Faszination Peru
Durch das heilige Tal
Noch sind nicht alle an die Höhe gewöhnt, da und dort gibt es noch Druck im Kopf, Verdauungsprobleme. Beim Frühstück werden Tipps und Imodium ausgetauscht. Da passt es gut, dass wir heute wieder ein ganzes Stück tiefer übernachten werden.
Vorerst heisst es Koffer packen und losfahren. Cesar holt uns ab und wir fahren gleich ziemlich steil in die Höhe. Wir wollen Cusco von oben erleben.
Unser erster Besuch gilt der grossen Christusstatue hoch über der Stadt. Cesar erklärt, dass die Stadt einen Puma enthält und dass das schon zur Inkazeit so war.
Er erklärt auch die verschiedenen Ebenen, wie die Inkas sich die Welt erklärten.
Ganz oben ist die Ebene der Götter. Das Symbol dafür ist der Kondor
Dann kommt die Ebene der Weisen und Gelehrten. Ihr Symbol ist die Schlange.
Unten ist die Ebene der sichtbaren Welt, unsere Welt. Das Symbol dazu ist der Puma.
Die Spanier haben das System teilweise übernommen, haben aber etwas durchgemischt.
Oben: Kondor - Himmel
Mitte: Puma - Erde
Unten: Schlange - Hölle
Nein, sagt Cesar, die Inkas kannten keine Hölle. Aber die Katholiken brauchten ein Bild für ihre Weltanschauung und haben einfach die Symbole des Volkes übernommen.
Gleich neben der Christusstatue liegt die eindrückliche Anlage von Saxaywaman. Etwas salopp nennt man sie auch Sexywomen.
Hier fanden Zeremonien statt. Da die Inkas keine Schrift überlieferten, ist die ganz konkrete Funktion der Anlage noch im Dunkeln. Bis heute aber wird hier am 24. Juni das grosse Sommersonnenwendefest Inti Raymi gefeiert, das jedes Jahr Tausende von Besuchern anzieht.
Die Anlage besteht aus drei übereinander angeordneten Mauern, die in Form eines Blitzes aufgebaut wurden. Vielleicht war sie dem Gott des Blitzes geweiht.
Die Mauern sind aus riesigen Steinen gebaut, von denen man sich nicht erklären kann, wie sie hierher kamen, und erst recht nicht, wie sie so passgenau ineinander gesetzt werden konnten.
Die Mauern waren mindestens drei Meter höher. Leider haben die Spanier viele der riesigen Steine zerstört und abgetragen und daraus die Kirchen und Klöster der Stadt gebaut. 17 antike Kirchen gibt es in Cusco.
Wir stehen staunend vor den Mauern, die ihrer Grösse wegen ein gutes Fotosujet ergeben.
Wir verlassen Saxaywaman tief beeindruckt und fahren weiter Richtung Heiliges Tal. Unser nächster Halt ist ein Handarbeitsmarkt, der sein Angebot mit einer kleinen Farm erweitert hat. Wir können hier die verschiedenen Kameltiere alle beieinander bestaunen. Lamas gehören in die Familie der Kamele, das zeigt eine Tafel beim Eingang anschaulich. Die beiden wild lebenden Tiere sind die Guanacas und die sehr feinen Vicunas, die man in der Natur auf einer Höhe von über 4000 m findet. Ihre Wolle gilt als die feinste überhaupt und ein Pullover kommt ohne weiteres auf 5000 Dollars.
Die domestizierten Artens sind die Lamas und die Alpakas. Auch hier gibt es wieder verschiedene Sorten wie wir hier sehen. Baby-Alpaka, das hier als Qualitätsmerkmal gern verkauft wird, stammt nicht von Jungtieren, sondern ist die erste Schur.
Frauen zeigen, wie die Wolle weiter verarbeitet wird zu Garn. Auch die verschiedenen Zutaten zum Färben werden gezeigt. Sie stammen durchwegs aus der Natur. Die aufwändigen Muster, die die Frauen auf ihrem Körperwegstuhl erzeugen, erarbeiten sie aus dem Kopf. Nein, meinte eine, das ist nirgends aufgezeichnet, das kenne ich von meiner Mutter.
Wir verweilen noch einen Moment im Laden und fahren dann weiter ins Heilige Tal. Von einem Aussichtspunkt geniessen wir eine erste Übersicht und bald erreichen wir Pisaq. Der Markt von Pisaq ist für seine Silberarbeiten bekannt und darum zeigt uns Cesar eine kleine Werkstatt. Hier werden Einlegearbeiten mit Silber gestaltet. Die winzigen Teile werden von Hand geschliffen und eingepasst. Ein aufwändiges Verfahren. Zum Mittagessen empfiehlt uns Cesar Tamales, mit Fleisch oder Käse gefüllte Fleischtaschen. Und so sind bald alle beschäftigt, mit Einkäufen auf dem Markt oder Tamales essen.
Die Fahrt geht weiter durch das heilige Tal. Durch kleine Dörfer auf staubigen Strassen. In einem Dorf ist Feiertag. Heute ist der Tag der heiligen Rosa von Lima. Da dies auch gleichzeitig der Schutzpatrones des Dorfes ist, durch das wir fahren, ist hier ziemlich viel los. An vielen Verkaufsständen werden Meerschweinchen angeboten. An einem Stand halten wir an und dürfen das letzte Tier bestaunen, das von der Verkäuferin stolz präsentiert wird. Nein, im Moment hat niemand Lust darauf, darum fahren wir weiter.
Nach einer Stunde erreichen wir Ollataytambo. Wir besichtigen diese riesige und eindrückliche Anlage. Besonders eindrücklich ist der Sonnentempel ganz oben. Wie sind diese riesigen Steinplatten hierher gekommen?
Cesär zeigt den Steinbruch auf der anderen Seite des Tales. Und er zeigt die Rampen auf denen die Steine mittels Rollen transportiert wurden. Doch wie es ganz ohne Maschinen wirklich gemacht wurde, kann man sich trotzdem nicht vorstellen.
In Ollataytambo ist auch die Bahnstation für Aguas Calientes. Um 16.30 fährt unser Zug. Wir haben reservierte Plätze und der Zug ist komplett voll.
Es ist eine eindrückliche Fahrt in das Tal, das immer enger wird und wo am Schluss nur noch der Fluss und die Zuglinie Platz hat. Und rundum erheben sich hohe Berge, steile Felswände, tropischer Regenwald. Und weiter hinten erkennt man Schneeberge.
Es ist schon dunkel, als wir in Aguas Calientes ankommen. Das Hotel ist gleich neben dem Bahngeleise. Nach einer kurzen Rast im Hotel beschliesse ich, in der Nähe etwas zu essen, ich bin zu müde, hinauf ins Dorf zu gehen.
Es scheint, dass das auch anderen so gegangen ist, jedenfalls entdecke ich im ersten Restaurant einen grossen Teil unserer Gruppe und wir essen geniessen gemeinsam ein feines Nachtessen.
Gegen zehn Uhr sind wir aber zurück im Hotel, morgen steht ein Höhepunkt auf dem Programm.
Aufbruch: | 22.08.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2016 |