Zum Naadam Festival in die Mongolei
Kirgistan: Kirgistan – von 29.05. bis 04.06.2019 1500 km
Ziel: Von Osh über Jalal-Abad nach Ashlanbob, auf einem 4WD Track durchs Hochland vom Toktogul Reservoir bis Aral, den Lake Song Köl auf den Pisten an der Nordseite und den Lake Issyk Köl auf seiner immer noch recht schlechten Strasse an der Südseite umhalbrundet und schliesslich weiter über Karakol nach Karkara, an die Grenze zu Kasachstan.
Wetter: von T-Shirt bis Fleecejacke, von blauem Himmel bis Schneetreiben,
je nach Höhenlage nachts von kühl bis kalt, tagsüber von sonnig heiss > 35º bis erfrischend kühl <10º.
Die Einreise nach Kirgistan gewohnt professionell, das Zollpapier für SL3, gültig für die Zollunion KIR, KAS und RUS wird gleich mal auf 90 Tage ausgestellt und warum auch immer wird von uns diesmal keine ECO Tax erhoben – war letztes Jahr noch KGS 1.500, ist die etwa wieder gestrichen worden? Wir sind nach 30min wieder unterwegs, fahren die paar km bis Osh und parken dort beim Bazar.
Wir sind nun zum dritten Mal in dieser Stadt, zu sehen gibt es für uns hier eigentlich nichts mehr neues, also zum bekannten Bankomat um uns mit Geld zu versorgen, zu ‚unserem‘ Beeline Laden um uns eine SIM Karte mit ordentlich Datenvolumen zu besorgen, ganz schnell die 3-stockige Jurte fotografiert, die beim letzten Mal noch von Bauzäunen verdeckt war
und dann ab in den Bazar für ein paar kleinere Einkäufe. Wir ziehen uns relativ früh auf einen SP im Umland zurück, denn wir sind mit ernsthaften Planarbeiten beschäftigt. Wollen wir unserer geplanten Route folgen, dann müssen wir über einige Pässe, die teils über 4.000m hoch sind, schaut man von hier in die Berge, dann liegt da droben noch massig Schnee, die Literatur sagt, ab Anfang Juni ‚müsste man eigentlich drüber kommen‘, aber hier in Osh haben wir zumindest keinen gefunden, der uns darüber Auskunft geben konnte, wir müssen praktisch in die Täler reinfahren, schauen, fragen und ggf. wieder umdrehen. Stellt Euch einfach vor, ihr seid in München, wollt nach Venedig und keiner kann Euch sagen ob Brenner, Reschenpass, Timmelsjoch oder Grossglockner derzeit befahrbar sind.
Wir haben ein paar hier spannende Tage / Wochen vor uns, freut Euch schon drauf, wir werden Euch auf dem Laufenden halten.
Wir erreichen Jalal-Abad, dem Einstiegspunkt zur Strasse nach Naryn – die wir vor einem Jahr schon mal in Gegenrichtung befahren haben. An einer Tankstelle am Ortsrand wird uns von 2 gut englisch sprechenden Autofahrern versichert: “Kein Problem, der Pass ist offen“. Leicht skeptisch fahren wir los, haben dabei im Hinterkopf dass es bei Kazarman notfalls noch ein Schlupfloch nach Norden geben könnte, falls der dahinter liegende, über 4.000m hohe Pass doch noch zu sein sollte. Die Strasse ab Jalal Abad für uns eine Überraschung, aus einer holprigen Landstrasse wurde innerhalb eines Jahres eine schön ausgebaute meist 3-spurige Strasse, die sich gute 75km weit in die Berge schlängelt
und offensichtlich mangels Verkehrs auch von den Viehherden gerne benutzt wird.
