Reise ans Ende der Welt: Neuguinea,von Walhaien und Steinzeitmenschen...

Reisezeit: Juli / August 2016  |  von Christine & Thomas R&H

19.07.2016: Manokwari

Ooohh...wie gut haben wir in dem süßen kleinen pinkfarbigen Zimmer mit Aircondition geschlafen!

Der ganze Eingang von Kikys Office ist Pink-lilafarben. Sie erklärt uns, dass dies hier die Farbe der Single-Muttis ist. Witzig—so kann jeder erkennen, dass dort eine Single-Mutti wohnt...
Für uns ist das ungewöhnlich, da sie ja Muslime ist--aber wir haben ja schon gelernt, dass mit diesem Glauben in Indonesien anders umgegangen wird.
Um 8 Uhr krabbeln wir aus dem Bett und sehen, dass Kiky und ihr Mann auf dem Boden vor dem TV geschlafen haben. Kiky lacht und sagt sie haben halt so lange noch TV geschaut...
Jetzt gehen wir ein paar Häuser weiter zum frühstücken, mein Versuch zu zahlen lehnt sie rigoros ab.
Danach hat sie ein strammes Programm für uns: Zuerst möchte sie mit uns zum „Mansinam-Island“ auf dem die große Jesusstatue schon von weiten zu erkennen ist.
Sie stellt eines ihrer Mädels als Fahrer ab (auch eine Single-Mutti) und los gehts. Vorher stoppen wir an einem großen Kaufhaus: "Befor we go to the beach,I want to buy Papua clothes for you" sagt sie

...was hat Kiky vor..?? Ich dachte erst sie wollte uns Burkinis für den Strand kaufen...

...was hat Kiky vor..?? Ich dachte erst sie wollte uns Burkinis für den Strand kaufen...

Hier ist das Kinderparadies...man beachte den Audi A8 da hinten...

Hier ist das Kinderparadies...man beachte den Audi A8 da hinten...

Dann gehts zu dem kleinen Hafen.
Kiky organisiert ein Longboat für die Hin- und Rückfahrt zur Insel—wir können ganz entspannt daneben stehen.

Kiky

Kiky

Unsere Business-Lady ist immer am telefonieren...

Unsere Business-Lady ist immer am telefonieren...

Die Überfahrt dauert keine halbe Stunde—Kiky fragt ob wir ein Motorbike leihen sollen, aber wir laufen ja lieber!

Mansinam Island

Mansinam Island

Wir besichtigen erst eine Kirche, treffen eine Reisegruppe aus Fak-Fak (Papua) und dann sind wir bei der Statue. Hier sind einige Leute fleißig am fegen und harken. Es sieht akkurat sauber aus.

Die große Jesus-Statue

Die große Jesus-Statue

Als wir wieder zurück auf dem Festland sind, müssen wir auf den Fahrer warten.
Tatsächlich sehen wir dort 2 Weiße! Da wir hier seit Raja Ampat keine mehr gesehen haben und es ihnen wohl genauso geht, kommen wir sofort ins Gespräch. Es sind Holländer, sie staunen dass wir alleine unterwegs sind und wir tauschen uns erstmal aus.

Diesmal kommt Kikys Chauffeur und holt uns ab. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt

Aussicht vom höchsten Punkt Manokwaris

Aussicht vom höchsten Punkt Manokwaris

Danach zum lunch ins „Aston Hotel“ –Kiky erzählt, dass sie hier ab und zu mit ihrem Mann übernachtet—sie bekommt ja durch ihre Arbeit günstige Konditionen.
Auch in diesem Hotel herrscht gähnende Leere.
Der Standard hier ist nicht vergleichbar mit dem in Europa--aber es ist hier das Beste.

Lemon Juice

Lemon Juice

Jetzt möchte sie noch mit uns zum Strand—aber sie hat allen ihren Angestellten versprochen sie mitzunehmen, sie sind ja ganz wild auf die „Germans“
Also, beginnt die Einsammelei...und im Auto gehts schon los mit den Selfies...

Hier ist Stimmung!!!

Hier ist Stimmung!!!

Wir besuchen den Strand „Pasir Putih“ es ist unglaublich zu sehen wie Handysüchtig die Mädels sind....aber auch der Fahrer ...
Wir suchen uns einen Tisch und schon sind wir wieder umringt von Schaulustigen—einer ist ganz frech und setzt sich einfach zu uns. Außerdem muss er Thalia dauernd berühren. Das ist ihr unangenehm...da aber die Indonesier nicht unhöflich sind und was sagen, tauscht Kiky ganz geschickt den Platz mit Thalia.

Also, hier in Papua bedeutet zum „Strand gehen“ nicht etwa im Sand liegen und schwimmen—nein—keines der Mädels hat hier Badezeug mit. Wir haben als Einzige Bikinis unter. Die haben schicke kleine Handtäschchen und ständig das Handy in der Hand. Und es wir gegessen was das Zeug hält.
Wir bekommen Kokosnüsse und einen Obstsalat mit einer Erdnusssoße, dann irgendein Gemüse mit Eiern, auch der fremde Mann bekommt einen Teller. Kiky lädt alle ein.

Dann besuchen wir noch den „Arrowi beach“—zum Glück müssen wir nicht noch mehr essen—diesmal nur Selfies..

Arrowi beach

Arrowi beach

Als wir wieder zu Hause sind, möchte Kiky ein paar Euros gewechselt haben. Als ich mich dann nach dem packen ins Office setze, sehe ich wie die Mädels mit den Euro-Scheinen Selfies machen...

Dann kommt Kikys Mann von der Arbeit. Und--was machen wir???
Natürlich wieder Unmengen Fotos!!
Er ist Fußball Fan und mag Özil am liebsten. Pausenlos erzählt er von ihm...

Hier sind mal nur 2 von ungefähr 30 weiteren Fotos...

Hier sind mal nur 2 von ungefähr 30 weiteren Fotos...

Unser Schiff soll eigentlich um 18 Uhr einlaufen, aber der Fahrer hat die Lage gecheckt und meldet eine mindestens einstündige Verspätung.
Wir lassen uns dann um 19 Uhr hinfahren. Natürlich begleiten uns Kiky und ihr Fahrer. Ihr Mann muss im Office bleiben, das hat immer bis 22 Uhr geöffnet.
Witzig—weil sie aus Versehen sein Handy mitgenommen hat, muß sie noch mal zurück..“er braucht seine Spiele“ lacht sie—so ist das wenn man einen jungen Mann hat...

Ich weiß--ich schreibe sehr ausführlich--aber dieser Blog dient mir auch als persönliche Erinnerung für die Zukunft an diese Momente und Gefühle ,die ich nicht vergessen möchte---wer möchte kann gerne teilhaben oder es einfach überspringen...

Natürlich wollen die beiden mit uns warten bis das Schiff abfährt...
Wir betreten die riesige Wartehalle und sofort stupsen sich die Leute an, zeigen auf und, tuscheln und lachen.
Es ist drückend schwül- fast alle Plätze belegt-auch mit viel Gepäck.
Als Kiky fragt , werden natürlich Plätze für uns freigeräumt.
Jetzt sitzen wir zwischen einer Großfamilie mit 5 oder 6 Kindern. Einer von ihnen hat nichts Besseres zu tun als seinem größeren Bruder andauernd mit einem großen aufblasbaren Hammer auf den Kopf zu hauen.
Das Schiff ist immer noch nicht zu sehen.

Inzwischen hat sich uns die eine Mama vorgestellt und fragt wohin unsere Reise geht.
Wohin wohl? Nabire natürlich! Nein, so natürlich ist das nicht. Kiky übersetzt: Das Schiff kommt aus Sorong und fährt bis Jayapura. Und vor Nabire hält es noch einmal in Wasior
Wir erfahren, dass wir wohl erst gegen 16 Uhr in Nabire sind.
Mir läuft schon wieder der Schweiß den Körper herab und wundere mich dass alle um mich herum so gut riechen-egal ob dick oder dünn-ich habe das Gefühl die einzige zu sein die transpiriert--
Die Mama heißt Magdalena und schreibt uns ihre Telefonnummer auf einen Zettel, falls wir in Jayapura Hilfe brauchen...als Gegenleistung möchte sie wieder Fotos von uns...
Kiky schreibt uns noch einen Zettel auf indonesisch, mit der Frage nach einem Zimmer auf dem Schiff--das ist eine gute Idee--würden wir sehr gern nehmen--

Hier ist was los....

