Von San Francisco nach Seattle und zurück - Nordwesten der USA
Tag 6: Mendocino und Redwoods
Die erste Nacht, die gestern um halb zehn begonnen hat, ist heute um halb sechs wieder vorbei. Es ist noch stockdunkel, aber ich habe solche Rückenschmerzen, dass ich nicht mehr liegen kann. Auch L. steht schon auf.
Als erstes besuchen wir die spartanischen Duschen, werfen eine Menge Quarters ein, um uns zu erfrischen. Dann geht es ans Frühstück machen.
L. hat von Zuhause ihren italienischen Espressokocher mitgebracht, denn Strom für eine Kaffeemaschine haben wir nicht und Pulverkaffee ist doch ziemlich gruselig.
Am Vortag hatten wir Kaffeepulver gekauft, doch die Konsistenz dessen eignet sich irgendwie nicht für den Espressokocher! Es kommt zwar ein bisschen was raus, aber wirklich befriedigend ist das Ergebnis nicht. Zudem hatte ich mir noch Süßstoff gekauft, der auch nicht gerade lecker ist ... Tja, der erste Campingkaffee war dann wohl nix.
L. frühstückt Haferflocken mit Obst, ich esse andere Flocken mit Milch und Banane. So sind wir zumindest mal satt. Zwischendurch beobachte ich sehr interessante blau-schwarze Vögel, die uns neugierig begucken und offensichtlich auf Reste unseres Essens spekulieren.
Später in Deutschland finde ich raus, dass das Steller's Jays sind, ein Diadem- oder auch Schwarzkopfhäher. Und ihren Namen haben sie von einem Herrn Georg Wilhelm Steller, der als Naturforscher mit dem dänischen Kapitän Vitus Bering auf hoher See unterwegs war. Eines Tages, während sie die Meerenge zwischen Sibirien und Alaska durchquerten (die dann später Bering-Straße bzw. Bering-See genannt wurde), entdeckten sie Land. Steller erspähte einen Häher, der nur auf dem nordamerikanischen Festland vorkommt und so wussten sie also, wo sie waren und der Vogel wurde nach Herrn Steller benannt.
Anschließend packen wir alle Utensilien wieder ein, gucken uns auf dem Platz um, ob alles ok ist und besteigen Pedro. Am Ausgang des Gualala Campgrounds müssen wir ja nun noch bezahlen, doch auch jetzt ist, wie am Abend zuvor, niemand da! Zugegeben, es ist auch noch ziemlich früh, aber laut Schild sollte da erst um 10 Uhr ein Mitarbeiter auftauchen. So lange wollen wir nicht warten. Also rechnen wir zum angeschlagenen Preis noch ungefähr die Tax, also die Steuern, dazu, stecken alles in einen Umschlag und werfen diesen in den Briefkasten. Unsere Adresse in Deutschland schreiben wir mal sicherheitshalber dazu, falls noch was fehlt.
Weiter geht es nun auf dem Highway 101 Richtung Eureka.
Es gibt auch eine gleichnamige Fernsehserie, die ich mir sehr gern angucke, leider sind in diesem Eureka keine seltsamen Menschen, geheimen Labors oder UFOs zu finden
Auf dem Weg halten wir noch mal in einer Bucht an. Von diesem Parkplatz aus startet der Navarro Trail, den wir aber nur ein kleines Stückchen entlang gehen. Stattdessen genießen wir den Blick auf den Pazifik und lassen uns ein bisschen frischen Wind um die Nase wehen.
Nun aber schnell wieder ins Auto, der Mangel an Kaffee macht sich so langsam bemerkbar!
Von Gualala bis Mendocino sind es knapp 50 Meilen, die wir nach dem kurzen Stopp dann durchfahren. Wir haben ja noch einiges an Strecke vor uns, da bleiben längere Fahrten nicht aus. Wir werden durch tolle Küstenanblicke entlohnt.
Mendocino ist laut Wikipedia gar kein richtiger Ort, sondern ein von ca. 900 Menschen besiedeltes zusammenhängendes Gebiet. Dennoch finden wir einen Ortskern, der wirklich hübsch anzusehen und sehr einladend ist. Ob Michael Holm wohl mal hier war, als er 1969 das Lied Mendocino sang?