Irgendwann wird dann aus der Teerstrasse eine Schotterpiste, dann eine aktive Grossbaustelle und 7km weiter, droben auf 2.500m ist dann der Spass zu Ende. Eine bewachte Schranke versperrt den weiteren Weg,
jenseits der Schranke sind auch die Bauarbeiten deutlich zu erkennen,
aber anders als noch vor einem Jahr kommt hier keiner mehr durch. Auf unsere Fragen wie Kazarman dann jetzt zu erreichen wäre bekommen wir auf der Karte angedeutet: Aussen rum – das Navi befragt bedeutet das, dass statt weiterer 140km (= 3-4 Std.) quer durch die Berge nun bescheidene 1180km!! (= 2-3 Tage) Aussen rum durch die Berge und noch über mehrere über 3.000m hohe Pässe zu fahren sind – und dann wären wir doch erst nur in Kazarman, Naryn und Song Köl immer noch in weiter Ferne.
Wir fahren zurück nach Jalal-Abad und von dort erst mal auf der Hauptstrasse Richtung Norden bis zur Abzweigung zu den Walnusswäldern bei Ashlanbob. Dort fast am Ende der Strasse am Rand vom Walnusswald verbringen wir die Nacht, um dann am nächsten Morgen zu einer ausgedehnten Nervenberuhigungs-Walnusswald-besichtigungsrunde aufzubrechen,
die leider schon nach etwa 500m an einer ersten Furt zu Ende ist. Das Wasser im Bach ist derzeit so hoch, dass die Trittsteine um gute 20cm überspült werden – und wer will schon eine Wanderung mit nassen Füssen/Hosen beginnen. Also um den Wald herum auf die Vorderseite nach Ashlanbob, von LP als eine der TOP Destinationen von Kirgistan bezeichnet: „ enjoy the world‘s largest walnut forrest,…“ und ich kann auch verstehen, dass so ein Dorf am Ende der Welt / der Fahrstrasse gerne ein Stück vom Touristenkuchen abhaben möchte, aber Walnussbäume nur per vom CBT (Community Based Tourism) Büro vermittelten Jeep mit Fahrer und Führer bewundern zu dürfen, dafür fehlt mir jedes Verständnis. In Südtirol hat die jeder Weinbauer im Garten stehen, bei Grenobel wachsen die entlang der Strasse zu tausenden und im Iran hatten wir vor kurzem ein 18km langes Tal voll davon. Das Geld (wie viel auch immer, wir fragen gar nicht nach dem Preis) sparen wir uns, gehen kurz auf den Bazar
fotografieren den Walnusswald aus der Ferne
und kehren zurück auf die uns vom letzten Jahr her schon bekannte Hauptstrasse Bishkek – Osh. Publizieren diesmal die alte Hängebrücke über den Naryn River
und natürlich wieder die 3 Stauseen,
an denen sich die Strasse entlang schlängelt,
umrunden wieder das Toktogul Reservoir
und ärgern uns an der Zahlstelle über die neue Art des Kirgisischen Touristennepp – statt der Öko Tax wird jetzt die 8!!!! Fache Strassenmaut erhoben – statt Som 45 für Einheimische werden jetzt für Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen SOM 350 kassiert, grrrrrrrrrrrr. Wir fahren noch bis Torken
um dort von der Hauptstrasse auf einen sehr staubigen Lehm/Sandtrack Richtung Osten abzubiegen. Polizisten haben uns dort an der Kreuzung versichert, dass wir auf diesem Track problemlos zumindest Kyzil-Oi erreichen können, von wo aus der Song Köl und evtl. sogar Naryn in Reichweite wäre. Nach etwa 40km auf und ab durch Hochtäler ein Audi am Wegesrand, vermutlich Hydraulik Schaden. Alles was wir tun können, wir bringen seine 3 Passagierinnen (Oma & Co.) über den nächsten Berg bis nach Hause und finden letztendlich Unterschlupf bei einem der hier ansässigen Kuh-Schaf-Pferdebauern. Daher unser SP heute: „beim Bauern am murmelnden Bach“.
