Patagonien - Auf der Straße nach Süden
Teil 13 - Nach El Calafate
08.02.2018
Die meisten Gebäude,
hier hauptsächlich aus Holz, wappnen sich vor der stets steifen Brise dadurch, dass zumindest die großen Fensterscheiben fest eingebaut, also nicht zu öffnen und zudem doppelt mit Silikon verkleidet sind.
Zu derlei Feststellungen schlürfte ich meinen zweiten Frühstückskaffee, während draußen bereits wieder ein zünftiger Wind pfiff und alles mögliche aufwirbelte.
Hotelfrühstücke sind in Argentinien übrigens hauptsächlich von Süßem geprägt. Allgemein scheint man in Südamerika gerne süß zu speisen, noch nirgends habe ich so viele verschiedene Sorten Zucker und Süßkram im Supermarkt gesehen wie dort.
Irgendwo hatte ich sogar eine Art Krapfen entdeckt (für Nicht-Bayern: Pfannkuchen oder Berliner), was mich unweigerlich daran erinnerte, dass zuhause gerade die Faschingszeit in vollem Gange war.
Und während im Büro wohl gerade fleißig Krawatten abgeschnitten wurden und sich alles zum heutigen „Weiberfasching“ rüstete, rüsteten wir zwei Weiber uns zur Weiterfahrt nach El Calafate. 13.30 Uhr war Busabfahrt. Und wie wir mittlerweile wissen, fahren die Dinger hier pünktlicher als ein Faschingszug.
Auf dem Weg zum Busbahnhof liefen wir doch, 600 km später, tatsächlich wieder unserem sympathischen Bikertrio in die Arme!!!
Ja spinn ich?!
Der Engländer mit seinem prächtigen Bart übrigens immer noch in Gummischlappen.
Die freudige Begegnung mit großem Hallo gipfelte diesmal im Austausch aller Facebook- und Instagram-Adressen, wir freuen uns seitdem über jedes Zeichen der Abenteurer.
Via Blog und in sozialen Medien berichten Paul und Janet Dwyer unter dem Namen „Globetrekkers“ immer wieder äußerst bildgewaltig von ihren Touren. Sehr sehenswert!
17.00 Uhr Ankunft in El Calafate.
Die steife Bergbrise war einem lauen Sommerabendlüftchen gewichen.
So einiges galt es nun zu organisieren:
- einen Ausflug zum Perito-Moreno-Gletscher
- die Weiterfahrt nach Puerto Natales, sinnvollerweise am übermorgigen Samstag
- etwas Ordentliches zu Essen!
Und, wo überhaupt lag unser Hotel?
Die Stadt ist mit seinen über 20.000 Einwohnern lang nicht mehr so schnuckelig klein und übersichtlich wie unser vorheriges Domizil.
An mehreren Schaltern des Busbahnhofes wurde uns sogleich verdeutlicht, dass an eine Weiterreise am Samstag nicht zu denken sei. Alles ausgebucht! Doch während wir bereits im Geiste umplanten und schweren Herzens Teile der Tour strichen, öffnete sich, wie von Geisterhand, nebenan ein weiterer Schalter, und es gab – voilá! Neue Tickets nach Puerto Natales.
Für Samstag!
Wie heißt es so schön?
A weng a Dusel g’hört auch dazu.
Zur ausgleichenden Gerechtigkeit wurden wir aber für die Buchung der gewünschten Gletschertour dann freundlichst auf die Reisebüros in der Innenstadt verwiesen.
Immerhin überreichte man uns einen Stadtplan.
Auf dem Wege Richtung Hotel, welches genau auf der anderen Stadtseite lag, erkundigten wir uns also hie und da in den wirklich mannigfaltig vertretenen Reisebüros bezüglich eines Ausfluges ins „Ewige Eis“.
Die Preise bewegten sich, recht stolz, um die 150 $ für eine kleine und 300 $ für eine große Tages-Gletschertour. Wissen Sie, wir sind beide nicht verschwenderisch, aber hier überwog klar die „Wenn-schon-einmal-im-Leben-dann-richtig“-Stimmung.
Die angebotenen Touren lasen sich alle recht gleich, die Reisebüros waren alle bis 21.00 Uhr geöffnet – so wurde ruhigen Gewissens als nächster Programmpunkt erst einmal die Suche des Hotels in Angriff genommen.
Wir fanden es deutlich außerhalb der City, gerade als bei uns Zweifel auftauchten, ob wir hier denn überhaupt noch richtig seien.
Dafür wurden wir in unserer neuen Herberge „Cauquenes de Nimez“, ein kleines Gebäude mit dem Äußeren eines schwedischen Blockhauses und dem Inneren einer englischen Puppenstube, dann gleich sehr mütterlich mit Tee und Gebäck und etlichen Häkeldeckchen empfangen.
So gestärkt und unseres Gepäcks entledigt, konnten wir alles Weitere nun auch gezielter angehen. In der hübschen Innenstadt empfingen uns unzählige bunte Shops, Restaurants und Reisebüros, ein lustig-buntes Treiben. Man hätte zudem allerlei Schnitzereien und kleine hübsche Steinskulpturen mit haufenweise traditioneller Symbolik erwerben können. Die einem auf Wunsch auch ins Detail erklärt wurden.
Schwieriger gestaltete sich hingegen,
so sollten wir bald feststellen, die Buchung der ersehnten Gletscherwanderung. Was man uns beim ersten Versuch nämlich nicht verraten hatte, war, dass die Ganztagestouren seit längerem ausgebucht und erst am kommenden Mittwoch, 14.02.(!!) wieder verfügbar seien! Na herzlichen Glückwunsch.
Auf weitere Nachforschung bestätigte sich dann auch Paulis Verdacht, dass alle Reisebüros hier ein und dieselbe Tour anboten und sich somit weitere Nachfragen sowie Termin- und Preisvergleiche im Prinzip erledigt hatten.
Zumindest - als Kompromiss - für die kleinere Gletschertour am morgigen Freitag konnten wir aber noch zwei Plätze ergattern und ließen es uns nicht nehmen, unseren Teilerfolg mit einem vorzüglichen, viel zu üppigen Lammrollbraten mit dem - wie üblich - viel zu teuren Bier zu feiern.
Ja, und ein abschließendes Eis geht immer!
Ach ja - Wissen Sie übrigens, was sich in El Calafate im Laufe des Abends noch als schwierig erwies? Bargeld aufzutreiben!
Nun, natürlich gab es Geldautomaten in Hülle und Fülle. Doch irgendeinem Bankenstreik sei Dank wurden diese offenbar derzeit nur rudimentär aufgefüllt, und so fanden wir uns irgendwann zwischen etlichen anderen Touris, unter anderem auch einem deutschsprachigen Paar, auf der Straße und der mehr oder weniger verzweifelten Suche nach Geld wieder. Der einzige zweckdienliche Automat wurde dann selbstverständlich von allen Anwesenden – uns eingeschlossen – sorgfältig geplündert. Man weiß ja nie.
Obwohl, das muss man zugeben, natürlich in Argentinien weitgehend bargeldloser Zahlungsverkehr regiert, weit mehr als bei uns - hier ist es vollkommen üblich, auch Kleinstbeträge wie für den täglichen Eisbecher, mit Kreditkarte zu begleichen.
Dem genannten deutschsprachige Paar begegneten wir übrigens am nächsten Morgen zu unserer großen Überraschung just beim Frühstück wieder – der Zufall wollte es, dass sie in dieser großen Stadt exakt im gleichen Hotel wie wir logierten.
Aufbruch: | 28.01.2018 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 21.02.2018 |
Argentinien