Faszination Peru
Zurück aus dem Dschungel
Nur Bruno und Silvana folgen heute der Einladung von Leo und fahren am Morgen hinaus auf die Lagune. Sie kommen völlig begeistert zurück. Soviel haben sie gesehen. Sogar einen Lagarto, der auf einem Ast ein Sonnenbad nahm, konnten sie beobachten.
Nach dem Frühstück heisst es packen und aufbrechen. Es heisst Abschied nehmen. Die meisten hätten es zwar noch einen Tag länger ausgehalten, viel zu schnell sind die Stunden vergangen. Doch alles hat ein Ende und so packen wir unsere Rucksäcke und treten den Heimweg an.
Die Frucht mit der wunderschönen Blüte habe ich auf meinem morgendlichen Spaziergang gefunden. (das rote ist eine Bananenblüte)
Ich kenne den Namen der Frucht nicht. Sie soll süss sein und vor allem als Erfrischungsgetränkt benutzt werden.
Man ist auf beiden Seiten sehr gespannt. Gäste und Kinder wissen nicht so richtig, was jetzt passieren wird.
Unser erster Halt gilt dem Dorf Castilla, das gleich beim Zusammenfluss von Maranon und Ucayali liegt. Das Dorf hat in den letzten Jahren die Hälfte seines Terrains verloren und das wird wohl auch der Grund sein, dass es immer weniger Zusammenhalt und gemeinsame Verantwortung im Dörfchen gibt.
Eigentlich war vorgesehen, dass wir die Schule während der Schulzeit besuchen, doch Jesus, der Tenete erklärt, dass im Moment schulfrei sei. Die Kinder kommen nach und nach aus den Häusern hergelaufen um zu sehen, was es heute gibt. Auch die Frauen zeigen sich und am Schluss sind wir alle zusammen im Schulzimmer. Hier hat Keyla unsere Geschenke aufgebaut: Farbstifte, Bleistifte, Schulhefte, Radiergummis und andere Dinge für die Schule. Nach ein paar Reden, denn es ist ein offizieller Anlass, verteilen wir die Sachen an alle Kinder.
Keyla hat auch eine der Schachteln mit Schokoladestängeln mitgenommen und es gibt einen Fussball für die Buben und einen Volleyball für die Mädchen
Selbstverständlich finden ein paar Kuscheltiere hier einen neuen Platz. Meine Rosamaus hat ein Bebe gefunden. Der Tiger bleibt bei einem kleinen taubstummen Jungen. Ganz fest hält er ihn im Arm.
Der Tenete hat übrigens erzählt, dass man sich heute Morgen getroffen hat um den Zugang vom Wasser neu zu ordnen. Es mussten Treppenstufen für uns geformt werden.
Und dann ist es Zeit für den Besuch bei Manuel. Seit ich hierher komme, besuche ich ihn in seinem grossen Haus. Sehen kann er wegen dem grauen Star fast nichts mehr, aber er zeigt und, dass er mit seinen 86 Jahren noch gut auf den Beinen ist und stampft dabei heftig auf den Boden. Ich frage ihn, ob er Kokosnüsse habe und schon bald erfrischen wir uns alle an einer frischen Coco, die einer seiner Söhne mit der Machete zurechthaut. Wovor er denn lebe, wollen wir wissen. Er hat ein grosses Yuccafeld, viele Kokosnüsse, Mais und auf den Sandbänken Reisfelder. Ausserdem gibt es hinter dem Haus ein paar Hühner und Enten. Was nicht selber verbraucht wird, wird auf dem Markt in Nauta verkauft.
Der Abschied von Manuel und seiner Familie ist herzlich und ich bringe es nicht über mich, ihm zu sagen, dass dies mein letzter Besuch gewesen ist.
Bei der Familie lebt ein Faultier
Wir fahren weiter und erreichen die andere Seite des Amazonas. Wir besuchen Grau. In dem kleinen Dorf gibt es einen Aussichtsturm, den die Regierung vor ein paar Jahren aufgestellt hat. Von da oben hat man einen Überblick auf die drei Flüsse. Allerdings ist das Wasser im Moment weit weg, weil Niedrigwasser ist.
Leider ist der Turm in einem sehr schlechten Zustand. Es müssen dringend ein paar Bretter ersetzt werden. Allerdings müssten dazu wohl auch etwas mehr Einnahmen generiert werden. Mit den durchschnittlich 5-10 Besuchern täglich kann kaum der Kassierer bezahlt werden. Schön säuberlich notiert dieser jeden Besucher in seinem Kassenbuch.