Hier ist was los....

Um 20 Uhr ist dann Einlass und ein unglaubliches Gedränge beginnt.
Als ich das Schiff sehe bin ich überwältigt. Es ist gigantisch!

Als ich so vor dem großen Schiff stehe und die Menschenmassen sehe, das Geschrei höre und die Hitze spüre--wird mir ganz komisch...

Als ich so vor dem großen Schiff stehe und die Menschenmassen sehe, das Geschrei höre und die Hitze spüre--wird mir ganz komisch...

Es ist nicht nur die Größe die mich überwältigt, sondern auch diese Menschenmassen und die Geräuschkulisse der Menschen die Unmengen an Gepäck und andere Güter aufs Schiff bringen.
Auf mehreren Etagen stehen die Menschen und schauen herab. Es herrscht ein Gewusel ohnegleichen...Das Ein-und Aussteigen erfolgt gleichzeitig, sodass noch mehr Chaos herrscht--
Ich merke, wie Kiky besorgt ist und bin gerührt--bevor wir uns verlieren, verabschieden wir uns schnell und quetschen uns auf eine der Brücken zum Schiff.
Als wir in Innere gelangen wird mir mulmig--überall sitzen und liegen Menschen. In jedem Gang, sogar auf den Treppen. Einige schlafen, einige essen und rauchen.Viele Familien mit kleinen Kindern, alle auf dünnen weißen Planen oder manche haben sich Matten mitgebracht.
Die Luft ist schlecht und wir müssen über die Menschen steigen um vorwärts zu kommen.
Kiky hat sich erkundigt und erfahren, dass es im 5. Stock eine Information gibt.Bis dahin kämpfen wir uns erstmal durch.
Hier sitzen hinter Gittern 5 weißgekleidete Stewards. Wir grüßen freundlich und schieben unseren Zettel durch die Gitterstäbe. Mit erstaunten Blick greift einer der Weißgekleideten diesen, schaut drauf und fängt an zu lachen. Er reicht den Zettel weiter und der nächste lacht. So wandert unser Zettel schließlich zu dem am Schreibtisch sitzenden Oberweißgekleideten. Der schmunzelt nur und schreibt was darunter. Über die 3 Männer wandert der Zettel zu uns zurück.

Der besagte Zettel...

Der besagte Zettel...

"all rooms full" sagt noch einer netterweise auf Englisch. Ich bin echt frustriert, könnte fast heulen. Es gibt ein Deck mit Liegeplätzen, so wie wir die kennen, aber auch diese müssen reserviert werden. Wir haben nur Tickets für die niedrigste Holzklasse--aber man findet ja noch nicht mal einen Platz am Boden....
Ich halte meine Bauchtasche fest an mich gedrückt und
wir überlegen schon, das Schiff wieder zu verlassen, aber es hilft nichts--nach Nabire geht kein Flug--nur über Jayapura und da verlieren wir 2 Tage!
Also: Augen zu und weiter nach oben kämpfen. Ab dem 6. Stock ist man im Freien--auch hier sind alle überdachten Plätze belegt-oder belagert?
Nur an der Reling entdecken wir eine Lücke-da lehnen wir unsere Rucksäcke gegen und sichern uns schnell diese kleine Lücke. Denn es rücken immer mehr Leute an.
Mir ist das unheimlich an dem Gitter, durch das es in die Tiefe geht. Aber Thalia beruhigt mich: "Mann--da passt du eh nicht durch!"
Mir graut--hier sollen wir 20 Stunden hocken und die Nacht verbringen?
In diesem Moment bekomme ich ein Gefühl dafür wie es sein muss, auf der Straße zu leben...
Ich will mich gerade auf den schmutzigen Boden sinken lassen, da schüttelt ein Mädel von gegenüber eine der weißen Planen aus und reicht sie uns.
Das Mädel schaut aus wie eines von der Sorte denen ich nicht im Dunkeln begegnen möchte, die man aus den Bronx-Filmen kennt...Aber so kann man sich täuschen.
Wir richten uns ein und Thalia legt sich schlafen. Ich werde hier kein Auge zu tun.
Ich kicke erstmal eine dieser imaginären Tütchen über Bord--also diese Tütchen von 2x3cm Größe, mit einem weißen Pulver gefüllt--die sieht man hier oft durch die Hände gehen--ich dachte schon das Schlimmste, aber inzwischen weiß ich, dass diese zusammen mit einer Wurzel hier ständig gekaut werden. Also: Wurzel wird in das Pulver gestippt, abgebissen und gekaut--dann wird es rot und ausgespuckt. Überall auf der Straße sieht man die roten Flecken, die aussehen wie Blut!

