmmmm.
Nichts da!
Mir blieb keine Ausweichmoeglichkeit.
Fels auf der einen, Wasser auf der anderen Seite.
Jetzt hat mein letztes Stuendlein geschlagen.
Da sah ich einen Felsen auf den man auch klettern konnte.
Meine letzte Chance.
Vielleicht koennte ich sogar die grasigen Haenge oberhalb erreichen und dort campen.
Der Fels war mit schwerem Rucksack bekletterbar. Die Blumengrenze deutete an, dass die Welt hier nicht so oft anschlagen.
Doch man sollte nichts riskieren und so versuchte ich die gruenen Haenge zu erreichen.
Absolut nicht moeglich, da mir der Fels unter den Fingern wegbrach und keinen Halt zuliess.
Ok. Ok.
Jetzt gab es zwei Moeglichkeiten. Entweder ich breche in Panik aus oder ich bewahre einen kuehlen Kopf.
Ich entschloss mich fuer das Letztere und zog alle Lagen an, die mir zur Verfuegung standen, holte meine Rettungsdecke und mein Cape raus und verstaute meinen Ausweis, Geldbeutel und Ipod (Musik ist einfach meine Schwaeche) in meinen Taschen, falls ich meinen Rucksack aufgeben muesste und stellte mich darauf ein die Nacht dort zu verbringen.
Trotzdem war mir unwohl, da die Flut hoch ansteigen wuerde.
Der benachbarte Felsen sah so aus, als koennte man leichter die Haenge erreichen.
Trotz des Wassers, das jetzt direkt an den Fuss der Felsen kam, beschloss ich ohne Rucksack mal einen Blick um die Ecke zu werfen.
Oh, mein Gott!
Ihr koennt euch meine Erleichterung nicht vorstellen als ich einen Canyon sah.
Schnell den Rucksack holen, bevor das Meer mir den Weg abschnitt.
In meiner Hektik verstauchte ich mir fast noch den Fuss und lief so schnell wie moeglich zurueck.
Gleich sah ich auch eine Feuerstelle und einen kleinen trail, der zu den Campsites auf den Klippen ging.
Ich liess einen Freudenschrei los und kuesste die Erde.
Im stroemenden Regen baute ich mein Zelt in Windeseile auf.
Fast alles ist jetzt nass,doch ich hoffe auf Sonnenschein morgen.
Dank euch Goettern und dank dem Meer, das mich gehen liess!
Und was lerne ich daraus. Hoere auf deinen Bauch und geh nur beim niedrigeren Wert der Ebbe!
Aufbruch: | 14.05.2011 |
Dauer: | 13 Wochen |
Heimkehr: | 12.08.2011 |