Von San Francisco nach Seattle und zurück - Nordwesten der USA
Tag 11: Washington State und Quinault
Wir stehen früh auf, machen uns fertig und brechen auf, ganz ohne Frühstück oder Kaffee. In diesem weniger schönen RV Park hält uns nix, wir wollen lieber so schnell wie möglich los.
Im gestern schon besichtigten Astoria überqueren wir die Brücke, die die beiden Staaten Oregon und Washington verbindet.
Oregon hat sehr gut gefallen und ich freue mich schon, dass wir in einigen Tagen in diesen Staat zurückkehren. Landschaftlich ist es, zumindest entlang der Küste, denn mehr haben wir ja noch nicht gesehen, wunderschön, die Leute waren alle sehr freundlich, wir hatten stets gutes Wetter und mussten noch nicht mal selbst tanken. Ja wirklich, bei unserem ersten Tankstopp in Oregon waren wir doch schon etwas verwundert, als ein Mensch aus dem Tankstellenhäuschen gelaufen kam, sobald wir den Motor ausgeschaltet hatten. Ich dachte mir erstmal nix dabei und wollte den Tankrüssel aushaken, als er mir erklärte, er würde für uns Tanken, ich solle doch wieder einsteigen. Häh? Nein, sagte ich, das schaffe ich schon, danke. Ja, erwidert er, aber im Staat Oregon dürfen Sie nicht selbst tanken, hier muss das durch einen Tankwart vorgenommen werden! What the ... !? Ok, na dann. Bezahlt habe ich mit der Kreditkarte, aber der nette Mann bekam ein ordentliches Trinkgeld in bar, was ihm ein freudig verdutztes Lächeln auf's Gesicht zauberte. Lustig, diese Eigenarten hier.
Aber nun startet unsere Tour durch Washington. Wir dachten uns beim Aufstehen, dass wir ja sicher ganz bald wieder einen Ort erreichen, ausgerüstet mit Starbucks, Safeway und den üblichen Verdächtigen, darum wäre es ja nicht weiter schlimm, das Frühstück auszulassen.
Doch nichts da, sobald wir Washington erreicht haben, ist es vorbei mit der Zivilisation. Zwei Stunden lang führt der Highway durch Nadelwälder ohne auch nur einen Hauch einer Ortschaft! Normalerweise finde ich sowas wunderschön, doch wir haben Hunger und ohne unseren Kaffee fallen uns schon fast die Augen zu.
Doch endlich taucht Aberdeen vor uns auf, ein kleines Städtchen an der Grays Harbor Bucht.
Der aufmerksame Leser hat bemerkt, dass heute Sonntag ist - oh Schreck, der Safeway hat zu. Zum Glück ist genau gegenüber ein (geöffneter) Starbucks, unsere Rettung. Es gibt viel Kaffee, Heidelbeermuffins und eine Stunde Aufenthalt zur WiFi Nutzung.
Gut gestärkt geht die Fahrt weiter. Unser Campingnachbar am Beverly Beach hatte uns empfohlen, den Campground am Lake Quinault aufzusuchen und das wollen wir dann auch tun.
Nochmal eine Stunde Fahrt später treffen wir in Quinault ein und ergattern auch noch einen Platz auf dem Campground - sehr gut. Hier ist es so, dass man auf den Wegen des Campgrounds herumfährt und nach freien Plätzen sucht, es wird nichts zugewiesen. Hat man einen gefunden, der einem gefällt, lässt man sich dort nieder und heftet einen Zettel an die Einfahrt, sodass jeder weiß, hier ist belegt, auch wenn das Fahrzeug gerade nicht da steht. Es gibt auch Campgrounds, auf denen einem an der Rezeption ein Platz zugewiesen wird, doch das sind dann größere Plätze mit festem Personal, oft sind diese vom National Park Service betreut. Hier läuft es wieder auf Vertrauensbasis, man wirft einen Umschlag mit abgezähltem Geld in einen Kasten und das war's.
Hier finden wir einen schönen Platz, stellen unseren Pedro ab und machen erstmal einen kleinen Rundgang über den Campground. Dieser grenzt direkt an den See, was herrlich ist, außerdem klärt eine Wanderkarte über kürzere und längere Wanderrouten in diesem Gebiet auf.