Weiter geht es gemütlich Richtung Osten,
mal auf, mal ab, meist zwischen 2.000m und 2.500 führt uns der Track quer durch die Sommerweiden der Nomaden.
Irgendwann wird der Weg so steil und rau, dass wir auf Allrad umschalten,
duzende von Jurten passieren,
den Weg oft mit Pferden und Rindern, Schafen und Ziegen teilen müssen, während Fahrzeuge hier fast keine mehr anzutreffen sind. Irgendwann überqueren wir eine Brücke und fragen uns, wie der Weg hier eigentlich weitergehen soll. Unser Navi mit Ziel Kyzil-Oi will links abbiegen, aber der Weg sieht aus, als ob da seit langer keiner mehr gefahren ist, während gerade aus ein ‚relativ ordentlicher Weg‘ verläuft, den unser Navi aber nicht zu kennen scheint. Zum Glück finden wir bereits nach 500m einen Bauern/Imker, der uns zu erklären versucht, dass diese Strasse hier bald nicht mehr weiter geht, während der neuere Weg u.a. nach Ming-Kush führen würde, wir so endlich das lang ersehnte Tal des Naryn River erreichen würden. Weiter geht es bergauf und bergab,
der Weg wird zunehmend schlechter, teilweise kommen wir nur noch im Schritttempo vorwärts, denn die Wege hier haben eine Planierraupe zum letzten Mal vor der letzten Regenzeit gesehen, jetzt kämpft man sich durch Spurrinnen und Verwerfungen.
Endlich ein Schild am Wegesrand mit der Aufschrift Sary Kamysh Range, von jetzt an geht es nur noch bergab
bis wir dieses Chinesischen Strassenbauarbeiter Camp passieren
und einen km weiter auf eine grosse Strassenbaustelle stossen. Hier entlang des Naryn River wird derzeit der nördliche Teil der neuen Strasse gebaut, die letztendlich (eines Tages) von Kochkor –> Chayek –> Aral -> Kazarman und weiter bis Jalan-Abad führen soll. Wir fahren auf dem zum Großteil bereits fertigem Stück bis Aral,
gehen dort zum Tanken und ein paar km weiter in Chayek zum Einkaufen, bevor wir auf den Track zum Nordufer des Lake Song Koel abbiegen,
der erst richtig gemächlich einen Baches entlang führt,
aber uns dann mit einem recht steiler Aufstieg bis auf über 3.200m an das West-Ufer des Lake Song Koel bringt,
wo wir einen windgeschützten SP beziehen, denn diese Nacht erleben wir wiedr mal einer der 4-Jahreszeiten Wetter. Erst frühlingshafte Temperaturen, dann eine sternenklare Herbstnacht, gefolgt von einem Sommergewitter mit leicht winterlichen Schneeschauern. Na ja, einer der schönsten Bergseen die ich kenne, letztes Jahr im strahlenden Sonnenschein noch tief azurblau, heute alles nur grau in grau.
Wir lassen uns von unseren Plänen aber trotzdem nicht abbringen, umrunden den See auf der Nordseite auf den mehr oder weniger gut erkennbaren Lehm- Sand- und vor allem Gras-Tracks, betrachten das schon mal als kleine Vorübung für die Mongolei und stossen bei der bequemen östlichen Zufahrt zum See auf mehr und mehr dieser Jurtencamps, die trotz der mäßigen Witterung schon recht gut besucht scheinen.
Auch ein Bus von Dragonman, einem dieser britischen Overlander-Busreiseunternehmen hat eines der Camps bereits mit Beschlag belegt. Wir überqueren auf bequemer Schotterpiste den geräumten Kalmar-Ashuu Pass 3450m,
wobei droben am Pass immer noch meterhohe Schneewände die Strasse säumen.
während drunten im Tal die Wiesen bereits prächtig grün sind.
