Faszination Peru
Die Linien von Nasca
Früh aufstehen, der Bus holt uns um Viertel vor sieben ab.
Wir fahren zum Flugplatz, wo Brady, ein Local Guide mir beim Einchecken der Überflüge hilft. Schon bald sind alle Passagiere gewogen und eingeteilt, haben ihre Sitzplatznummer und sitzen im Warteraum.
Und dann fängt das Warten an. Der Flugbetrieb hat noch nicht begonnen, es ist inzwischen neun Uhr. Meine Gruppe ist noch immer im Warteraum, während ich draussen vier Russen ausmache, die zusammen blödeln.
Nachdem sich alle am kleinen Imbisstand verköstigt haben, gehen sie hinein und ich staune nicht schlecht, als ich sie kurz darauf sehe, wie sie alle in einen der kleinen Flieger steigen und die ersten sind, die starten. Auch andere dürfen jetzt starten, denn der Flugbetrieb wurde aufgenommen. Flugzeug um Flugzeug steigt auf, im 6-Minutentakt, doch meine Gruppe sitzt noch immer im Warteraum.
Ich gehe hinein zum Schalter. „Was ist los, warum starten sie nicht?“ Es hätte noch Nebel auf der Strecke, ein paar Figuren könne man nicht klar sehen. „Und die anderen Touristen?“, will ich wissen. „es sind kleine Flugzeuge, da spielt es weniger eine Rolle. Ihr fliegt als Gruppe zusammen, da möchten wir sicher sein, dass ihr tatsächlich alles sehen könnt.“ Also gilt es weiterhin zu warten.
Und dann ist es endlich soweit. Das grössere Flugzeug ist bereit, die Passagiere können einsteigen.
Ich gehe derweil an einem der kleinen Imbissstände frühstücken.
Eine halbe Stunde später schon sind sie zurück. Alle sind begeistert, niemandem ist ob den vielen Drehungen schlecht geworden. Sie haben alle Figuren gesehen, den ruhigen Flug genossen. Jetzt noch einen Kaffee, und die Fahrt geht weiter. Noch einmal durch wüstenähnliche Gegenden, unterbrochen von Kulturen, auf denen Mais, Kartoffeln, Wein und manchmal sogar Baumwolle angepflanzt ist.
Nach zwei Stunden erreichen wir Ica. Wir fahren zum Catador. Das ist ein Traditionshaus für die Pisco-Herstellung. Schon in der dritten Generation wird hier Wein angebaut. Pierre, ein ziemlich unmotivierter Angestellter zeigt uns auf einem Rundgang die antiken Anlagen. Einmal im Jahr, im März wird noch nach alter Art die Trauben in die grossen Wannen geschüttet und zu Fuss gepresst. Das ist jedes Mal ein grosses Fest mit viel Musik und Tanz. Das weiss ich aber von einer anderen Führung, unser Guide ist absolut unmotiviert und brummelt seine Erklärungen in einem unverständlich schnellen Spanisch.
Auch zu den Amphoren, in denen der junge Wein zwei Monate gärt, fällt ihm nichts ein und den riesigen Brennofen, in dessen steinigen Behälter 1600 Liter Wein passen, erklären wir uns gegenseitig selber. Lieber führt er uns zurück zum grossen Gartenrestaurant, wo die Flaschen für die Degustation bereit stehen. Ob es an uns liegt, oder an ihm, oder vielleicht doch am Pisco? Jedenfalls lockert sich jetzt die Stimmung und am Schluss sind wir schon fast begeistert von Pierre, der uns die verschiedenen Pisco und Piscoliköre probieren lässt.
Im Restaurant geniessen wir ein spätes Mittagessen, machen noch ein paar alkoholische Einkäufe und fahren dann zur Oase Huacachina. Hier sind wir für einen Nacht einquartiert. Doch es reicht nicht einmal mehr für einen Sprung in den Pool, denn der Buggy, den ich an der Rezeption buche, fährt um fünf Uhr los. Er hat für acht Personen Platz, die anderen entschliessen sich, die riesige Düne gleich hinter dem Hotel zu bezwingen und den Sonnenuntergang von dort oben zu geniessen.
Wir aber lassen uns von Emilio, unserem schwarzen Buggyboy in die gewaltige Dünenlandschaft chauffieren. Man kann es kaum glauben, aber hinter der ersten Düne liegt eine zweite Reihe, eine dritte, bis zum Horizont nichts als Sand. Sanft fährt Emilio durch die Hügel und hält ganz oben am Rande an einer steilen Stelle an, steigt aus und holt die Surfbretter hervor.
"Drauf liegen und runter mit Euch", meint er und gibt jedem noch genaue Anweisungen und den nötigen Schupf. Bald sind alle unten und er kommt mit dem Buggy hinterher, sammelt alle ein und noch einmal geht es an eine exponierte Stelle für einen zweiten Versuch. Jetzt sind wir alle schon ziemlich frech, Emilio kann den zweiten Gang einschalten und geniesst wohl vorne am Steuer uns Frauen, die vor lauter Erschrecken, Angst und Begeisterung nur noch jubelnd schreien.
Die Sonne verschwindet langsam am Horizont, als er die höchste Düne anpeilt. Mit Vollgas fährt er den Hang hinauf und stoppt mitten in einer Gruppe Jugendlicher, die hier den letzten Strahlen der Sonne huldigen. Wir machen das ebenfalls, doch ich habe eine Flasche süssen Wein vom Catador mitgebracht, so dass wir auf die Eroberung der Sanddüne und die letzte Nacht in Peru anstossen können.
Und dann geht es wieder hinunter. Emilio zeigt noch einmal alle seine Möglichkeiten. Rast Steilhänge hinauf und auf der Krete wieder hinunter. Zum Glück sind wir alle fest an gezurrt, wir würden unmöglich auf den Sitzen bleiben ohne Gurten.
Über der Lagune gibt es nochmals einen kurzen Fotostopp. Zeit zum Verschnaufen und noch einmal diese unglaubliche Sandlandschaft in sich aufzunehmen.
Später treffen wir uns in der Hotelbar. PiscoSour oder MaragujaSour entwickeln sich zu den Lieblingsgetränken der Frauen, die Männer bleiben beim Cusquena, dem Bier.
Aufbruch: | 22.08.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2016 |