Indien 2011 - 12 Wochen mit dem Rucksack durch Indien
11. Akt
Ein Kampf gegen die Natur oder durch kommen ist alles
Endlich, Trekking Time. Am 29., nach 7 Uhr Abends doch noch überraschend geschafft einen Trek für den nächsten Tag zu finden. Packen, schlafen, früh aufwachen. Beim Auschecken aus dem Hotel vergessen den Schlüssel abzugeben. Das natürlich erst viel zu spät gemerkt. Ob das Hotel die 4 Tage in Rechnung stellt?* Wir werden sehen.
Warten in der Agency. Die anderen Teilnehmer, 4 Tschechen, haben verschlafen. Später Start. Mit dem Jeep zum Ausgangspunkt. Mittagessen. Der Trek startet erst gegen 13 Uhr. Regen setzt ein. Der erste Regen den unser "Held" in Indien erlebt. Ordentlicher Regen. Die Sicht ist eingeschränkt. Überaus eingeschränkt. Es geht steil bergauf. Zunächst auf Asphalt, dann auf Pflastersteinen. Das Tagesziel, ca. 11 km um 1.000 Höhenmeter vom Start entfernt, wird gleichzeitig mit der Dunkelheit erreicht. Durchnässt. Abendessen. Mit Bier auf den erfolgreich absolvierten ersten Tag anstoßen. Die nassen Kleidungsstücke zum Trocknen mit ins Bett nehmen. Das ist am Anfang kalt, funktioniert aber.
2. Tag: ohne Wecker für den Sonnenaufgang aufgewacht. Die Sonne geht, wie jeden Tag, auch diesmal auf. Jedoch hinter einer dicken Nebelwand. Warten auf bessere Sicht. Warten auf das Frühstück.
Weitere 20 km. Dank dem Profil der härteste der fünf Tage. Mehr Nebel und über 1.000 Höhenmeter machen die Sache nicht einfacher. Das Ziel liegt auf 3.700 und vor allem die letzten 3,5 km haben es in sich. Zumindest ist es trocken. Am Beginn. Die ersten 16 km bringen keine größeren Probleme mit sich. Bergab, bergauf. Aber nicht übermäßig steil. Pünktlich für den letzten, schweren, Anstieg** beginnt der Niederschlag. Zuerst Regen, dann Hagel. Und am Ende geht es wieder gegen die Dunkelheit. Die Gruppe ist im Anstieg zerbröckelt. Unseren "Helden", am Beginn allein auf weiter Flur, verlassen am Ende die Kräfte. Er rettet sich aber vor dem Eintreffen der Nacht ins Ziel. Knappe 10 Minuten hinter ihm kommen die ersten zwei Tschechen und der Guide. Nass, außer Atem und halb erfroren geht es schnell zum nächsten Feuer. Dazu heißer Tee. Hände und Zehen aufwärmen.
Die Sicht bleibt schlecht. Auch am dritten Tag ist durch den Nebel nichts vom Himalaja wahrnehmbar. Die Strecke wird dafür einfacher. Hügelige 23 km trennen Anfang und Ende. Übernachtet wird wieder auf 3.600 bis 3.700 Metern. Nur wenige Abschnitte bestehen aus Pflastersteinen. Angenehm zu gehen. Die Hoffnung auf bessere Sicht und ein paar Sonnenstrahlen lebt noch. Doch stattdessen gibt es nur mehr Hügel. Und natürlich mehr Nebel. Und dann hagelt es auch wieder. Der Hagel geht in Schnee über. Am Ende ist es sogar winterlich weiß. Und kalt. Kalt ist eigentlich noch eine Untertreibung. Niemand bewegt sich freiwillig vom Kamin weg. Und Gedanken an Tod durch Erfrieren machen sich breit. Ein leichter Schlafsack, vier Decken sowie dicke Kleidung verwandeln die befürchtete Horrornacht in eine mit viel Schlaf und angenehmen Temperaturen. Aber der viele Schneefall könnte am nächsten Tag zu Problemen führen.
Könnte. Am morgen liegt dann plötzlich weniger Schnee als am Abend. Das ist gut. Dafür ist durch den Nebel weiterhin nichts zu sehe. Und dieser morgen war die letzte Chance einen Blick auf Evererst und Co zu erhaschen. Schade...
Nach einer Besprechung wird die Strecke geändert. Die Tschechen wollen direkt nach Rimbik. Die kurze Version, dafür an einem Tag. Ob wir die 32 km schaffen? 16 km davon geht es schließlich steil bergab. Der Zielort liegt 1.700 Höhenmeter niedriger.
Drei von uns hätten es dann auch an einem Tag geschafft. Aber da, die Namen wurden um die Anonymität der Beteiligten zu erhalten geändert, der Schildkrötenmann*** und der Lustige verhindern diesen Triumph. Es bleiben 8 flache Kilometer für den nächsten Tag übrig.
Diese werden dann auch ohne Probleme überwunden. Sogar Sonnenschein und gute Sicht gibt es zum Abschluss. Um die wirklich hohen Berge sehen zu können, ist es aber zu spät.
Der Trek ist vorbei. Muskelkater in den Waden und eine beleidigte linke Achhilessehne sind die Folge.
5 Tage, fast 100 km, unzählige Höhenmeter und die Erkenntnis das Trekking auch bei schlechtem Wetter schön sein kann, kommen am Schluss unterm Strich raus.
In diesem Sinne: Singalia Ridge bezwungen und lediglich Blesuren davon getragen die bald wieder heilen sollten. Verbuchen wir das als Sieg. Schöne Sicht auf die Berge während der nächsten Tage in Sikkim wären doch ein fairer Preis, oder?
An dieser Stelle sollte noch aufgelöst werden, was im Hotel geschah. Sollte
*Als ob hier die Auflösung stehen würde. Ha!
**Nicht nur sehr steil, nein auch große Pflastersteine formen den/liegen im Weg (herum).
***Geht langsam und schleppt mehr mit sich herum als ein anständiges Lebewesen sollte.
Aufbruch: | September 2011 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |