Patagonien - Auf der Straße nach Süden
Teil 9 - Bildhauer Natur: Die Marmorhöhlen
04.02.2018 - Die Suche nach einem Frühstück erübrigte sich zunächst.
Wohl wegen des gestrigen Festivals, das in Chile Chico noch bis weit nach Mitternacht deutlich vernehmbar stattgefunden hatte, waren offenbar noch alle hier platt. Und die Läden geschlossen.
Unsere fabelhafte Herbergsmutter, mit der Pauli sich schon bei unserer nächtlichen Ankunft sehr nett unterhalten hatte, versprach uns jedoch zumindest einen Kaffee. Um kurz darauf mit zwei herrlich dampfenden Humpen nebst liebevoll bereiteten Sandwiches zurückzukehren sowie der ganz ernsten Entschuldigung, „keinen vernünftigen französischen Käse“ im Hause zu haben.
Also wirklich!!!!!!
(OMG so lieb, so lieb, die Menschen alle … )
Hervorragende Idee meiner Freundin übrigens, gestern Nacht auch gleich unseren gewünschten Besuch der Marmorhöhlen mit zu erwähnen! So wurde uns dieses Vergnügen augenblicklich heute zuteil.
Das klappte ja wie am Schnürchen!
Um 8.30 Uhr, direkt nach dem Frühstück, holte uns also ein kleiner Reisebus unmittelbar an der Herberge ab. Von unseren beiden Belgiern übrigens keine Spur. Waren die noch so erschöpft von der „Grenzerfahrung“ mit uns?
Die Reise ins nur 150 km entfernte Puerto Rio Tranquillo sollte über 4 Stunden dauern. Das wunderte uns anfänglich, die Straßenbeschaffenheit auf der Strecke um den Lago General Carrera machte den Grund jedoch sehr schnell klar. Sie warf zudem die bange Frage auf, wie der bedauernswert scheppernde Bus nur annähernd zwei solcher Fahrten heil überstehen konnte.
Ja, und wir!!!!!!!
Aber wissen Sie was? Die patagonische Landschaft!!! Der Zauber dieser Gegend, der sich uns nun nach und nach eröffnete, war einmalig und den wilden Ritt und etliche blaue Flecken tausendfach Wert.
Apropos: Mit beidem - also einmaligen Naturschönheiten sowie wilden Ritten dorthin, ging es natürlich jetzt erst richtig los!
Mittags, nach tatsächlich etwa holperigen 4 Stunden, Ankunft in Puerto Rio Tranquillo.
Es erwartete uns die Zuteilung und ausführliche Einweisung in Schwimmwesten, zusätzlich noch Regencapes und allerlei Dinge, die durchaus nachdenklich stimmten.
Die vom wilden Wasser des Lagos ausgewaschenen Marmorhöhlen sind ausschließlich auf dem Seeweg erreichbar und die beiden kleinen Motorboote schaukelten mit jeweils rund 25 Passagieren bereits in der Uferbucht nicht schlecht.
Sie können sich vielleicht vorstellen, wie sich dann erst die Überfahrt gestaltete - zimperlich waren die Kapitäne jedenfalls nicht. Die Boote sprangen und tanzten regelrecht auf den Wellen, die Gischt schleuderte uns fröhlich über Bord entgegen und ein jeder maß im Augenwinkel wohl heimlich dann und wann den Abstand zum Ufer, wie weit es wohl um Falle eines Kenterns noch zu schwimmen sei.
Soweit kam es glücklicherweise nicht. Die Herrschaften hatten das natürlich im Griff.
Wir bestaunten stattdessen bald ausgiebig dieses absolute Wunderwerk der Natur.
Was Wind und Wellen hier in das weiche, weißglänzende Gestein gegraben, welche Kavernen, Säulen, Brücken, Tunnel, Formen und Gestalten die ungezügelte Natur herausgearbeitet hatte, war so manches Bildhauers würdig.
Das sich in den Höhlenwänden spiegelnde, glasklar-türkise Gletscherwasser des Lago sowie Pflanzen- und Mineralienablagerungen ließen das Gestein dazu prächtig in allen Türkis-, Blau- und Silbertönen schimmern.
Wenn Sie in der Gegend sind, haben sie keine Angst vor der Überfahrt. Sehen Sie sich das an. Unbedingt.
Es ist magisch!
Begeistert und klatschnass
kehrten wir gegen 16.00 Uhr in den Ort zurück. Gnädiger Weise durften wir bei einem feinen Lachsfilet (als einer Art verspäteten Mittagessen?) etwas trocknen, bevor es auf die holperige Heimreise nach Chile Chico ging.
Nicht ohne uns zuvor in Puerto Rio Tranquillo jedoch nach einer Gletscherbesichtigung erkundigt zu haben!
Auch solche wurden nämlich hier angeboten.
Aber das gestaltete sich gar nicht so einfach.. Alle entsprechenden Touren starteten bereits 8 Uhr morgens, was uns aufgrund der notwendigen weiten Anreise von Chile Chico leider unmöglich war. Für die Alternative, einfach ad hoc hier in Tranquillo Quartier zu beziehen, hätten wir ja heute frühmorgens gleich unser Gepäck hierher mitbringen müssen.
Es sollte nicht sein. Also zurück!
Das Abendessen in unserer Jugendherberge versüßten uns neben der Flasche Wein, zu der wir artig unsere beiden wieder aufgetauchten Belgier mit einluden, frische Aprikosen vom Baum. Eine Wucht.
Auf der Weinflasche war bereits auf dem Etikett ein Kater abgebildet. Ich denke, Sie wissen Bescheid.
Aufbruch: | 28.01.2018 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 21.02.2018 |
Argentinien