Gegenüber eines Fire Departments finden wir ein kleines Café mit Organic Coffee, Starbucks sucht man hier vergeblich. Überhaupt sieht es hier ein bisschen nach Hippiekolonie aus, sehr süß!
Als wir am Tisch sitzen, steht der Mann eines älteren Pärchens, was neben uns sitzt, auf und holt einen Hund aus dem Auto. Einen völlig überdrehten, aufgeregten, aber sehr hübschen Hund. Die beiden stellen sich vor, da ihr Hund auch zu uns herandrängt und ich ihn gern streichle. Sie kommen aus Arizona und ihr Hund heißt Chance, ist neun Monate alt und ein American Labrador. Wieder vermisse ich meine Lucie sehr.
L. bekommt unterdessen eine Mail von ihrer Mutter, in der sie schreibt, dass meine Mutter und ihre gute Freundin zwischenzeitlich das WLAN meines zuhausegelassenen Laptops geschrottet haben. Nun ja, hätte mich auch gewundert, wenn das geklappt hätte ...
Weiter geht es Richtung Eureka, wir haben noch ein bisschen Strecke vor uns, ca. 145 Meilen!
Auf unserem Weg liegt der Humboldt Redwoods State Park und die darin befindliche Avenue of the Giants. Das ist ein sogenannter Scenic Highway, eine Allee aus riesigen Küsten-Redwoods. Für mich als Waldschrat natürlich sehr spannend!
An einem lauschigen Örtchen halten wir an und machen ein kleines Picknick aus Salat und Brot mit Creamcheese. Danach wandern wir ein wenig herum und bestaunen diese wahnsinnig großen Bäume.
In Weott sehen wir uns noch kurz im Visitor Center um, fahren dann aber bald weiter.
In Eureka angekommen geht es erstmal wieder zu Starbucks, nach so einer langen Fahrt kommt doch Müdigkeit auf. Zu Safeway müssen wir auch schon wieder, denn das Crushed Ice, welches unsere Vorratsbox kühlt, taut fröhlich vor sich hin und muss erneuert werden.
Nach einem Campground suchen wir eine halbe Ewigkeit, bis wir schließlich auf dem Mad River Rapid RV Park in Arcata landen. Schön ist anders, hier sind auch eigentlich nur große Trailer zu finden und es gibt auch nur Full Hookups, das heißt Parkflächen mit Wasser- und Stromanschluss, was wir ja alles gar nicht brauchen. Doch es ist spät, wir sind müde und hungrig und was anderes scheint es in der Gegend nicht zu geben. Der Platz kostet 45 Dollar die Nacht, ganz schön teuer, aber für ein Full Hookup normal.
Auf der Suche nach den Toiletten, die sich, wie sich dann rausstellt, direkt um die Ecke befinden, sehe ich eine Frau auf einer Bank sitzen und telefonieren. Sie sitzt neben den Türen zu den Waschräumen, an denen sich Schlösser mit Nummerncode befinden. Oh no, woher krieg ich jetzt den Code ... Wie peinlich, die Frau guckt schon so rüber ... Aber ich müsste jetzt doch wirklich mal, also ... Die Frau hat Erbarmen und hört auf zu telefonieren. Auf Englisch erklärt sie mir, dass die Codes für die Toiletten auf dem Zettel stehen, den wir bei Einfahrt auf den Campground bekommen haben. Sie fragt, ob ich denn hier "wohnen" würde, denn so einfach dahergelaufenen würde sie den Code natürlich nicht verraten. Ich sage ihr, dass unser Camper direkt um die Ecke steht, da guckt sie mich an und sagt "Ich tippe den Code für dich ein, du siehst so nett und vertrauenswürdig aus". Hach, das hört man doch gerne
Zum Abendessen macht sich L. eine Gemüsesuppe, ich esse das restliche Brot mit Creamcheese, Tomaten, Möhren und ein paar Chips. Es ist ar...kalt!
Aufbruch: | 23.08.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.09.2012 |