Patagonien - Auf der Straße nach Süden

Reisezeit: Januar / Februar 2018  |  von Diana & Pavla

Teil 23 - Abschied vom „Ende der Welt“

18.02.2018 ... naja, zumindest das "Ende des Kontinents".

Die Leute nennen das ja selber ganz liebevoll so.

Der unvermeidliche Abschied, in Verbindung mit völlig geschlossener Wolkendecke und ebenso geschlossenen Bäckerläden, war durchaus in der Lage, wieder ein wenig auf die Stimmung zu drücken.

Keine Bange, fürs Frühstück war noch ein wenig Essbares vorhanden, sogar ein winziger Rest im Glas Karamellcreme, welches ich ansonsten gestern Abend quasi im Alleingang geleert hatte.
Sie müssen wissen, vor Karamell ist bei mir, auch zuhause, nun so gar nichts sicher.

Unser Taxi zum Flughafen erwartete uns erst 15.00 Uhr, nach dem Auschecken gegen Mittag durften wir jedoch unser Gepäck noch ein wenig hier unterstellen. Schön war es im "Canquenes" gewesen, so freundlich und gastlich wie eigentlich überall auf unserer Reise.

Ein kleiner letzter Spaziergang führte uns noch einmal in die Stadt, die offenbar ein Einsehen hatte und uns nun doch mit frühlingshaft-klaren 14°C verabschiedete.

Genau wie zuhause hatten die meisten Geschäfte am heutigen Sonntag geschlossen, eine große Bekleidungskette Johnson& Johnson hingegen nicht – und sie lockte zudem mit Sonderangeboten. Naja, Sie können es sich ja denken.
Unsere Rucksäcke waren zwar mittlerweile wirklich von Andenken und dem gesammelten Kartenmaterial mehr als prall gefüllt, aber das hält zwei Weibsbilder natürlich nicht unbedingt vom Einkaufen ab. In meinem Falle von zwei Jeans, die angeblich auch europäische Hintern auf Latino-Art zu betonen in der Lage seien.
Apropos, „prall gefüllt“.

Gute Idee übrigens auch,

dass wir unsere Aufmerksamkeit gestern noch diesem kleinen "Kiosko Roca" gewidmet hatten. Er war uns seit unserer Ankunft hier immer wieder aufgefallen. Zu fast jeder Tageszeit drängten sich etliche Leute in diesem Kiosk, bis nach draußen, zunächst ohne eindeutig erkennbaren Grund.
Als der Besuchersturm einmal nicht so hoch war, setzten wir selbst einen neugierigen Fuß hinein. Des Rätsels Lösung waren Choripanes, kleine Teigküchlein, die, gefüllt mit Fleischmasse, Käse oder beidem, hier frisch gebacken und äußerst günstig, für 500 – 600 Pesos (rd. 70 – 80 Cent), verkauft wurden. Und zwar NUR diese! Das Konzept ist denkbar einfach und scheint aufzugehen, der Laden war immer brechend voll. Die Dinger stellten sich auch als ziemlich lecker heraus, wenn wir uns dafür nun auch nicht unbedingt in eine Schlange gestellt hätten. Und warum die Menschen hier alle Milch dazu tranken, war uns auch nicht recht klar.

Am Mittag bei heißem Tee noch einen letzten sehnsüchtigen Blick über die Magellanstraße, bevor wir dieses wildromantische Stück Land am Ende der Welt dann wirklich hinter uns ließen.

Klitzekleine Schrecksekunde am ansonsten angenehm überschaubaren Flughafen, weil wir infolge eines kurzfristig geänderten Gates beinahe in den falschen Flieger gestiegen wären.
Der Rest unseres Rücktransportes nach Santiago verlief jedoch sehr entspannt.

Am Flughafen gab es dann keinen Tee mehr.

Am Flughafen gab es dann keinen Tee mehr.

Santiago bei Nacht

Santiago bei Nacht

Den Flughafen von Santiago kannten wir ja schon, auch herrschte hier bei unserer Ankunft am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr nicht mehr gar so ein Trubel.
(Ach ja – wo war nochmal die Station des TURBUS in die Innenstadt??)

Die Fahrt „versüßte“ uns ein Mitreisender, der, offenbar soeben hier angekommen, nach und nach alle im Bus sehr aufdringlich und voller Respektlosigkeit in breitester deutscher Mundart unterhielt. Er erkundigte sich über dieses und jenes in der Stadt, strotzte dabei selbst vor lauter eigener Ahnung und nicht ohne die Antworten mit äußerst unqualifizierten Kommentaren zu quittieren.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber es gibt tatsächlich Momente, wo man sich vor lauter Fremdscham kopfschüttelnd zurückzieht und es tunlichst vermeidet, sich als Landsfrau zu outen.

Die Straßen in Santiago sehen in der Dunkelheit so ganz anders als am Tage aus; der Vermieter unseres Appartements für die letzten beiden Nächte hat Pauli glücklicherweise eine Wegbeschreibung gemailt. Das Gewusel und die Gestalten im und um den Busbahnhof, immerhin sonntagnachts, wirkten nicht unbedingt alle vertrauenserweckend. Unser Zimmer lag mit schönen Ausblick, wenn auch recht laut, im 9. Stock hoch über der nun mitternächtlichen Stadt.

Wir ließen uns vom Straßenverkehr unten sanft in den Schlaf rauschen.

© Diana & Pavla, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Idee, zwei Frauen, drei Wochen, viertausend Kilometer - und wieder zurück. Ein kleines, feines Abenteuer zwischen Santiago und Feuerland.
Details:
Aufbruch: 28.01.2018
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 21.02.2018
Reiseziele: Chile
Argentinien
Der Autor
 
Diana & Pavla berichtet seit 5 Jahren auf umdiewelt.
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