Indien 2011 - 12 Wochen mit dem Rucksack durch Indien
1. Akt
Wo der Weg zum Ziel und Flucht zur Hoffnung wird
Überfüllt.
Dreckig.
Laut.
Adjektive die einen in den Sinn kommen, will man Delhi beschreiben (oder Jakarta, Manila,...). In den touristischen Bereichen der Stadt wimmelt es nur so von Touts. Der Straßenverkehr ist chaotisch und am Anfang hält man ihn für lebensbedrohlich (Bangkok und La Paz sind im Vergleich ein Kindergeburtstag). Auch die Architektur ist nicht sonderlich interessant. Ein Platz für schöne Geschichten sieht anders aus. Eine Flucht war also unausweichlich. Der erst Fluchtversuch:
Ausrüstung: Wasser, Kamera, Reiseführer und natürlich ein Kompass.
Ziel: kein Gestank, kein Verkehr und Grün.
Der Weg: beschwerlich, strahlende Sonne ist nicht immer positiv und der Smog erschwert das Atmen. Rickshaw um Rickshaw schießt nur Milimeter an mir vorbei. Die Umgebung bleibt lange Zeit mehr oder weniger dieselbe. Grau, verdreckte Straßen, Shops die hauptsächlich Kleidung, Gewürze oder Gebrauchsartikel verkaufen. Nur zwei Dinge ändern sich am Weg von Main Bazaar in den Norden schlagartig: Touristen sind keine mehr zu sehen und auch die Touts sind verschwunden. Es geht also schon aufwärts. Old Delhi, wieder ein Basar. Nah am Hungertod. Ein nettes kleines Restaurant. Karte in Englisch? Nicht vorhanden, aber auch nicht notwendig. Es gibt eh nur ein Thali. Dieses schmeckt aber ausgezeichnet. Als Kellner fungiert ein Junge (12?). Von seinem neugierigen und freundlichen Benehmen lässt sich darauf schließen, dass hier nicht oft Westler vorbei kommen. Ob der Qualität des Essens und des Preises ist das sehr schade. Wie das Lokal heißt und wo es sich befindet? Wer kann sich das merken respektive irgendwo in der Chadni Chowk. Das Essen bringt neue Kraft, am weitere Weg bringen zwei indische Studenten (angehende Autoingenieure) Unterhaltung. Doch diese Begegnung ist eine kurze. Die Flucht bleibt den beiden verwehrt. Ein Festungwächter lässt sie nicht passieren (merke: in den meisten Geschichten will man aus der Festung ausbrechen. Hier ist die Sache anders. In die Festung bedeutet in die Freiheit). Mir gibt er die Anweisung weiter zu gehen. Das rote Fort steht mir offen. Nach einem Ticketkauf, wie mir der nächste Wächter, durchaus freundlich mitteilt. Der Preis für ein Ticket in die Freiheit? 250 Rupien. Fair. Die Entscheidung: eine gute. innen sind die eigenen Füße das einzige Fortbewegungsmittel. Viel Grün und Leute die Fotos von/mit mir machen wollen (Andy you are a star, oder doch nur eine Verwechslung?). Wieso nicht?
Etwas später: ein junger Doktor (24) mit seiner Ehefrau.
Ob man selbst verheiratet sei?
Nein, dazu sei ja noch Zeit.
Reisepläne?
Möglichst viel sehen, vor allem die Unterschiede in diesem großen und angeblich so diversen Land.
Eine Einladung die beiden in Pune zu besuchen. Austausch von Kontaktdaten. Vielleicht sieht man sich im Dezember. Bis dahin liegen aber noch viele Kilometer vor mir (sollte die Flucht aus Delhi gelingen). Für heute trennen sich die Wege.
Ein paar Stunden Freiheit bringt der Tag noch mit sich. Doch es ist eine Freiheit auf Zeit. Die Großstadt wartet. Ein Entkommen sagt sie, sei unmöglich. Für heute behält sie Recht. Doch morgen ist ein neuer Tag. Und ein neuer Fluchtplan wartet auf seine Umsetzung. Ein Zug soll helfen. Mal sehen ob Delhi nochmal gewinnt.
Aufbruch: | September 2011 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |