Zum Naadam Festival in die Mongolei

Reisezeit: März - August 2019  |  von Anja & Wolfgang

Kasachstan: Kasachstan – von 04.06. bis 13.06.2019 2650 km

Ziel: Von der Grenze nach Kegen und dann auf vielen Umwegen Richtung Norden, wobei wir versuchen die Haupt-Nord-Süd – Verbindung im Osten Kasachstans, die A3 möglichst zu vermeiden, da sie sich zum einen schon seit Jahren in einem fürchterlichen Zustand befindet, zum anderen derzeit großräumig neu gebaut wird. So berühren wir auf unserer Route Hot Spring City, Khorgos, Taldykorgan, Lake Alakol, Lake Zaysan, die Painted Dessert am Kiin Kerish Cliff und Oskemen (=Ust-Kamenogorsk), bevor wir bei Shemonaika die Grenze zu Russland überqueren.

Wetter: von T-Shirt bis Regenjacke, von blauem Himmel bis Gewitter,
je nach Höhenlage nachts von kühl bis kalt, tagsüber von sonnig warm < 30º bis erfrischend kühl <15º.

Dem Grenzposten in Kasachstan muss es genauso langweilig sein, wie seinen Gegenübern, deshalb wird hier alles sehr ‚gründlich‘ (sprich langsam) erledigt, es dauert schon mal gute 20 min bis die Stempel im Pass – und das Auto eingetragen ist und dann muss der Zöllner auch noch Gewürzregal, Küchenschränkchen und Besteckschublade kontrollieren, jo mei, aber endlich ist auch dessen Neugierde zufrieden gestellt, wir dürfen weiterfahren.
Die Strasse hier, kein Deut besser als die auf der Gegenseite. Zwar wurde vor ein paar Jahren schon eine neue Trasse hierher aufgeschottert, aber um die zu schonen?? wird der ganze Verkehr immer noch in die parallel dazu verlaufende provisorische Bautrasse geleitet, ein übles, zusammengefahrenes Kies/Lehmbett. Aber schon nach 20km ist der Spuk zu Ende, wir gleiten auf Asphalt dahin, erreichen mit Kegen, den ersten größeren Ort und beginnen mit unseren Pflichtübungen: Vom Bankautomat Geld abheben funktioniert reibungslos und als wir bei Beeline unsere alte SIM Karte prüfen lassen, die grosse Überraschung: Trotz einem Jahr Untätigkeit funktioniert unsere alte Nummer immer noch und auch ein Restguthaben im Cent Bereich wird angezeigt. Also nur schnell aufladen (KZT 1600 für 1 Monat incl. 4GB Daten) und weiter zur Kfz Versicherung, deren Abschluss hier in Kasachstan obligatorisch ist. Aber hier streikt heute Nachmittag der Zentralcomputer, wir verbringen geschlagene 3 Stunden zwischen Versicherungsbüro und Bazar (mehr gibt es hier leider nicht zu sehen/zu tun) bis unser Antrag gegen 17h dann endlich vom System angenommen, abgewickelt ist (KZT 9.300 für 15 Tage).
Wir fahren weiter Richtung Charyn Canyon,

aber da wir letztes Jahr schon mal drunten im Canyon übernachtet haben, beschränken wir uns auf eine Fahrt durch den Clay Canyon

und die anschliessende Umrundung des Charyn Canyon,

bevor wir uns auf dem SP ‚Warm Spring‘ niederlassen. Hier rauscht gut handwarmes Wasser aus einem Rohr mit 20cm Durchmesser, bildet so einen kleinen Bach, der zur Bewässerung der umliegenden Felder dient und in dem sich Frösche ausgenommen wohl zu fühlen scheinen. Bis in die späten Abendstunden erzählten sie uns, wie gut es ihnen hier geht,…
Ein paar km weiter der Ort Sorbulak (Hot Spring City), der eigentlich nur aus einer Ansammlung von Hotels besteht, die jeweils ein Loch in den Boden gebohrt haben,

das so gefundene warme Wasser in ihre Swimmingpools leiten und mit Phantasie Namen wie De Luxe Spa Resort Gäste zu ködern versuchen, dabei ist das Angebot bei allen identisch: Übernachtung mit Frühstück und Pool Benutzung. Die einzige rühmliche Ausnahme davon, das Mirage (Mhpax),

das auch stundenweise (KZT 1.000) den Besuch seiner Poollandschaft bestehend aus Hallenbad,

zwei grossen Aussenbecken

und dem Pool mit Rutschbahn erlaubt -

und dazu noch ein Herz für Camper hat. Bei einem reduzierten Tagespreis kann man im eigenen Auto auf dem abgesperrten Parkplatz schlafen. Kein Wunder, dass wir bei dem Kaiserwette den ganzen Tag und die Nacht dort verbrachten, am nächsten Morgen noch mal eine schnelle Runde durch den 24h geöffneten Pool drehten und dann erst Richtung Khorgos weiterfuhren.
Khorgos, der Grenzort zu China, der Ort wo beide Staaten ein wirtschaftliches Kooperationsexperiment gestartet haben. Man kann von Kasachstan aus ohne Visa in den chinesischen Teil dieser abgeschlossenen Handelszone einreisen

und so chinesische waren zu chinesischen ‚Freihandelspreisen‘ einkaufen. Umgekehrt können Chinesen genauso einfach in den kasachischen Teil dieser Zone Reisen um ‚westliche Waren‘ zu erstehen. Betrachtet man die Warenmengen die hier verschoben werden, so scheint das ganze recht gut zu funktionieren.

Ein Kulturzentrum im Stil des Shanghai Expo Pavillons ist schon fertig,

ein Fernsehturm im Stil des Shanghai TV Towers ist im entstehen. Betrachtet man aber die vielen leer stehenden Einkaufszentren,

so fragt man sich schon, ob da nicht ein bisschen zu optimistisch mit den Besucherzahlen geplant wurde. Genug geschaut, nichts gekauft, also wieder zurück aus China nach Kasachstan, dort mal schnell unterwegs diese neue Moschee fotografiert

und in Zharkent bei der alten Moschee vorbeigeschaut,

bevor wir auf einem SP 15km nördlich von Zharkent den Tag ausklingen lassen.
Wir fahren durch diese Dünenlandschaft zurück nach Koktal,

wo etwa 5km südlich der Stadt frisches, kaltes Wasser in einem armdicken Strahl aus dem Boden sprudelt, natürlich die Gelegenheit unsere Wasservorräte aufzufüllen bzw. auszutauschen.
Weiter geht es durch Steppe

zum Altyn Emel NP, den wir aber beim letzten Mal hierdurch schon besucht, seine singende Düne bewundert haben. Im Ort Altyn Emel biegen wir Richtung Norden ab und plötzlich, am Rande der Berge ändert sich das Landschaftsbild, was bisher noch trockene Steppe war

wird plötzlich zu einer grünen Weidelandschaft, Allgäu Feeling kommt auf, doch schon etwa 30km weiter das bekannte Bild graubraun in graubraun. Wir erreichen Taldykorgan gehen dort noch schnell in einen Supermarkt (etwa so gross wir bei uns der Real) zum Vorräte auffüllen und dann hat uns die grausame Realität eingeholt, wir müssen zum ersten Mal auf die A3. Am Stadtausgang noch die berühmten Schlaglochpisten, doch schon bald fahren wir mal durch und mal um endlose Baustellen. Offensichtlich wird die ganze Strasse neu gebaut und dabei gleich auf 4-spurig erweitert. Staub und Schotterstrecken wollen kein Ende nehmen. Nach 2 Stunden fahren wir leicht genervt rechts ab, beziehen hinter einem Hügel unseren SP und werfen das T-Bone in die Pfanne, das wir uns kurz vorher noch im Supermarkt gekauft haben.
Am nächsten Morgen dürfen wir für weitere 100km die A3 in ihren verschiedensten Elementarzuständen geniessen, von der gewohnten Schlagloch-Rüttelpiste entlang der zumindest stellenweise bereits die Baustellenstrassen eingerichtet werden,

über mehr oder weniger staubige Baustellenumfahrungen bis zu, man glaubt es kaum, ganzen 15km funkelniegelnagelneuer, kinderpopoglatter bestens ausgebauter Strasse, die aber genauso schnell und unvorbereitet wieder endete, wie sie begann. Die nächste Überraschung die die A3 für uns auf gut 20km bereit hält: Querrillen. Jeder kennt doch diese in die Strasse eingelassenen Hügel zur Geschwindigkeitsreduktion, nur auf der A3 ist so etwas in umgekehrter Richtung entstanden, reifenbreite, gut 20cm tiefe Dullen quer über die Strasse, so im 1 – 5m Abstand, absolut nervtötend. Bei den Wellblechpisten in Sand und Lehm kann man ja noch mit ausreichender Geschwindigkeit darüber fahren, aber hier, ein ständiges rein und raus, Stress, Hochleistungsarbeit für Federung und Stoßdämpfer. Bei Kabanbay verlassen wir die A3 um auf einem nur teilweise geteertem Track quer über die Berge zu fahren,

wobei hier das fahren wesentlich angenehmer war als auf der A3.

Drunten am Lake Alakol erwartet uns dann bereits die A7 mit riesigen, nach dem letzten Regenguss wassergefüllten Schlaglöchern.

Genug für heute, schnell runter zum See, Dach aufgestellt, Gute Nacht.
Wir kehren zurück auf die A7

und brauchen jetzt gut 2 ½ Stunden für die nächsten 35km. Dabei haben wir ausreichend Gelegenheit, die Kandidatinnen für den diesjährigen Schlagloch-Schönheitswettbewerb ausreichend zu bewundern. Mal langgezogen,

mal kugelrund,

alle Formen und ‚Körbchengrößen‘ sind geboten, genauso wie im richtigen Leben. Steil runter, den Fluss überquert und drüben genau so steil wieder hoch,

und macht das ja fast noch Spass, aber hier quälen sich auch 30t Lastzüge im Schritttempo durch. Auf einem Damm entlang des Lake Zharlanashkol überqueren wir das Sumpfland,

das durch den Auslauf Lake Alakol entstanden ist und erwarten eigentlich lt. Navi die nächsten 120km auf einer Staubpiste fahren zu müssen, nichts damit, vor kurzem fertiggestellte Neubaustrecke, den Tempomat auf 90km/h eingestellt gleiten wir am Nordufer des Lake Alakol dahin,

fahren bei Zharbulak noch mal schnell runter an den See, aber das Strandbad ist eben erst dabei aus dem Winterschlaf zu erwachen, entmottet zu werden,

dafür nutzen wir diese reichlich sprudelnde Quelle dazu,

unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Die gute Strasse bleibt uns erhalten und auch die A8, auf die wir bei Makanchi treffen ist in einem ausgezeichneten Zustand. Unsere Versuche, die Bergkette hier Richtung Norden zu überqueren sind leider nicht vom Erfolg gekrönt. Nachdem zwei vom GPS vorgeschlagene Routen in unwegsamen Gelände endeten, brechen wir diese Versuche und geniessen es auf der A8 Richtung Westen zu fahren, bis wir 12km vor deren Einmündung in die A3 auf die nächste Neubau- / Ausbaustrecke stossen die uns zum Abschluss des Tages nochmals über Baustrassen hoppeln lässt. Die A3 dann ist hier in recht ordentlichem Zustand, so wir fahren 15km gegen unsere Reiserichtung um entlang der A3 unseren SP für heute zu beziehen.
Weitere gut 100km auf der bekannt guten A3 bringen uns nach Ayagoz, wo wir auf dem Bazar und in einem Supermarkt wieder mal unsere Vorräte auffüllen, bevor wir auf der A20 in die Berge Richtung Osten weiterziehen. Auch hier wieder 100km gut / neu ausgebaute Strasse, die dann plötzlich für 40km zu einer Baustelle wird, aus Teer wird nasser, schmieriger Lehm,

der das Fahren mehr oder weniger zu einer Rutschpartie werden lässt. Froh über Allrad und Differentialsperre kämpfen wir uns durch,

geniessen die Aussicht auf dieses nette Dörfchen,

fahren dahinter noch eine kleine Steigung hoch – und die heile Neubau-Strassenwelt hat uns wieder. Auf kppg (kinderpopoglatter) Strasse erreichen wir Aksuat,

biegen dort auf eine Nebenstracke ab und fahren über Akzhar

wie sich die Bilder doch gleichen

wie sich die Bilder doch gleichen

bis Tüghyl, einen kleinen Ort am Lake Zaysan gelegen,

wo wir in Ufernähe die Nacht verbringen.
Am nächsten Morgen wollen wir uns an einem Verkaufsstand an der Strasse mit geräucherten Fischen eindecken, aber diese zwei netten Verkäuferinnen

haben anscheinend am Bus zuvor schon so viel verdient, dass sie beschliessen uns weit her gereisten Touristen je einen Fisch zu schenken – also Danke, Bussi und weiter, bis wir feststellen müssen, dass auch hier auf der M30 die Chinesen, Pardon die Chinesischen Bautrupps

unaufhaltsam Richtung Westen vorrücken, Grossbaustelle, ein Maschinenpark zum bestaunen, mit dem sicher auch deutsche Autobahnen schneller gebaut werden könnten.
An der nächsten Quelle noch Wasser gefasst,

bevor wir den Lake Zaysan an seiner Ostseite umrunden, schnell und kompetent an einem Zollposten abgefertigt werden, der hier im weiteren Grenzgebiet zu China Wache schieben muss, dem als er meinen Vornamen sieht, sofort Mozart einfällt und das weitere Gespräch Richtung „Kleine Nachtmusik“ abgleiten lässt. Ja, sogar Kontrollen können manchmal echt Spass machen. Dann, Ufer-Fern der Nordseite des Sees entlang erreichen wir über 15km Off Road Piste die Kiin Kerish Cliff und sind überwältigt.