Umm 22 Uhr legt das Schiff endlich ab und das Gejohle ist groß.
Es gehen Jungs herum die verkaufen Lampen, Ventilatoren und sogar Powerbanks in verschiedenen Größen.

Unser Lager, mit der schlafenden Thalia--

Unser Lager, mit der schlafenden Thalia--

Einige Jungs schräg gegenüber haben Gitarren mit und beginnen nun zu musizieren.
Das Ganze ist sehr kurios--aber so langsam gewöhne ich mich an die Blicke und die ganze Situation. Langsam kehrt das Sicherheitsgefühl auch bei mir zurück.
Übrigens habe ich bei keinem der Leute hier Alkohol gesehen. Zigaretten ja--geraucht wird hier ständig--aber Alkohol gab es bisher nirgendwo..

Viele haben so eine Art Kiosk aufgebaut und verkaufen Pop Mie, Kaffee, Kekse usw...Heißes Wasser haben sie in Thermoskannen dabei.

Viele haben so eine Art Kiosk aufgebaut und verkaufen Pop Mie, Kaffee, Kekse usw...Heißes Wasser haben sie in Thermoskannen dabei.

Ein Blick in den Nebengang, auch dieser ist proppevoll. Man beachte die Babyschaukel die an der Decke befestigt wurde. Darin schläft ein Säugling

Ein Blick in den Nebengang, auch dieser ist proppevoll. Man beachte die Babyschaukel die an der Decke befestigt wurde. Darin schläft ein Säugling

20 Stunden---wie soll ich das durchhalten--Thalia schläft und hat die Beine weit in den Gang gestreckt. Aber es passiert nix. Alle bremsen vorher ab und steigen darüber.
Inzwischen traue ich mich auch Fotos und Videos zu machen.
Ich gebe den Leuten ein Zeichen und alle nicken--natürlich darf ich Fotos machen!
Komisch dass bisher von uns noch keiner welche wollte.
Aber die meisten hier haben garkein Phone, sondern noch alte Handymodelle--

Inzwischen schlafen fast alle ausser mir...

Inzwischen schlafen fast alle ausser mir...

Die Musikgruppe wird immer größer , es kommen noch andere mit riesigen Trommeln dazu. Sie spielen die ganze Nacht durch...

Die Musikgruppe wird immer größer , es kommen noch andere mit riesigen Trommeln dazu. Sie spielen die ganze Nacht durch...

Dieser Bericht war nun besonders lang, aber es war ein besonders langer Tag und die ganze lange, schlaflose Nacht....

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir nehmen nun die lange Anreise nach Papua auf uns.Für Thalia erfüllt sich der Traum beim Tauchen mit Walhaien zu kuscheln und ich freue mich auf einen Besuch beim Volk der Dani im abgelegenen Baliem Tal in West Papua.
Details:
Aufbruch: 06.07.2016
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.08.2016
Reiseziele: Indonesien
Der Autor
 
Christine & Thomas R&H berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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