Leider ist der Fluss wegen Niedrigwasser fast nicht sichtbar. (Ab September beginnt die Regenzeit und ab Dezember steigt der Wasserspiegel bis zu 8 m höher)
Bei uns meldet sich inzwischen der Magen und so fahren wir noch einmal ein Stück weiter. Irgendwo am Strand sehen wir rote Fahnen wehen. Es ist die Schweizer und die Perufahne, die da im Sand stecken. Teresa hat mit Pablo und der Küchencrew die Küche aufgebaut. Mit Palmenbedecktem Unterstand wo bereits unsere Stühle im Sand stecken. Und ein eisgekühltes Bier gibt es ebenfalls. Auf dem Grill brutzeln Pollos (Poulets) und schon bald wird angerichtet. Dazu gibt es Chicha Morada, ein Erfrischungsgeträk das aus schwarzem Mais gemacht wird.
Und dann holt Pablo seine Gitarre und singt zusammen mit Teresa und Keyla ein Lied für uns. Natürlich will auch Freddy nicht hintenanstehen. Er übernimmt die Gitarre, Leo schlägt mit zwei Löffeln den Rhythmus und Alex hilft beim Singen. Guantanamera, Bambolera und andere Melodien erklingen schon bald über den Sand und alle singen und klatschen mit. Als Susanne und Victor anfangen zu tanzen, ist die Amazonas-Strandparty in vollem Gang.
Und für mich wird es jetzt richtig sentimental. Will ich all diese Fröhlichkeit und Freude wirklich aufgeben?
Immer wenn es am Schönsten ist, sollte man aufhören. Wir brechen auf. Doch vorher werden noch die Nationalhymnen gesungen, mit der Hand auf der Brust, so gehört es sich.
Wir fahren mit dem Boot zurück nach Nauta, wo der Bus auf uns wartet.
Wir fahren nach Iquitos.
Nach den letzten Tagen im Dschungel erschlägt uns jetzt die Hektik der Stadt. Sobald wir uns der Stadt nähern, bleiben wir im Stau der Mototaxis stecken. Sie drücken und zwängeln, hupen und drängen zwischen den paar Taxis und Motorrädern. Wir sind alle sofort fasziniert, zum Teil entsetzt, wie der Verkehr hier abläuft. Da für mich dieses ganze Chaos inzwischen sehr vertraut ist, fällt es mir schwer, die Emotionen meiner Begleiter zu erklären. Ich kann mich aber erinnern, dass ich bei meinem ersten Besuch in Iquitos komplett fasziniert und irritiert war.
Endlich kommen wir im Hotel an. Im Casa Morey, einem traditionellen Haus aus der Kautschukzeit. Nach den bescheidenen Verhältnissen in der Lodge kommen uns die riesigen Räume wie Hallen vor. Die Räume sind gegen fünf Meter hoch und die Möblierung entspricht noch der Jahrhundertwende von 1900. Vor ein paar Jahren hat ein reicher Engländer das Haus gekauft und mit viel Liebe restauriert.
"Duschen obligatorisch" habe ich als Devise herausgegeben. Doch ich bin überzeugt, das wäre nicht nötig gewesen, denn wir freuen uns alle auf eine warme Dusche, frische Kleider und die letzten Neuigkeiten aus dem Netz. Ja und auch die Akkus müssen jetzt dringend aufgeladen werden.
Zum Nachtessen fahren wir mit den Mototaxis zum Bulevard. Hier ist heute sehr viel los. Bei der runden Showbühne stehen die Leute in Massen und sehen sich das Spektakel an, dass zwei Schauspieler bieten. Kinder verkaufen Kaugummi, andere sind mit Handarbeiten unterwegs. Mütter tragen ihre Kinder auf dem Arm spazieren, junge Liebespaare schlendern eng umschlungen über den Platz.
Nachdem wir den ganzen (kurzen) Bulevard einmal auf und ab gelaufen sind, kehren wir in einem der Bistros ein und bestellen einen Pisco Sour. Stossen auf unsere Ankunft in Iquitos an. Aus der nahen Karaokebar tönt Musik und auf der Strasse geben zwei Strassenmusikanten aus Chile ein Konzert. Das alles ist Iquitos.
Wir kehren in meinem Lieblingsrestaurant La Notte ein. Im zweiten Stock ist auf der Terrasse für uns aufgedeckt.
Ich besorge inzwischen noch ein paar Amulette, die Victoria für mich gemacht hat. Und bei Hermanita hole ich die wunderschönen Feder-Ohr-Anhänger ab. Und dann ist es Zeit, ins Hotel zurück zu kehren. Nach den Dschungelabenteuern brauche auch ich etwas Erholung. – Und ausserdem muss dieser Bericht noch geschrieben werden.
Aufbruch: | 22.08.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2016 |