Nachdem wir ‚Painted Desserts‘ schon auf 3 Kontinenten gesehen haben, diese Farbenpracht, diese Formenvielfalt, einfach einmalig. Da kommt mir doch gleich Faust in den Sinn:

… und wollt zum Augenblick ich sagen,…,
aber auch wir müssen weiterziehen, wollen eigentlich bei Kurchum mit einer Fähre den Zaysan River überqueren,

aber dann schlägt die Inkompetenz zweier Dorfpolizisten erbarmungslos zu. Gute 90 Minuten stehen wir dumm rum, die zwei, noch nie einen fremden Pass gesehen, warten auf Hilfe aus der Kreisstadt, die aber nicht kommt, aber bevor wir die Fähre zum zweiten Mal auch noch verpassen (es ist mittlerweile fast 19 h) bekommen wir unsere Pässe zurück, dürfen weiterfahren, bekommen als Entschuldigung sogar noch einen gerauchten Karpfen geschenkt, den sie den Fischverkäuferinnen hier mittlerweile abgekauft haben. Schwamm darüber, wir sind wieder unterwegs, die Fähre bring uns für Kzt 3.200 über den Fluss

und 20km weiter wartet am See bei Camap ein SP auf uns.
Durch grüne Landschaft, die uns sehr an das Voralpenland erinnert,

gespickt mit solchen Kalkstein Bergen

geht es nach Oskemen, oft auch Ust-Kamengorsk genannt, einer Industriestadt in der das aus umliegenden Minen geförderte Kupfer, Blei, Silber und Zink gleich verhüttet wird. Dementsprechend soll hier an manchen Tagen die Luftqualität sein, doch bei der leichten Brise heute haben wir strahlend blauen Himmel. Gleich am Ortseingang eine Tankstelle mit angeschlossener Autowäsche, für Kzt 1.000 wird SL3 vom ganzen Dreck und Lehm befreit, der sich seit Turkmenistan auf ihm angesammelt hat. Strahlend rein geht es dann an der neuen Moschee vorbei

Richtung Innenstadt. Am zentralen Kreisverkehr wie so oft ein Bayterek Monument, Sinnbild der Kasachischen Legende, die davon erzählte, dass der mystische Vogel Samruk in einem Baum ein goldenes Ei ablegt, das all die Geheimnisse der menschlichen Wünsche und Glückseligkeit enthält.

In der Stadt selbst recht wenig zu sehen, Lenin wurde aus seinem Park an den Stadtrand verbannt und durch diese Statue ersetzt,

das Gebäude dahinter die Provinzverwaltung?? von 20 Polizisten großräumig bewacht, irgendwo in der Altstadt noch dieses nun von einer Behörde genutzte Gebäude,

am Zusammenfluss von Flüsse Irtysch und Ulba ein mächtiges russisches Kriegsdenkmal mit ewiger Flamme und ein Bazar, dessen Besuch man sich auch ersparen kann.
Wir verlassen die Stadt Richtung Norden und finden so auf dem Weg zur Grenze den schönen SP ‚in den Hügeln mit Blick auf den Fluss‘.
Nochmals 80km auf guter Landstrasse, durch ‚blühende Landschaften‘, zum Schluss noch 500m Schotterpiste und wir sind Nr. 8 in der Schlange am Grenztor. Jeweils 3 Fahrzeuge werden eingelassen und nach 40min sind auch wir im Innenhof. Ab jetzt geht die Abfertigung wirklich recht schnell und die zwei Zöllner-Scherzbolde, die sich als Drogenfahnder versuchen und unser komplettes Gewürzregal durchschnüffeln - ja wirklich, Gläschen auf, Nase darüber, Gläschen zu, geben auf, als sich der Balsamico auch nur als Essig erweist. Schon nach etwa 15 min fahren wir weiter durchs Niemandsland Richtung Russland.

© Anja & Wolfgang, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir letztes Jahr die Mongolei aus Visa- und Zeitgründen rechts liegen gelassen haben, kehren wir dieses Jahr nochmals dahin zurück mit dem Ziel das alljährliche stattfinden Naadam Festival (heuer vom 11. Juli bis 15. Jul) mitzuerleben.
Details:
Aufbruch: 25.03.2019
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 31.08.2019
Reiseziele: Deutschland
Türkei
Iran
Turkmenistan
Usbekistan
Kirgisistan
Kasachstan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Norwegen
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.