Indien 2011 - 12 Wochen mit dem Rucksack durch Indien
1. Zwischenspiel
Indien per Zug oder: da schläft wer in meinem Bett
In Indien im Zug (mit dem Zug durch Indien wäre irreführend, zu oft steht dieser mitten in der Gegend*), ein Ort wo im Laufe dieser Reise Tage verbracht werden. Eines der wichtigsten Bühnenbilder unserer Geschichte ist demzufolge, genau, das Zugabteil. Wobei Abteil nicht ganz richtig ist. Ein solches würde Türe implizieren. Diese gibt es außer in der ersten Klasse jedoch nicht.
Indische Züge haben die verschiedenesten Klassen, nicht nur erste und zweite wie in den meisten europäischen Ländern. Nein, hier gibt es über ein halbes Dutzend Klassen. Für unsere Geschichte am wichtigsten: der Sleeper. Die Holzklasse der nächtlichen Langstreckengiganten (20+ Waggons sind normal). Und da die Züge des Subkontinents sehr langsam sind (oft beträgt der Schnitt nur 40 km/h) und meist große Distanzen zurück legen, ist fast jeder Zug auch ein Nachtzug. Also, der Sleeper: Auf der einen Seite des Ganges (noch sprechen wir nicht vom Fluss, der spielt in unserer Geschichte erst zu einem späteren Zeitpunkt eine Rolle) 6 Bridgen (jeweils 2 unten, in der Mitte und oben). Auf der anderen Seite sind 2 angebracht (unten und oben). Die mittleren können weggeklappt werden. So werden die unteren Bridgen zu Sitzen. Die Wagons sind alt, wirken heruntergekommen, sind jedoch allen Vermutungen zum Trotz sehr gemütlich. Das Knattern der Ventilatorren dient als beständige Geräuschkulisse. Der Befüllungszustand der Züge unterliegt großen Schwankungen. Von 2, 3 Plätzen pro Person bis zu 200 Leuten in einem Wagon mit 100 Sitzplätzen ist alles möglich. Das alles scheint im ersten Moment völlig unwichtig zu sein. Dem wäre auch so, aber da unsere Geschichte auch an diesen Orten spielt, soll dem Regisseur ein wenig unter die Arme gegriffen werden. Er soll später seine Fantasie nicht zu sehr anstrengen müssen. Doch nun wird es wirklich Zeit für Geschichten, sonst könnte man ja auch eine Enzyglopädie lesen. Ruckblende (bei späteren Verfilmungen sind diese Szenen in Schwarz-Weiß zu drehen):
# (Hintergrundinfo: manche Menschen sitzen ungern gegen die Fahrtrichtung) Chair Car (also Sitzplätze), alle Plätze zeigen in die selbe Richtung. Die indische Eisenbahn scheint sehr kundenfreundlich zu sein. Der Zug fährt los. Alle Sitze sind: gegen die Fahrtrichtung.
# Nachtzug, jedem Ticket ist ein Platz zugeordnet. Leute steigen aus, steigen ein. Viel Gedränge. Es ist schwer das richtige Bett zu finden und dann auch noch bis dorthin durch zu kommen. Endlich angekommen. Der Versuch hinaufzuklettern. Da liegt schon einer. Den blinden Passagier aufgeweckt. Nächstes Problem, wohin mit den Taschen? Nirgends Platz zu sehen. Mit ins Bett. 1,8 Meter Mensch, ein großer Rucksack und ein kleiner. Gute Nacht. Am Ende wie ein Stein geschlafen (der Vorteil der Langsamkeit, die Fahrt ist ruhig). Geht doch.
# In indischen Zügen werden oft Dinge verkauft (privat). Zumeist handelt es sich dabei um Nahrung. Diese Tatsache ist vollkommen langweilig, kein Stoff für eine Geschichte. Deshalb Cut, Wechsel in ein anderes Abteil. Der nächste Verkäufer. Obst und Gemüse in der Hand. Beginnt zu schälen. Fragen über Fragen. Was wird denn das? Wie das wohl schmecken wird? Will ich das auch? Das Essbare verschwindet. Der Verkauf beginnt. Heute gibt es: Gemüseschäler.
Stats, Stats, Stats:
Stunden in Zügen: 27
Stunden in straßengebundenen Maßenverkehrsmittel: 3,5
Von Passanten auf dem Moped mitgenommen worden: 2x
Dabei bei einer Verkaufsveranstaltung gelandet: 1x
Kollisionen mit motorisierten Verkehrsteilnehmern: eine
Blasen an den Füßen: 3
Stunden im Bus am morgigen Tag: laut Ticket 7 (also 8+)
*Den Grund dafür zu finden obliegt der Fantasie der Leser. Kühe auf den Schienen sind ein Klischee, dürfen aber gerne als Erklärung verwendet werden. Vielleicht sind dem Fahrer die WCs zu dreckig und er hüpft lieber in die Büsche. Oder jemand wichtiger möchte aus-/zusteigen.
Aufbruch: | September 2011 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |