Patagonien - Auf der Straße nach Süden
Teil 6 - Gen Argentinien!
01.02.2018 ... Achtzehn! Stunden! Busfahrt!
Nun, ich weiß, was Sie denken.
Nein, in den chilenischen Reisebussen mit ihren Liegesesseln und Beinstützen lässt es sich erstaunlich gut reisen und sogar schlafen - nur gelegentlich unterbrochen vom „Service“, der umständlich verpackte Knabbereien und Getränke reichte.
Nur, eines kann ich Ihnen für derart lange Busreisen dringend empfehlen. Zumindest, wenn Sie Ihre Beine nachher gerne wiedererkennen und vielleicht sogar benutzen möchten:
Investieren Sie in gute Kompressionsstrümpfe.
Unbedingt sexy sind die natürlich nicht; an Sex denkt hier aber, zwischen all den nur notdürftig gewaschenen Travellern, sowieso keiner. Wir „alten Weiber“ hatten so etwas selbstverständlich nicht bedacht, großzügig auf derlei Beinkleider verzichtet und daher im Anschluss noch etliche Tage mit unseren Wad’ln zu kämpfen.
Nach kurzen Zwischenstopps, 8.15 Uhr in Valdivia und 10.00 Uhr in Osorno, kamen zum ersten Male Berge in Sicht.... *awwwww*
11.45 Uhr an der Grenze.
Die Pässe waren relativ schnell gecheckt. Weiterfahrt und große Freude, dass alles so locker über die Bühne ging. Grenzkontrollen kennt man ja als Europäer kaum noch.
Doch erneuter Stopp exakt zwei Stunden später. Mit der Erkenntnis, JETZT erst an der argentinischen Grenze zu stehen.
Aha ….
Nun kamen wir also doch noch in den Genuss einer RICHTIGEN Grenzkontrolle. Heißt: Alle aussteigen, alle anstellen, mit allem Gepäck. Gut, dass wir das Rucksackauf- und -absetzen geübt hatten. Und Bürokratie und Stempel durchaus von zuhause kennen.
Und das Warten.
14.30 Uhr waren wir dann WIRKLICH in Argentinien. Hurra!
Und kurz vor 17 Uhr bei strahlender Spätnachmittagssonne endlich auch an unserem heutigen Ziel Bariloche.
Die letzte Stunde im Bus hatten wir mit Kayla, einer netten jungen Einheimischen, verplaudert. Fröhlich berichtete sie uns, soweit wir das verstanden, von den Schönheiten ihrer Heimatstadt und gab Tipps, was wir unbedingt alles ansehen müssten. Keine Widerrede!
Zugegeben, damit hätten wir völlig die nächsten beiden Wochen hier in der Gegend bestreiten können. Auf ihre Frage hin mussten wir – zum allseitigen Bedauern – nun jedoch einräumen, dass wir am nächsten Tage bereits unsere Weiterfahrt ins Land geplant hatten….
Auf jeden Fall gab sie uns aber ihre Telefonnummer - "sollten wir irgendetwas brauchen" ...
Wow. Die Argentinier gefielen mir jetzt schon.
Und erst diese Stadt!!
Nein, der Reihe nach: Es galt auch hier zunächst einmal Tickets für öffentliche Verkehrsmittel zu organisieren. Ohne meine Freundin wäre ich in dem Busbahnhofgewühl wieder mal aufgeschmissen gewesen.
Zumal die Argentinier wieder ein völlig anderes Spanisch sprächen, wie Pauli mir versicherte (was für mich natürlich egal war, weil ich ja schon das chilenische nicht verstanden hatte).
Sehr angenehm übrigens: Auch hier gibt es solche Chipkarten für öffentliche Verkehrsmittel. Man lädt sie mit einem Betrag auf und setzt sie dann in allen Bussen und Bahnen ein.
Idiotensicher und damit gerade für mich eine feine Sache.
San Carlos de Bariloche, wie die rd. 140.000-Einwohner-Stadt richtig heißt, liegt malerisch in den Hängen sanfter Andenausläufer; zu ihren Füßen erstreckt sich der See Nahuel Huapí mit seinem Nationalpark.
Ihre ausgesprochen günstige Lage qualifiziert die Region – auch dank guten Marketings - als Sommer- und Wintersportzentrum gleichermaßen und dementsprechend als wahres Touristen-, Traveller- und Sportlermekka. Bars und Lokale aller Couleur, Reisebüros für Ausflüge und Souvenirshops wechseln sich mit Schokoladen- und Eistempeln ab, dazwischen feiert trendige Funktionsbekleidung und nahezu jedwedes Sport- und Outdoor-Equipment fröhliche Urstände. Alles sehr stylisch.
Ein Kitzbühel in Südamerika.
Unser ebenso schickes Hotel „View“ hatten wir nach kurzem Anstieg gefunden und es machte seinem Namen alle Ehre. Große Panoramafenster im Foyer und den Zimmern eröffneten zauberhafte Ausblicke über Stadt und See. Nicht nur im Vergleich zur vorangegangenen Nacht im Bus also eine echte Offenbarung!
Apropos: Nachdem während der Busfahrt die Kulinarik eher bescheiden ausgefallen war, meldete sich nun auch der Magen zu Wort. An der Hotelrezeption empfahl man uns wärmstens das Steakhouse „El Boliche de Alberto“ – weil: Bestes Steak in town!
Nun, keine Frage, dass es das zu probieren galt, nachdem Steak und Argentinien für unsere Begriffe ja quasi zusammengehören wie Mett und Zwiebel.
Das Restaurant selber war schnell gefunden. Ebenso wie auch die Menschentraube davor. Ziemlich unmissverständlich wurde uns die Notwendigkeit einer Platzreservierung klargemacht; die nächsten freien solchen seien im Übrigen gegen 21.30 Uhr zu erwarten... Aha.
Um dem nun doch drohenden Verhungern zu entgehen, beehrten wir also fürs Abendessen zunächst eine kleine, ziemlich alpenländisch anmutende Taverne mit unserem Besuch.
Sagte ich vorhin etwas von Kitzbühel? Ja, durchaus. Auch preislich.
Insbesondere das Seidel (1/2 l) Bier für rund 7 € entsetzte uns beiden Wahlbayern ziemlich, dafür waren die Sandwiches allerdings über alle Maßen üppig und lecker.
(Die Bierpreise blieben für den Rest unserer Reise übrigens ungefähr auf diesem Niveau, weshalb wir unsere Aufmerksamkeit zunehmend dem jeweiligen Weinangebot widmeten. )
Beim Genuss dieses ersten Mahles auf argentinischem Boden, dem Blick über das bunte Treiben ringsum und dem anschließenden Verdauungsspaziergang am See Nahuel Huapí im letzten warmen Abendlicht entschieden wir kurzerhand, das nächste, ohnehin noch vage Ziel (Futaleufú, mit der evtl. Möglichkeit einer Rafting-Tour) von unserer Planung zu streichen und lieber stattdessen hier noch einen Tag länger zu verbringen.
Sollte irgendjemand von Ihnen diese Tour unternommen haben, lassen Sie uns gerne wissen, was wir verpasst haben!
Nun also äußerst entspannt,
tauchten wir in die Lichter und allgegenwärtige Musik der abendlichen Stadt ein. Mal mehr, mal weniger widerstanden wir den Verlockungen von Eis, Süßigkeiten (unglaublich, was die aus Schokolade alles machen!) und allerlei Tand – unser Budget sowie unsere allseits begrenzte Aufnahmekapazität (des Magens und des Rucksacks) setzten uns hier zum Glück so einige Grenzen.
Für den nächsten Tag wurde ein Ausflug in den Nahuel Huapí-Nationalpark gebucht.
Sowie als krönenden Abschluss für das empfohlene Steakhouse eine morgige Reservierung vorgenommen.
Ordnung muss sein, wo kämen wir denn sonst hin!
Aufbruch: | 28.01.2018 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 21.02.2018 |
Argentinien