Nepal - Annapurna Runde 2011
Donnerstag 07.04.2011
Muktinath 3750m - Kagbeni 2800m, bergab: 900 Hm, Gehzeit 4 Stunden
Heute steht die Etappe von Muktinath nach Kagbeni auf dem Plan. Fast alle Trekker nehmen die Strasse oder fahren gleich mit dem Jeep. Aber das kommt für uns nicht in Frage.
Zuerst besichtigen wir noch den Tempelbezirk in Muktinath, welcher von Hindus und Buddhisten gemeinsam genutzt wird. Vor allem Hindus reisen von überall an, da es eines der Heiligtümer ist, welches ein Hindu vor seinem Tod besuchen soll.
Im hinduistischen Teil fließt aus 108 kunstvollen Wasserspeiern heiliges Wasser. Trotz Temperaturen knapp über Null und Eis am Boden waschen sich etliche Hindi nur mit einem Tuch die Lenden geschützt. Eine Frau (typisch für ältere Inderinnen etwas stärker = nett formuliert) rutscht beim Wechsel zwischen zwei sich dort befindlichen Wasserbecken am Eis aus. Aber kein Problem, wie eine Robbe
gleitet sie am Bauch weiter und verschwindet im nächsten Becken.
Einige Gehminuten weiter findet sich in einem Tempel das vereint, was eigentlich nicht zusammengehört. Über dem Wasser brennt eine Flamme. Das Phänomen lässt sich durch aus dem Boden austretende Gase erklären. Auch wir können durch ein kleines Guckloch einen Blick auf dieses Wunder werfen.
Zu lange dürfen wir uns aber nicht aufhalten, da gegen Mittag heftige Winde das Khali Gandaki - Tal hinunter einsetzen und wir unbedingt vorher Kagbeni erreichen wollen.
Über www.trekkingforum.com und www.nepal-dia.de habe ich eine Alternativroute nördlich des Jhong Kola ausfindig machen können. Diese Route wird so gut wie nicht begangen und gehörte bis vor wenigen Jahren zum verbotenen Königreich Mustang. Auf Druck der lokalen Bevölkerung kann man aber nun die Strecke bis Kagbeni ohne teures Spezialpermit gehen. Die lokale Bevölkerung war bis zu diesem Zeitpunkt von den Annapurnarunde-Trekkern ausgeschlossen und wurde auch von den Mustang-Trekkern nicht besucht, welche sich gleich von Kagbeni aus Richtung Norden richteten. Auch unser deutscher Freund aus dem Schwabenland will diese Strecke wählen. Er wird der einzige Fremde auf unserer heutigen Etappe sein, den wir zu sehen bekommen. Zunächst müssen wir aber erst unseren Guide überzeugen, dass diese Route wirklich legal ist. Erst auf unseren Druck und nochmaliges Nachfragen bei der lokalen Obrigkeit, willigt er ein. Das ist aber auch verständlich, da seine Lizenz und somit seine Lebensgrundlage auf dem Spiel steht, sollte er uns ins verbotene Gebiet führen. Wir würden mit einer Geldstrafe davon kommen. Nachdem geklärt ist, dass diesbezüglich keine Gefahr besteht, geht es ein Stück Richtung Norden über eine Hängebrücke und wir überschreiten die alten Grenzmauer von Mustang. Noch vor wenigen Jahren musste man sich heimlich hineinschleichen und durfte nicht erwischt werden, um nicht im Gefängnis zu landen (und das will in Nepal wirklich niemand erleben).
Bereits im ersten Ort Chongur fühlt man sich in eine fremde Welt versetzt. Lauter Häuser in traditioneller Bauweise und mit Brennholz auf dem Flachdach. Auffällig sind die Farben, in denen die meisten Häuser gestrichen sind. Es sind die Farben des Kloster Sakya in Tibet. Weiter geht es auf einer breiten Sand- bzw. Schotterstrasse, aber im Gegensatz zum Südufer ohne Verkehr. Zur linken der Nilgiri, vor uns langgestreckt das Dhaulagirimassiv. Da das Nordufer höher verläuft als das Südufer ist die Ausicht hier viel besser. Auch unser Guide ist von dieser neuen Route begeistert und macht unzählige Fotos. Er möchte sie seiner Agentur empfehlen und auch die Bergspechte werden auf unseren Hinweis noch für die Herbsttour ihr Programm diesbezüglich ändern. Etwas später erreichen wir den schönen Ort Dzong. Auf einem Felsen ruht ein Kloster. Daneben die Ruinen des alten Klosters, sowie eine große Thangkawand. Richten wir den Blick zurück, so können wir den Thorong la Pass sehen. Unglaublich, dass wir gestern um diese Uhrzeit noch dort oben gestanden sind. Leider werden die Orte kaum vom Tourismus profitieren. Nach dem Pass wird keiner über Muktinath hinausgehen und für ein Mittagessen ist es einfach zu früh.
Wir trennen uns auch von diesem Ort und wandern weiter Richtung Kagbeni. Die Landschaft wechselt und es dominieren die für Mustang typischen Grau- und Brauntöne. Dazwischen weisse Salzausblühungen. Unterhalb des Weg liegt der Ort Phuket. Mit der Zeit dreht der Weg nach Norden und unser Guide wird immer nervöser. Er geht voraus um zu kontrollieren, dass wir nicht zu weit nach Mustang hinein gelangen. Erst als nach einer Biegung unter uns Kagbeni auftaucht, entspannt er sich. Über einige Kehren geht es hinunter. Hier steht auch ein Schild, das die Grenze zum verbotenen Mustang markiert. Dennoch traut Ramesh der Sache nicht ganz und so umgehen wir den nördlichen Checkpoint von Kagbeni (Kontrollposten für alle die nach Mustang wollen) über Felder, um über den üblichen südlichen Ortseingang Kagbeni zu betreten.
Inzwischen macht sich auch schon der Wind bemerkbar. Unsere Lodge liegt auf einer Anhöhe im südlichen Teil. Nach dem Mittagessen machen wir eine ausgiebige Erkundungsrunde im alten Ortskern. Durch die gedrungene Bauweise macht sich der Wind kaum bemerkbar. An jeder Ecke gibt es interessante Eindrücke zu sammeln und natürlich besuchen wir auch den Checkpoint nach Mustang. In diesem Ort hat man den Eindruck, in einer mittelalterlichen Stadt zu sein. Zurück in der Lodge beobachten wir die harte Feldarbeit. In Bottichen wird das Wasser händisch vom Fluss geholt, um die Felder zu bewässern. Die mühsam abgerungenen und bewässerten Felder sind die einzigen grünen Flecken in dieser trockenen Umgebung.
Am Abend wird mit Ramesh noch einmal die Organisation unseres nächsten Trekkings vorbesprochen und wir erhalten seine Kontaktdaten.
Aufbruch: | 26.03.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.04.2011 |