Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden
The Atlantic Road
Plitsch....Platsch.....Plitsch....Platsch..Platsch..Platsch.Platsch...um 05.00 Uhr in der Früh werde ich von einem Geräusch geweckt, was ich mittlerweile nur allzu gut kenne.
Es regnet mal wieder, und nun hat es mich auch das erste Mal im Zelt erwischt.
Bestimmt nur ein kurzer Schauer, denke ich, aber Fehlanzeige, es hört nicht auf, sondern wird eher noch stärker im Laufe der Zeit.
Warum frage ich auch einen Campingplatzbesitzer nach den Wetteraussichten???
Und alte Wetterregeln scheinen in Norwegen keine Gültigkeit zu haben.
Aber alles jammern nutzt nix, da muss ich jetzt wohl durch.
Ich überlege also im Zelt, wie ich am Besten die nasse Situation angehe.
Meine Klamotten sind im Zelt, meine Regenklamotten draussen im Koffer, mein Handtuch hängt auch draussen.
Okay, zuerst einmal im Zelt die Motorradklamotten anziehen, dann alle anderen Klamotten in die wasserdichte Packtasche, Schlafsack einpacken, Isomatte Luft ablassen und einpacken, Motorradstiefel anziehen, raus aus dem Zelt, Regenklamotten überziehen, so schnell wie möglich den Schlafsack und die Isomatte im Koffer verstauen, Handtuch auswringen und in den Tankrucksack, dann das Zelt abbauen, nass einpacken und diesmal nicht in den Koffer, sondern auf dem Motorrad verzurren...so schnell war ich, glaube ich, noch nie fertig...
Ich fahre bei Astrid und Mirko vorbei, erste Lebenszeichen im Zelt, als sie mich hören. Die Beiden haben es wohl nicht ganz so eilig bei dem Wetter und lassen es eher gemütlich angehen.
Wir verabreden uns oben am kleinen Laden auf dem Campingplatz.
Sehr gut, in dem Laden gibt es kleine, aufgebackene Brötchen mit Butter und Marmelade, aber leider keinen Kakao.
Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass man nicht alles haben kann ...
Mittlerweile trudeln auch Mirko und Astrid ein und öffnen ihren überdachten Auto- Frühstücksraum...
Die Beiden sind mit Lebensmitteln echt gut ausgestattet und ich bekomme sogar einen hervorragenden Kakao angeboten.
Hatte ich schon erwähnt, dass man doch alles haben kann ?
Ich erzähle den Beiden beim Frühstück von der Altlantikstraße, eigentlich wollen sie sich ja Trondheim anschauen, aber bei dem Wetter ist die Straße vielleicht eine Alternative.
Die Atlantikstraße entlang der norwegischen Westküste steht ganz oben auf der Hitliste der englischen Zeitschrift "The Guardian" über die "Besten Autostrecken der Welt" und steht damit noch vor Nordirlands Antrim Coast Road und die Himalaya-Strecke zwischen Manali und Leh, vor Australiens Gibb River Road und Kanadas Sea to Sky Highway.
Sie schlängelt sich über zwölf niedrige Brücken, die ins Meer hinausragen und verbindet die Inseln zwischen Molde und Kristiansund in den Westfjorden. Die Hustadvika ist ein berüchtigter Meeresabschnitt, wo es bei Sturm höchst dramatisch zugeht.
Viele Urlauber besuchen die Atlantikstraße extra im Herbst, um die wütenden Stürme zu erleben, die gegen die Straße hämmern.
Die Bauarbeiter mussten während der Bauzeit zwölf Orkane durchstehen, bis die Straße im Jahr 1989 eröffnet werden konnte.
Ich selbst bin auf die Atlantikstraße gestoßen, als ich bei Facebook´s Beautiful Planet World ein Bild von einer der Brücken gesehen habe.
Diese Brücke hat mich sofort so fasziniert, dass ich auf jeden Fall bei meiner Reise durch Norwegen diese Brücke sehen wollte.
Und das Wetter scheint ja passend zu sein, für diese Strecke braucht man wohl so ein Schmuddelwetter .
Ich verabschiede mich von Mirko und Astrid, aber vermutlich läuft man sich ja eh wieder irgendwo über den Weg..
Und los geht es Richtung Kristiansund...
Kristiansund ist ca. 150 km von Trondheim entfernt und tatsächlich treffe ich die Beiden kurz vor Kristiansund wieder.
Sie sind kurz nach Trondheim rein gefahren, hatten aber aufgrund des Regens keine allzu große Lust auf eine Stadbesichtigung.
Wir schauen uns Kristiansund also gemeinsam an...
...und machen bei der Verabschiedung gar nicht lange rum, da wir uns auf der Atlantikstraße wahrscheinlich eh wieder irgendwo treffen werden...
Also, jetzt endlich auf zur berühmten Altantic Road ...
...und da ist meine Brücke auch schon von Weitem zu sehen
...und das ist sie, die wohl meist fotografierte Brücke Norwegens...
Mirko und Astrid kamen schon vorher an der Brücke an und nach einem kurzen Talk geht es für die Beiden auch schon wieder weiter, während ich erstmal einige Zeit an "meiner" Brücke verbringe, bevor auch ich dann auch weiterfahre...
Mein Tagesziel heute liegt irgendwo nach der letzten Fähre, die ich noch nehmen muss, um wieder aufs "Festland" zurück zu kommen.
Gegen 21 Uhr steuer ich den ersten Campingplatz hinter der Fähre an und frage nach einer Hütte, der Preis ist mir heute bei dem Wetter mehr oder weniger egal, jedoch ist alles ausgebucht.
Na das kann ja noch heiter werden...
10 km weiter dann die nächste Möglichkeit.
Von einem sehr netten und hilfsbereitem Mädel bekomme ich die freudige Nachricht, dass sie noch eine kleine Hütte für mich hätte zum Preis von 40 €, ob ich sie gerne sehen würde?
Super Preis, denke ich, welch ein Glück, ich will ihr gerade sagen, dass ich sie auf jeden Fall nehmen werde, da reduziert sie schon den Preis auf 35 E, da ich ja alleine unterwegs bin. Manchmal muss man einfach mal seine Klappe halten ...
Und wer kommt mir als zusätzliches Highlight noch freudestrahlend entgegen gelaufen?
Die Astrid, die Beiden sind auch hier auf dem kleinen Platz gelandet, ist schon irre, wie man sich ohne Absprache wiederfindet ...
Jetzt erstmal alle nassen Sachen wie Zelt, Handtuch etc. auspacken und zum Trocknen aufhängen.
Da die Beiden zu Zweit die Luxusvariante der Hütte gebucht haben, treffen wir uns Abends noch bei Denen, süffeln Rotwein und quatcshen bis nach Mitternacht...
Morgen werden sich dann aber unsere Wege wohl entgültig trennen...
Aufbruch: | 12.06.2012 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 28.07.2012 |
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