Über Kochkor erreichen wir den Lake Issyk Köl der mit seinen 170km Länge und 70km Breite nach dem Titicacasee als der größte alpine See der Welt gilt (immer diese Superlativen) und glauben an dessen SW Ufer nahe einem Strandbad einen bequemen SP gefunden zu haben.
Pustekuchen, um 6h!!!! Morgens klopft doch so ein Bauer an unser Auto und meint, wir sollen unser Auto wegfahren, da wir im Schatten unter seinen?? ca. 4m hohen Jung-Bäumchen?? geparkt haben und nicht auf der schattenlosen Strandwiese – und um seinen Meinung zu bekräftigen setzt er sich in der Nähe auf den Boden und hat offensichtlich nichts besseres zu tun als zu warten, bis wir endlich eingepackt haben, weggefahren sind. Wir fahren erst mal ans nächste Strandbad zum Frühstücken
und dann zu diesem Salzsee, (E=Som 100 pP),
den wir beim letzten Mal wegen Hochwasser in der ersten bei der Anfahrt zu durchquerenden Furt nicht besichtigen konnten. Heute verzichten wir schweren Herzens darauf uns in dem sehr salzhaltigen Wasser so wie im Toten Meer treiben zu lassen, aber bei 18º Luft wie Wassertemperatur kommt da einfach kein Badegefühl auf. Irgendwie hat die Bade-Saison hier noch nicht begonnen, wo letztes Jahr noch 10 Jurten sich um das Wohlbefinden der Gäste kümmerten ist heute noch gähnende Leere.
Diese Buddhistische Jurtenstadt im letzten Jahr schon (angeblich wegen Geldmangel) geschlossen, zeigt fortlaufende Verfallserscheinungen
und auch etliche Hotelprojekte entlang der Strasse scheinen noch in der Rohbauphase wieder aufgegeben worden zu sein. Wir fahren weiter zum Fairy Tale Canyon (E=Som 50 pP)
und wandern dort gleich die 150 Hm auf den höchsten Bergrücken hoch,
um uns den Canyon auch von oben anzusehen.
Es ist schon eine tolle Farbenpracht, die sich da im Sand, in den Felsen unter uns ausbreitet,
jetzt noch Sonne statt Nieselregen, die Welt wäre fast perfekt. Aber so, runter vom Hügel, weiter nach Karakol und dort in den Haupt Bazar eingetaucht, dessen Läden nahezu vollständig in Containern untergebracht sind,
Erinnerungen an die Restart Containermall in Christchurch Neuseeland werden wach.
Ganz in der Nähe ein SP ‚mit Aussicht‘, der Bauer hat abgenickt,
wir hoffen jetzt mal ganz fest, dass diese letzte Nacht in Kirgistan so wie der Abend bisher ungestört verläuft.-
und es war mal wieder eine echt ruhige Nacht, erst gegen 8:30 kamen ein paar Schafe vorbei um ‚Guten Morgen‘ zu wünschen, kurz zeigte sich auch die Sonne über dem Issyk Köl
aber dann wieder das übliche grau in grau.
Die Strasse Richtung Grenze erst gut, aber dann die letzten 35km eher aus der Kategorie F=Fürchterlich, Schlagloch reiht sich an Schlagloch, hier wurde vor 40 Jahren mal geteert – und seither auf das Ausbessern vergessen.
Die letzten 7km dazu noch eine Schotterpiste, es erscheint ganz so, als ob man die Annäherung an die Grenze, den Grenzübertritt bewusst erschweren möchte
und dann endlich der einsame Grenzposten droben auf 2.000m im Nirgendwo,
zwischen Mai und Oktober von 8:00 – 18:00 geöffnet, hat praktisch nichts zu tun und so waren wir nach 5 min bereits abgefertigt, auf dem kurzen Weg durchs Niemandsland nach Kasachstan.
Aufbruch: | 25.03.2019 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 31.08.2019 |
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