Faszination Peru

Reisezeit: August / September 2016  |  von Beatrice Feldbauer

Puno

Um halb sechs Uhr verfärbt sich der Himmel. Und kurz darauf schickt die Sonne die ersten Strahlen über den Titicacasee. Vor unserem Hotel glitzert das Wasser zwischen den riesigen Binsenfeldern. Ich blinzle erst mit einem Auge aus dem Fenster. Es ist noch zu früh.

Sonnenaufgang über dem Titicacasee

Sonnenaufgang über dem Titicacasee

Um viertel nach sieben kommt unser Local-Guide Rene uns abholen. Wir fahren zum Hafen von Puno. Über holperige Strassen, umfahren wir Schlaglöcher, zirkeln zwischen Mototaxis und normalen Taxis. Im Hafen erwartet uns das Boot, das uns hinaus zu den Uros bringen wird.

Zuerst erklärt Rene ein paar Fakts zum See. Der Titicacasee ist mit seinen knapp 8300 km2 15 mal grösser als der Bodensee. 4900 km2 gehören zu Peru, der Rest zu Bolivien. Er ist bis zu 280 m tief und besitzt nur einen Abfluss. Das meiste Wasser verdunstet.

Und mit einem Augenzwinkern fügt er noch den lokalen Spruch an: Titi gehört zu Peru, Kaka zu Bolivien - "Die Guias von Bolivien behaupten das Gegenteil", meint er aber versöhnlich.

Sobald Rene seine Ausführungen beendet hat, verziehen wir uns nach Draussen. Entweder in den hinteren offenen Teil oder hinauf auf's Dach. Da oben ist die Aussicht wunderbar.

über den morgendlichen Titicacasee

über den morgendlichen Titicacasee

Rita

Rita

Annemarie und Agnes

Annemarie und Agnes

Wir fahren durch den breiten Schilfgürtel und erreichen bald die schwimmenden Inseln der Uros. Sie erwarten uns am Ufer und begrüssen uns mit der Standardfrage: Wie geht es Ihnen? Was wir mit dem einstudierten: Wailaki - Danke gut, beantworten.

Die Uros sind ein eigenartiger Volksstamm, die noch immer seine eigene Sprache spricht. Ihre Gesichter sind dunkel von der Sonne und ihre Wangen rot von der Kälte. Vor 500 Jahren sind sie vor den Inkas geflüchtet. Sie versteckten sich mit ihren Booten im Schilf, das hier als breiter Gürtel am Ufer wächst. Mit der Zeit bauten sie sich Unterkünfte auf ihren Schiffen und weil sie immer mehr vom Schilf bedeckt wurden, entstanden die ersten primitiven, versteckten Inseln.

Unsere Gastgeber erwarten uns

Unsere Gastgeber erwarten uns

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Wie die Inseln entstanden...

Wie die Inseln entstanden...

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Mit der Zeit verfeinerten sie ihre Technik. Dabei half ihnen die Natur. Der Schilf, der im See-Boden verankert ist, wird immer wieder vom Wasser überspült und mit der Zeit und bei starken Wellen reisst sich das Wurzelwerk vom Boden los und die grossen Ballen schwimmen über den See. Man brauchte sie nur noch mit Seilen zusammenzubinden und mit schweren Steinen zu verankern. Schon waren die ersten Inseln geboren. Das Schilf wurde abgeschnitten und gleichzeitig kreuz und quer auf die Erdballen verlegt. Darauf wurden Hütten gestellt, die ebenfalls aus Binsen gebaut waren.

Binsen kann man für alles brauchen. Für den Bau der Häuser, der Schiffe, geschält kann man sie essen, aufgeschnitten lindern sie Fieber, sie sind Bodenbelag, Dachziegel und Türvorhänge.

Nach der Vorstellung der Insel kommt die Einladung in die einfachen Hütten. Die Menschen mit der von der Sonne verbrannten und der Kälte geröteten Wangen laden uns in ihre Häuser ein, zeigen ihre Schlafzimmer, zeigen wie sie wohnen. Und dann kleiden sie ihre Gäste ein, bis alle in den fröhlichen farbigen Röcken und Wamsen fürs Foto posieren könne. Doch während die einen posieren, haben die anderen bereits ihre Waren ausgelegt.

Die Uros bekommen Zuwachs: Esther, Bruno, Silvana, Pia

Die Uros bekommen Zuwachs: Esther, Bruno, Silvana, Pia

Vom Ausguck hat man den besten Überblick - Foto: Bruno

Vom Ausguck hat man den besten Überblick - Foto: Bruno

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Eines der Binsenboote, mit denen auch wir bald unterwegs sind.

Eines der Binsenboote, mit denen auch wir bald unterwegs sind.

Gegen ein kleines Aufgeld laden uns die Uros in ihre Boot ein und wir folgen der Einladung, lassen uns zur Hauptinsel hinüberrudern. Das heisst, es bleibt nicht ganz mit dem Rudern. Die Strömung ist zu stark, so dass uns bald ein kleines Motorboot stösst.

Alles etwas skuril, die Uros waren auch schon lustiger. Dass noch während wir das Boot besteigen, bereits eine grosse Touristengruppe sich um das inzwischen wieder abgebaute Inselmodell schart, macht den Aufenthalt auch nicht spannender.

Bald besteigen wir wieder unser Motorboot, das uns hinaus aus der Bucht, auf den See bringt. Am Ufer stehen ein paar Häuser, angepasst in die Landschaft, in den gleichen Erdtönen wir die ganze Umgebung

Sobald wir die Bucht hinter uns gelassen haben, öffnet sich der See, wird zum Meer. Blau liegt das Wasser vor uns. Bis zum Horizont nur noch Blau, nur noch Wasser. Wir geben uns dem Staunen hin, dem nichts tun, dem geniessen. Oben auf dem Deck ist es überraschend warm in der Sonne, hinten auf dem Aussendeck kann man sich hinlegen, innen bleibt eigentlich nur noch der Kapitän und Rene, unser Guide, der grad nichts anderes zu tun hat, als versteckt hinter den Sitzen ein Sandwich zu verdrücken.

Foto: Bruno

Foto: Bruno

auf dem unteren Deck...

auf dem unteren Deck...

... und auf dem oberen Deck geniesst man die Aussicht - Foto: Bruno

... und auf dem oberen Deck geniesst man die Aussicht - Foto: Bruno

Nach zwei Stunden erreichen wir Taquile, die Insel der strickenden Männer. Da ich persönlich etwas Mühe mit dem Aufstieg auf 4000 m habe, habe ich Rene gebeten, eine Möglichkeit auszudenken, bei der man nicht bis ganz hinauf steigen muss.

Anstatt dass wir also unser Mittagessen ganz oben einnehmen, sind wir bei einer Familie auf halber Höhe eingeladen. Die Insel ist genossenschaftlich organisiert. Die Familien bieten ein einfaches Mittagessen an, zeigen ihre Bräuche - und ihre Handarbeiten. Man kann sogar hier übernachten.

Das Essen ist köstlich: gebratene Forelle mit Reis und Kartoffeln, dazu ein frischer Salat und vorher gab es eine Quinoa-Suppe.

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Foto: Bruno

eine fröhliche Gesellschaft geniesst ein feines Essen - Foto: Bruno

eine fröhliche Gesellschaft geniesst ein feines Essen - Foto: Bruno

Einfach nur schön: Die Aussicht von unserem Mittagstisch

Einfach nur schön: Die Aussicht von unserem Mittagstisch

Wer mag, nimmt nach dem Essen noch den restlichen Aufstieg in Angriff und geniesst das Feeling, einen 4000-er erklommen zu haben.

So hoch steigt man tatsächlich nicht jeden Tag.

Gipfelfoto

Gipfelfoto

Titicacasee - so weit wie das Meer - Foto: Bruno

Titicacasee - so weit wie das Meer - Foto: Bruno

tatsächlich, auf Taquile stricken die Männer. An der Farbe ihrer Mützen kann man übrigens erkennen, ob sie verheiratet oder noch Single sind. Dieser Herr ist verheiratet, glücklich, wie er versichert.

tatsächlich, auf Taquile stricken die Männer. An der Farbe ihrer Mützen kann man übrigens erkennen, ob sie verheiratet oder noch Single sind. Dieser Herr ist verheiratet, glücklich, wie er versichert.

Die Rückfahrt geniesst jeder auf seine Art...

Die Rückfahrt geniesst jeder auf seine Art...

Später treffen wir alle zusammen wieder beim Schiff ein und fahren zurück nach Puno in unser Hotel. Beim Passieren des Urodorfes sehen wir, dass viele Hütten verlassen sind. Vielleicht stimmt es ja doch, dass die meisten Uros inzwischen in festen Häusern am Ufer wohnen. Verdenken kann man es ihnen nicht. Das Leben draussen auf den Inseln ist hart und die Nächte kalt. Sie sind eben vor allem eine Touristenattraktion. Wenn sie aufhören, ihre Show für die Fremden abzuziehen, wird ihre uralte Tradition untergehen.

Es ist schon bald Sonnenuntergang, wir waren lange unterwegs. Darum treffen wir uns nach einer kurzen Ausruhpause zum gemeinsamen Nachtessen. Morgen wartet wieder ein spannender Tag auf uns.

Spiegelreflektion des Fotografen - Foto: Bruno

Spiegelreflektion des Fotografen - Foto: Bruno

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Noch einmal durch dieses fantastische Land reisen. Für mich wird es die letzte Reise durch dieses farbige Land sein, für meine Begleiter die erste Reise. Im Moment sind wir in den letzten Vorbereitungen, Koffer packen, Geld und Pass bereit legen, Reisefieber kühlen. Bald geht's los...
Details:
Aufbruch: 22.08.2016
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 10.09.2016
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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