Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Mittwoch, 27.06.2012

Ach herrlich, ein Blick aus dem Fenster und die Frage ist beantwortet, ob ich heute die Regenklamotten brauche.
Es schieft mal wieder wie aus Kübeln...und die Temperatur hat sich über Nacht halbiert, jetzt sind es freundliche 8 Grad bei der Abfahrt.
Es ist schon fast so, als ob das Wetter beim Überfahren des Polarkreises keine Zweifel daran lassen will, Junge, Du hast es so gewollt, jetzt bist Du in der Arktis und da ist es nun mal ungemütlich.
Gott sei Dank liegen heute ja nur knapp 300 km vor mir,des wird scho gehn...also auf gehts...

Diesmal wähle ich aber bei dem schönen Wetter den direkten Weg nach Norden auf dunkelroten Strassen.
Meine erste Station nach ca. 100 km ist Sodankylä.
Hier soll es eine Polarlichtkote geben, wo anhand von Fotos und Videos die Nordlichter simuliert werden.
Aha, so eine Art Planetarium denke ich, Vorführung jede Stunde.
Dieses Planetarium ist allerdings etwas schwer zu finden in dem Ort, von daher frage ich mal lieber in der Touristeninformation nach.
Freundlich erklärt mir die Dame den Weg und gibt mir vorsorgehalber auch mal eine Wegzeichnung mit.
11 km sollen es bis dahin sein und der Weg führt mich auf einer einsamen Strasse in die Pampa.
Hmm, ob ich hier noch richtig bin? Wer baut denn hier bitte schön ein Planetarium hin?
Tatsächlich, nach 11 km komme ich zum sogenannten "Aurora House".
Mit meinem Planetarium lag ich wohl etwas daneben...

Hier hat wohl ein sehr begeisterter Nordlicht- Fan sein eigenes "Planetarium" gebaut.
Egal, jetzt bin ich schon mal hier, vielleicht ist es ja ganz nett.
Vor dem Aurora House steht ein Schild, dass ich oben im Haupthaus anschellen soll, falls eine Vorführung gewünscht ist.
Und ich dachte schon, ich komme zu spät und bekomme vielleicht keinen Platz mehr.
Ein junges Mädel öffnet mir freudestrahlend die Tür und geht mit mir dann samt Kasse zum Aurora House.
Dort angekommen, bekomme ich dann eine Privatvorführung.

Der Raum besteht aus zwei Relax- Sesseln und unter die Decke ist eine Art Leinwand gespannt.
Das Mädel erzählt mir sehr motiviert etwas von der Entstehung und den Mythen der Nordlichter und dabei werden ein paar Bilder an die Decke projiziert.
Zum Schluss ruft sie auf dem Desktop noch zwei, drei kleine selbstgedrehte Filmchen auf, die sind aber in Schwarzweiss und könnten auch Ultraschallbilder sein.
Na ja, war ja ganz nett, hat ja auch nur 11 € gekostet und ich konnte mich 30 Minuten lang aufwärmen.
Natürlich durfte ich wieder mal keine Fotos machen...hätte sich aber auch nicht gelohnt...
Ich habe unterwegs das Gefühl, es wird immer windiger und kälter, je weiter ich jetzt in den Norden komme.
Die Pausen werden dementsprechend häufiger und mein Kakaokonsum steigt drastisch an.
Unterwegs komme ich an einem alten Gioldwäscherdorf vorbei, für den geringen Münzeinwurf von 30 € kann man hier sogar selber noch im Fluß nach Gold suchen.

Mir ist das jedoch heute eindeutig zu kalt dafür und ich schaue mal lieber nach, ob die Cowboys hier auch Kakao haben...

Auf meiner Weiterfahrt sehe ich an einem Lebensmittelladen zwei Möppis aus Deutschland stehen.
Die kenne ich doch!?
Na klar, Kerstin und Andreas, meine Bekanntschaften aus dem Weihnachtsdorf, gehören die Teile, hier gibt es bestimmt die tolle Salami zu kaufen...
Da ich keine Salami mag, fahre ich schnell weiter ...

Jetzt wird es langsam Zeit, sich nach einer Unterkunft umzuschauen.
Der erste Versuch ist zwar günstig, entspricht aber nicht so ganz meinen Vorstellungen...

Auch der zweite Versuch war jetzt nicht so der Brüller...

Aber beim dritten Versuch habe ich dann Glück...

Und ein warmes Essen bekomme ich sogar auch noch, lecker Cheeseburger mit Pommes .
Morgen werde ich dann die letzten 300 km zum Nordkap in Angriff nehmen, hoffentlich ist das Wetter besser...

Donnerstag, 28.06.2012

Juchu, na das ist ja mal heute ein geiles Möppiwetter.
Die Temperatur hat sich noch einmal auf 2 Grad halbiert und wir haben zur Abwechselung Schneeregen!
Die Frage für die von Euch, die vielleicht Skifahren, lautet also in etwa so:
Was muss ich anziehen, wenn ich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ca. 8 Stunden bei 100 km/h Wind in einem Sessellift sitze und mich so gut wie nicht bewege.
Ich beschliesse also, mich heute etwas wärmer anzuziehen.
Das heisst:
Lange Unterhose, dicke Socken, Motorradhose, Regenhose, Regenstiefel, langärmeliges Merinoshirt, Polartech- Pullover, Motorradjacke mit Gore- Innenfutter, Regenjacke, Winterhandschuhe, Regenhandschuhe, Sturmhaube und natürlich der Helm.
Das Problem ist jetzt nur, ich kann mich in dieser Regenrüstung kaum noch bewegen, die dicken Winterhandschuhe in Kombination mit den Regenhandschuhen lassen es kaum noch zu, dass ich meine Finger bewege.
Wie soll denn da bremsen und kuppeln funktioneren???
Na ja, zumindest ist mir warm.
Ich starte die Motoren und eine Warnhinweis macht mich darauf aufmerksam, dass mein Abblendlicht ausgefallen ist.
Klar habe ich eine Ersatzbirne dabei, aber dreimal dürft ihr raten, wo die sich befindet...
Also Ar...lecken, fahre ich heute halt mit Fernlicht...

Die norwegische Grenze ist schnell erreicht und mich begrüsst ein freundlicher Grenzbeamter...

Kaum bin ich in Norwegen, verändert sich auch schon die Landschaft.
Am Horizont tauchen die ersten richtigen Berge auf und die sind auch noch teils schneebedeckt...

Ich nehme Euch jetzt einfach mal ein bisschen mit auf die letzten 200 Kilometer zum Nordkap...

Mein Möppi scheint zur Dramaturgie der Landschaft noch einen draufsetzen zu wollen, den plötzlich leuchtet diie gelbe Warnleuchte, dass irgendetwas mit der Motorsteuerung nicht stimmt.
Hmm, aber sie hört sich doch noch ganz normal an...also Zündung aus, Zündung wieder an, der Bordcomputer checkt alles durch, gelbe Warnleuchte wieder an...also noch mal, Zündung aus, Zündung an, der Bordcomputer checkt alles durch, gelbe Warnleuchte wieder an...
Hey Möppi, wir Beide stehen hier am Ende der Welt, kannst Du mal bitte damit aufhören...ich ignoriere mehr schlecht als recht die Warnleuchte und fahre weiter.
An der nächsten Tankstelle dann das selbe Spiel...Zündung aus, Tanken, Zündung an, der Bordcomputer checkt alles durch, gelbe Warnleuchte ist aus!!!
Irgendwie ist die BMW schon eine kleine Zicke...
Am Vorabend hatte ich mir schon in Honningsväg, 30 km vorm Nordkap, in einem Hostel ein Zimmer gebucht.

Heute Abend spielt ja Deutschland gegen Italien und das Halbfinale will ich mir schon anschauen.
Morgen will ich dann in der Früh die letzten Kilometer zum Nordkap fahren.
Und wie ich da so auf den Parkplatz fahre, sehe ich doch glatt schon zwei BMWs aus Deutschland da stehen.
Ratet doch mal, wer ebenfalls in dem Hotel eingecheckt hat ?
Genau...Kerstin und Andreas.
Großes Hallo am Empfang, die Beiden haben Zimmernr. 302 und ich das Zimmer 304 direkt daneben.
Und wisst Ihr was...was Besseres konnte mir nicht passieren.
Ohne Andreas, der ja schon 6 mal am Nordkap war, hätte ich alles falsch gemacht, was man am Nordkap so falsch machen kann...