Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Dirk Wöhrmann

Zelten macht Spass...

Samstag, 30.06.2012

Ich zelte gerne, vor allem, wenn ich in den südlichen Ländern unterwegs bin und bisher war ich mit dem Möppi nur dort unterwegs.
Die Wetterlage ist stabil, es ist warm, man braucht das Überzelt nicht und hat damit ein 1000- Sterne- Hotel und man kann viele Klamotten wie Stiefel oder Helm einfach draussen am Möppi lassen.
Doch zelten oberhalb des Polarkreises ist anders.
Ich komme an meinem Platz an, der Rasen ist feucht und trotz Mitternachtssonne ist es, drücken wir es mal positiv aus, recht frisch. Ich baue das Zelt also in kompletter Montur auf, inclusive Regenklamotten. Die Mücken haben sich mal wieder zu einem Kampfgeschwader formiert und ich habe meine liebe Mühe, neben dem Zeltaufbau auch noch die Angriffe abzuwehren. Irgendwann fällt mir zumindest ein, dass ich ja noch das tolle Mückenabwehrmittel aus Finnland habe und hoffe, die norwegischen Mücken wissen nach dem Auftragen auch, dass ich jetzt nicht mehr als Nahrungsquelle zur Verfügung stehe.
Sie kennen die Spielregeln und lassen mich tatsächlich in Ruhe, na immerhin. Stiefel, Helm, Tankrucksack und Tasche kommen natürlich ins Zelt, Regenklamotten in den Koffer.
Hmm, ich müsste eigentlich duschen.
Aber nur in Shorts und Badeschlappen zur Dusche laufen ist nicht, zu kalt.
Also zumindest normale Klamotten anziehen und ab zur Dusche.
Nach dem Duschen wäre es aber blöd, sich mit den nassen Haaren ins kalte Zelt zu legen, also trocken föhnen.
Mist, in dem Duschraum ist keine Steckdose, also mit dem gesamten Geraffel ins Haupthaus.
Dann ab ins Zelt, mittlerweile ist das Überzelt schon feucht geworden, bis auf Unterhose und T-Shirt schnell alles ausziehen, in den Schlafsack krabbeln und hoffen, dass der ausgekühlte Schlafsack schnell warm wird.
Ganz schön hell draussen...
Die letzte Nacht war kurz, ich schlafe schnell ein.
Gegen 06.00 Uhr wache ich vom starken Wind auf, super, dann trocknet das Überzelt ja schnell ab.
Tropf........tropf.......tropf...tropf...tropf...platsch,platsch...ne jetzt, oder?
Doch, es regnet...und ich habe das Zelt nicht richtig abgespannt, weil ja gestern beim Schlafen gehen keine Wolke zu sehen war und ich das im Süden ja auch nicht mache...
Das bedeutet, dass ganz schnell Wasser zwischen dem Zeltboden und der Zeltunterlage läuft, was sich wiederum in den Zeltinnenraum durchdrückt...
Die restlichen zwei Stunden bis zum Aufstehen mache ich mir Gedanken, wie ich und in welcher Reihenfolge ich denn bei Regen jetzt die Sachen wieder verpacke.
Doch um 08.00 Uhr hört der Regen gnädigerweise auf, der Wind bleibt jedoch...jetzt aber Vollgas, wer weiss, wann es wieder anfängt zu regnen...
Schon mal versucht, alleine bei starkem Wind ein Zelt einzupacken?

Ich suche mir nach ein paar vergeblichen Versuchen einen Windschatten hinter einem Wohnmobil und bevor es wieder anfängt zu regnen, habe ich das ganze Geraffel tatsächlich verpackt.
Das war es jedenfalls mit dem Zelten hier oben, da gebe ich doch lieber wieder ein paar Euro mehr für ein Zimmer aus...
Nach dem Frühstück (Kakaopulver mit Wasser) geht es dann weiter auf der herrlichen E8 Richtung Tromso, meinem nächsten Etappenziel.

Wer die Ski da wohl vergessen hat?

Wer die Ski da wohl vergessen hat?

Gegen 18 Uhr komme ich in Tromso an. Die Stadt wird auch "Tor zur Arktis" oder "Tor zum Eismeer" genannt, weil von hier aus sehr viele Polarexpeditionen in der Vergangenheit und auch noch in der heutigen Zeit starten.
Der berühmteste Promi von Tromso ist Roald Amundsen, der den Wettlauf zum Südpol gegen Scott gewonnen hat und von hier aus zu seinen Expeditionen gestartet ist.

Tromso, Tor zum Eismeer und zur Arktis

Tromso, Tor zum Eismeer und zur Arktis

Doch wo heute übernachten?
Die Stadt ist voll mit Läufern, hier scheint irgendeine Veranstaltung stattzufinden.
Ahhh, der Mitternachstsonnen- Marathon von Tromso...Wäre das nicht mal was für Dich, Holgi ?
Ich fahre etwas verloren durch die Stadt und halte an einem Cafe.
Die haben bestimmt einen leckeren Latte und Wlan, da schaue ich mal bei booking.com nach Hotels.
Die Bilanz ist jedoch ernüchternd, alles zu teuer oder ausgebucht.
Okay, dann Plan B und eine Hütte auf dem Campingplatz.
Der Campingplatz liegt etwas ausserhalb und als ich dort ankomme, stehen gleich ein paar ganz verwegene Biker draussen an der Rezeption mit Kutten und großem Label "Cannonballs Finnland".
Ich grüße recht freundlich, wie man es ja unter Motorradfahren so macht, doch ich werde komplett ignoriert. Der Platz scheint voll zu sein mit den Typen, hier scheint irgendein Treffen von denen zu sein.
Ich überlege, ich ob ich mal einen von denen fragen soll, ob sie zu den guten oder den bösen Jungs gehören, gehe aber erst einmal zur Rezeption.
Komplett ausgebucht ist die ernüchternde Antwort.
Hmm, und Zelt?
Zelt geht noch...
Tja, dann mal auf ein Neues ...
Mein neuer Versuch wird dann auch gleich mit einem schönen Platz belohnt .

Am Abend schaue ich noch im Internet nach den "Canonballs".
Tja, gut dass ich die Jungs nicht gefragt habe...die Cannonballs sind ähnlich drauf wie die Hells Angels und Bandidos und haben schon oft negative Schlagzeilen gemacht...

© Dirk Wöhrmann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkap über Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lofoten, Schweden, Dänemark
Details:
Aufbruch: 12.06.2012
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 28.07.2012
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Norwegen
Der Autor
 
Dirk Wöhrmann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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