Wir entschließen uns, ein bisschen am See entlang zu wandern. Laut Übersichtskarte kämen wir an einer Hauptstraße raus, wo es auch sowas wie einen Ortskern geben sollte. Wir konnten im Safeway ja nicht einkaufen, aber von der Straße aus hatten wir schon gesehen, dass es da eine Tankstelle gibt und auch ein kleines Geschäft. Los geht es also und das Laufen tut richtig gut nach den langen Stunden im Auto. Schnell sind wir am Endpunkt dieses kleinen Trails und schauen auf eine weitere Übersichtskarte, wie wir jetzt am besten zu dem kleinen Laden und dann wieder zurück kommen. Wir einigen uns auf einen Weg und gehen los. Überall tauchen riesige Küstenmammutbäume auf, immer wieder sieht man einen Wasserfall und der Pfad schlängelt sich wunderschön durch den Regenwald. Dieser Pfad heißt wohl nicht umsonst Rainforest Trail.
Immer weiter schlängelt sich der Pfad. Plötzlich hören wir Stimmen - oh nein, schon wieder eine deutsche Familie. Die sind auch überall
Nach einiger Zeit kommt es uns irgendwie komisch vor, dass noch gar kein Ende des Weges in Sicht ist. Im Gegenteil, es geht eher noch immer weiter den Berg hinauf. Wir hatten auf der Karte ja gesehen, dass es da auch noch einen längeren Trail gibt, doch wir hatten uns für den kürzeren entschieden und wähnten uns eigentlich auf dem richtigen Weg .... Tja. Falsch gedacht. Als erneut eine Tafel mit Karte auftaucht, bemerken wir unseren Irrtum, wir sind doch auf dem langen Trail gelandet. Macht aber gar nichts, unsere kleine Wanderung ist sehr lustig und wir diskutieren darüber, wie wir uns im Falle einer Begnung mit Mountain Lions verhalten würden. Es steht überall geschrieben, man solle sich nicht hektisch bewegen, nicht wegrennen, aber doch die Arme hochnehmen und sich groß machen. Und dem Tier nicht den Fluchtweg versperren. Sollte das alles nichts nützen und es greift an, so erhält man den schlichten Tipp der Hinweisschilder: "Fight back." Äh ja ...!
Statt gefährlichen Raubtieren finden wir jede Menge mit roten kleinen Beeren bedeckte Büsche am Wegesrand. Erst sind wir skeptisch, als Försterin sollte ich die eigentlich kennen, andererseits unterscheiden sich Flora und Fauna hier ja doch von Deutschland. Irgendwann entscheide ich, dass das sowas wie Preiselbeeren sind und esse ein paar. Lecker! Dann traut sich auch L. und wir zupfen immer wieder einige Beeren von den Büschen, während wir weiterwandern. Hoffentlich hat das kein Nachspiel...
Nach etwa einer Stunde fällt der Weg vor uns ab und scheint nun zuende zu gehen. Wir steigen hinab, was doch etwas in den Knien schmerzt, und finden uns auf einmal mitten in der Zivilisation wieder, nachdem wir vorher ewig lang in der Wildnis allein waren. Krass, diese Gegensätze.
Ach und hier ist ja auch die Tankstelle und der kleine Laden, direkt daneben unser Campground, wie witzig.
Wir kaufen nicht großartig ein, nur etwas Eis für die Kühlbox und zwei Häagen Dasz am Stil für uns. Dann kehren wir zurück zum Auto.
Es ist nun Nachmittag und wir wollen dem See einen Besuch abstatten. Eventuell sogar ENDLICH mal schwimmen gehen! Nach einiger Suche finden wir ein nettes Plätzchen ganz für uns alleine und halten erstmal die Füße ins Wasser. Ja, ist doch ziemlich kalt. Aber keine Ausreden, rein in den Badeanzug und ab ins Wasser! Brr, es ist sogar noch viel kälter! Aber auch herrlich erfrischend und so schwimmen wir ein bisschen parallel zum Ufer hin und her.
Irgendwann reicht es, es wird immer kälter, also zurück an Land. Hier drapieren wir uns und unsere Campingstühle in die Sonne, lesen, essen ein paar Cracker, sonnen uns und haben Spaß.
L. zieht immer mehr Klamotten aus, um auch genügend Sonnenbräune zu erhalten, während ich mich immer weiter anziehe weil mir immer kälter wird.
Abends kehren wir zurück zu Pedro, L. kocht ein leckeres Abendessen und wir entzünden das geschenkte Holz. Zum ersten Mal auf unserer Reise haben wir Feuer! Doch das Holz ist ein wenig feucht und so qualmt es mehr, als dass es brennt. Egal, die Stimmung ist trotzdem toll.
Kurz darauf geht es ab ins Bett, war doch anstrengend heute.
Aufbruch: | 23.08.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.09.2012 |