Faszination Peru
Altiplano
Christian steht mit dem Bus vor dem Hotel, Cesar ist da, und auch wir stehen mit unseren Koffern bereit. Alles einsteigen, das Altiplano, das Hochland ruft.
Wir verlassen Cusco in westlicher Richtung und machen den ersten Stopp in Andahuaylillas, dem Ort, den ich nur nach nochmaligem nachlesen korrekt aussprechen kann. Der Ort mit der fantastischen Kirche, die man auch die Sixtinische Kapelle Südamerikas nennt. Etwas erhöht steht sie beim Hauptplatz. Wie bei vielen Kirchen stehen auch hier drei Kreuze auf dem Platz davor. Das kommt davon, dass früher vor allem die besseren Leute, Edle, Spanier in der Kirche Platz fanden. Die anderen blieben draussen. Auch die Terrasse über dem Eingang weist darauf hin. Hier konnte für das Volk das Wort Gottes verkündet werden.
Die Kirche ist neu renoviert. Der Innenraum ist mit viel Pomp, Gold und Bildern geschmückt. Die Wände sind voller Fresken. Da die wenigsten Menschen das Wort Gottes lesen konnten, wurde es ihnen mit eindrücklichen Bildern erklärt. Zum Beispiel beim Haupteingang der Unterschied zwischen der Hölle und dem Paradies. Cesar macht uns auf viele Details aufmerksam. Leider gibt es ein Fotoverbot und es stehen ein paar Aufpasser herum, die jede gezückte Kamera mit Argusaugen beobachten.
Die nicht geschossenen Fotos kann man im Souvenirshop hinter der Kirche als Postkarten und Bücher kaufen.
Natürlich fehlen auch die Verkaufsstände auf dem Dorfplatz nicht. Und selbstverständlich wird da und dort auch wieder das Portemonnaie gezückt.
Unser nächster Halt gilt dem kleinen Dorf Checacupe. Von hier stammt Daniel Alomia Robles, der Autor des Liedes 'El Condor pasa', das durch Simon und Garfunkel 1970 weltbekannt wurde. Besser bekannt ist das Dorf für seine Inkabrücke über den Fluss Aqurimac. Eigentlich ist es ein ganzes Brückenensemble, das hier den Fluss überspannt.
Die Brücke auf der die Autos fahren sieht mit ihrem Unterbau aus hohen Stahlträgern schon sehr abenteuerlich aus. Wir steigen vor der Brücke aus und gehen zu Fuss. Entweder über die abenteuerliche Inka-Hängebrücke oder die massive Steinbrücke.
Unser nächster Halt gilt der Inkastätte Raqui. Hier stand einst ein grosser Tempel. Es müssen runde Säulen gewesen sein, die das Dach stüzten. Cesar erzählt, dass dies die einzige Stelle mit runden Säulen sei, die man aus der Inka-Epoche gefunden habe. Ausserdem gab es viele Wohnhäuser für Angestellte und Beamte und über 100 runden Lagerhäusern. Zwar sind die meisten nur noch ein Haufen Steine, aber die Ausmasse sind erkennbar und sehr eindrücklich.
In diesen Lagerhäusern wurden Lebensmittel, wie Kartoffeln, Mais, Reis und andere Getreide gelagert. Aber auch Wolle, Gold und Silber hat man gefunden.
Dank ihrer runden Form, den massiven Mauern und den fehlenden Fenstern konnten Lebensmittel über lange Zeit kühl gelagert werden.
Es ist inzwischen Mittag geworden. Zeit für Mittagessen. Wir sind ungefähr auf der halben Strecke zwischen Cusco und dem Titicacasee und weil auf dieser Tagesstrecke viele Touristenbusse verkehren, gibt es hier in der Gegend ein paar Restaurants, die für diese Kundschaft Mittagsbuffet anbieten.
Wir haben also die Auswahl zwischen verschiedenen Fleischarten und Beilagen. Auch für ein süsses Dessert ist gesorgt.
Hier verlässt uns Cesar. Er wird mit einem der Busse, die aus der anderen Richtung kommen, zurück nach Cusco fahren.
Wir aber fahren mit unserem Chauffeur Christian weiter. Unmerklich steigt das Gelände an. Bald erreichen wir den bisher höchsten Punkt unserer Reise. La Raya, die Wasserscheide zwischen Pazifik und Titicacasee. Hier oben treffen wir auch auf den Zug, der täglich zwischen Cusco und Puno verkehrt. Er hält an der Station etwas unterhalb des Passes.
Hier wie überall stehen natürlich die unvermeidlichen Verkaufsstände, die warme Sachen wie Pullover, Mützen und Handschuhe aus der weichen Alpakawolle anbieten.
Weit hinten im Tal grüsst der knapp 5500 Meter hohe schneebedeckte Chimpulla.
Wir fahren weiter, die Strasse zieht sich jetzt schnurgerade durch das Hochland, das Altiplano. Links und rechts der Strasse wachsen nur noch dürre Grasbüschel. Doch immer noch leben Menschen hier, weiden ihre Tiere. Alpakas, Lamas und Schafe. Ton in Ton fügen sich die Tiere und Häuser in die Farben der Landschaft ein. Eine Welt in Ocker, gelb und braun. Eine wunderbare Welt der Farben. Fotografieren fällt fast weg, weil die Fensterscheiben spiegeln und die Scheiben ausserdem leicht verdunkelt sind. Also füllen wir unseren eigenen Speicher mit den eindrücklichen Bildern.
Noch einmal halten wir an. Pucara, die Stadt der Toritos, der kleinen Stiere, die hier hergestellt werden. Sie sind ein Symbol der Mischung aus altem und neuem Glauben, aus Aberglaube und Christentum. Früher waren es Lamas, die auf die Dächer der Häuser gestellt, das Haus schützen sollten.
Nach der Ankunft der Spanier mit ihren grossen Tieren wie Kühen, Stieren und Pferden, wurden die Lamas gegen die stärkeren Stiere ausgetauscht. Oft kombiniert mit einem Kreuz sieht man sie noch öfters paarweise auf den Dächern in den Dörfern und Farmen. Böse Geister abhalten, das Glück bringen, die Einwohner beschützen, das sind die Aufgaben der Toritos, die vor allem hier in Pucara hergestellt und im ganzen Altiplano verkauft werden.
Jetzt sind es nur noch zwei Stunden bis Puno. Zuerst durchqueren wir die Stadt Juliaca. Sie ist bekannt als die Hässliche, die Stadt in der illegale Geschäfte abgewickelt werden, Stadt der Schmuggler. Bolivien ist nahe.
Niemand bleibt freiwillig in Juliaca. Wir fahren staunend durch die Stadt. Die Strassen sind übersät mit Schlaglöchern, die Autos spotten jeder Beschreibung, das Chaos, der Dreck, die Vehikel, die sich durch die Stadt würgen sind unbeschreiblich. Und zu allem Überfluss ballen sich über uns Gewitterwolken zusammen. Ein paar Tropfen fallen bereits, aber wir lassen sie bald hinter uns, erreichen bei Sonnenuntergang unser Ziel Puno und unser Hotel für zwei Nächte. Direkt am Titicacasee gelegen bietet es einen Ausblick über den Binsengürtel des Sees - doch dann ist die Sonne unter gegangen und man sieht nichts mehr. Es ist sechs Uhr abends. Wir sind erfüllt von einem intensiven Reisetag und geniessen ein gemeinsames Nachtessen im Hotelrestaurant Eco Inn.
Aufbruch: | 22.08.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2016 |