Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Dirk Wöhrmann

Vorsicht, Trolle!

Der erste Blick am Morgen geht natürlich immer zum Himmel.
Aha, Wetterbesserung in Norwegen heisst also, dass die Wolken noch tiefer hängen als am Vortag .
Trotzig ziehe ich meine Regenklamotten nicht an und fahre erst einmal zum Futter suchen in die Stadt.
Eines der Vorteile am Reisen mit dem Möppi ist, dass man doch immer die besten Parkplätze bekommt...

In dem Städtchen hat über Nacht ein schwimmendes Hotel angelegt.
Das Größenverhältnis von Schiff und Häuser ist wirklich beeindruckend in dem kleinen Fjord...

Eine Unmenge an Bussen steht bereit, um Hunderte von Passagieren zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu bringen....die Trollstigen und der Geirangerfjord, welche ich heute ja auch ansteuern werde.
Na das wird ja dort heute bestimmt kuschelig werden ...

Dann mal auf zu den Trollstigen, die nur ein paar Kilometer entfernt liegen.
Die Trollstigen Passstraße ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Norwegens. Gewaltige Berge mit majestätischen Namen wie Kongen (der König), Dronningen (die Königin) und Bispen (der Bischof) umgeben die Passstraße.
Der imposante Wasserfall Stigfossen rauscht die Bergwand in Richtung des Tals Isterdalen hinunter. Und mitten in diesem Szenario windet sich in elf Haarnadelkurven der Trollstigen die Berge bis auf eine Höhe von 852 Metern über dem Meeresspiegel hinauf.
Oben auf der Passhöhe gibt es dann eine Aussichtsplattform, welche ins Tal hineinragt und einen atemberaubenden Blick in die Tiefe ermöglichen soll. Vorausgesetzt natürlich, die Passhöhe ist nicht wolkenverhangen.

Am Anfang der Passhöhe sehe ich ein ungewöhnliches Verkehrsschild.

Vorsicht, Trolle!!!
Sollte es also wirklich Trolle in Skandinavien geben?
Eigentlich gehören Trolle ja ins Reich der Fabelwesen und Mythen.
Aber glaubt mir, es gibt sie tatsächlich. Man muss nur die Augen offen halten, dann sieht man sie am Wegesrand sitzen.

Und sie sind noch nicht einmal scheu und ganz und gar nicht Böse, wie immer behauptet wird...

Die Wolken hängen immer noch tief, aber immerhin kann man Einiges von den Trollstigen erkennen.

Oben auf der Passhöhe sieht man aber fast die Hand vor Augen nicht mehr, alles ist voller Wolken.
Dort haben sie ein sehr schickes Restaurant hingebaut...

..aber beim Design des Waschbeckens in der Toilette hatten sie wohl kein glückliches Händchen, zumindest scheinen einige männliche Zeitgenossen da ständig etwas zu verwechseln...Schilder, auf denen "Bitte hier nicht pinkeln" in allen Sprachen steht, versuchen die Zweckentfremdung des Waschbeckens zumindest zu verhindern ..

Die Sicht auf der Aussichtsplattform ist natürlich gleich Null.

Ich kann mich jedoch daran erinnern, dass es in der germanischen Mythologie den "Wettergott" Thor gab.
Ich rufe also zu Thor, er möge doch bitte für mich die Wolken wegblasen, damit ich, wenn ich schon einmal hier bin, auch die tolle Aussicht geniessen kann.
Dabei puste ich zur Unterstützung, was meine Lunge so hergibt.

Und das Wunder von Trollstigen soll in dem Moment tatsächlich Wirklichkeit werden.
Kurz danach reisst es für einen kurzen Moment auf, das ist doch total irre, oder ?

...so fing es kurz danach an...

...so fing es kurz danach an...

Ziemlich verwirrt darüber, dass es tatsächlich geklappt hat, fahre ich weiter zum weltberühmten Geirangerfjord durch eine schon für sich alleine sehr beeindruckende Landschaft.

Und dann liegt es plötzlich vor mir, DAS Norwegen- Motiv schlechthin, der Geirangerfjord mit seinen Wasserfällen, bekannt aus Fernsehen, Zeitschrift und Reisekatalog ...

Am Geirangerfjord lerne ich auch Olsen aus Eindhoven in Holland kennen, der mit einem selbst umgebauten, sehr alten Peugeot Militärkrankenwagen unterwegs ist. Was er an Arbeit in den Wagen gesteckt hat, ist wirklich sehr beeindruckend...

..und alle meine Freunde vom Schiff sind mittlerweile auch angekommen ..

Ich unterhalte mich am Aussichtpunkt mit einem jungen Kerl, der mit seiner Freundin auf der Aida unterwegs ist, die unten im Fjord liegt.
Wir quatschen und quatschen und er wundert sich, wo seine Freundin abgeblieben ist. Die eilt schon in 300 m Entfernung zum Bus, da dieser gleich zurück zum Hafen fährt. Da habe ich aber jemanden rennen sehen...tja, Aida- Reisen steht ja auch für sportliches Reisen ...

Da es zum Pflichtprogramm eines jeden Norwegen- Urlaubes gehört, mit dem Schiff durch den Geirangerfjord zu fahren, nehme ich die einstündige Fähre von Geiranger nach Hellesylt, dieser Abschnitt an den Wasserfällen und verlassenen Bauernhöfen vorbei gilt eh als der schönste Abschnitt.
Der Preis, wenn wundert es noch, ist natürlich dreimal so hoch wie bei den anderen einstündigen Fähren, die ich bisher benutzt habe .

Da ich heute insgesamt noch nicht viele Kilometer gemacht habe, fahre ich nach der Fährüberfahrt noch ungefähr 100 km bis in die Nähe des Gletscherarms Briksdalsbreen, der zum größten Gletscher auf dem europäischen Festland gehört, dem Gletscher Jostedalsbreen.
Hier übernachte ich in einer Hüttensiedlung, wo ausser mir kein Mensch ist...

Und morgen geht es dann zum Gletscher...

© Dirk Wöhrmann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkap über Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lofoten, Schweden, Dänemark
Details:
Aufbruch: 12.06.2012
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 28.07.2012
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Norwegen
Der Autor
 
Dirk Wöhrmann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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