Korsika - die immerwährende Berge-und-Meer-Faszination
05.09.: CASTANICCIA - BASTIA
es gibt immer wieder Frühaufsteher, die dieses Schauspiel - das jeden Tag ein wenig anders aussieht - genießen
ein bisschen Proviant für die Reise, der sich auch ungekühlt hält :-/ (Kekse und Thunfisch in allen Varianten )
und endlich - am letzten Tag - ein paar Schweine - jetzt ist die Straßen-Tiersammlung wirklich komplett.
Leider reicht die Zeit nicht, um durch jedes Dorf ein Mal zu Fuß durch zu schlendern und so müssen die Fotos aus dem Auto für einen ersten Eindruck reichen.
ich habe die Häuser im Vorbeifahren nicht gezählt, aber wenn es stimmt (Wikipedia) dass Campana nur 17 Einwohner hat, dann wohnen hier wohl fast alle in "Single-Haushalten"
auf dem Navi - oben rechts - wird immer wieder mit dem roten Kreis daran erinnert, dass hier die Geschwindigkeitsbegrenzung außerhalb der Orte 90 km/h ist... ich schaffe nicht einmal 40 km/h
und wieder mal eine Überraschung, direkt hinter einer Kurve. Kommt auf dem Foto nicht so raus, aber es war eine riesige "Blase"
"... die Kirche des Ortes, ein wahres Schmuckstueck des korsischen Barocks. Die Kirche Saint Jean Baptiste wurde in 1680 begonnen und die Fassade 1707 vom mailaendischen Architekten Domenico Baina vollendet. Dieser Architekt hat ebenfalls den Kirchturm in der Naehe der Kirche erbaut, ein Turm mit 5 Etagen und errichtet im Jahre 1720.
Im Innern der Kirche kann man die wundervollen 'camaieu' Gemaelde des Girolamo da Porta Bewundern. Diese Bilder bedecken die Saeulenbogen und die Pfarrei der Kirche und mehrere von Napoleon III gestiftete Gemaelde schmuecken die Kirche." (Quelle: http://www.toute-la-corse.com/de/1-2-1-4-100/la-porta.htm)
hier muss es sich um eine besondere Kuhrasse halten - eine Mischung mit Gemse oder so Noch nie habe ich so eine steile staubige "Kuhweide" gesehen
Startzeit: 10:00 h
Ankunftszeit: 13:00 h
Tages-km: 127
Gesamt-km: 1806
Übernachtung: Fähre
Nach einem letzten Bad bei Sonnenaufgang im Mittelmeer, packe ich alles zusammen - das dauert nicht lange. Eigentlich wollte ich noch ein wenig am Strand liegen und lesen, aber dann treibt mich doch mein Reisefieber und die sog. "Hummeln im A...." und ich verlasse das Gelände schon vor 10 Uhr.
Gebucht ist die Nachtfähre ab Bastia (Abfahrt 20 Uhr), d. h. ich habe den ganzen Tag Zeit. Zuerst tanke ich nochmals voll und befreie das Auto in einer Waschbox von der dicken Staubschicht. Da meine Kühlbox ja während der Fahrt nicht funktionsfähig ist, schränkt sich die Auswahl an Proviant für die Reise ein: ich kaufe Kekse und Thunfisch in Dosen in allen Varianten, die ich finde, Wasser und eine Rotwein für die Fähre.
Dann biege ich nach wenigen Kilometern von der Küstenstraße T10 Richtung Cervione ins Landesinnere ab. Die D71 beschert mir dann nochmals Aussichten, wie man sie beim Fliegen bei Start und Landung erlebt, wenn Sicht und Wetter es zulassen - und hier und heute ist beides noch bestens Ich fahre also durch die CASTANICCIA:
"Die Castagniccia ist ein mit Kastanienwäldern bedecktes, hügeliges Gebiet im Nordosten Korsikas. Der Gipfel des Monte San Petrone bildet mit seinen 1767 m den höchsten Punkt. Im 18. Jahrhundert spielte die Castagniccia eine wichtige Rolle in der korsischen Unabhängigkeitsbewegung. Die vielen Klöster waren Versammlungsort der Freiheitskämpfer und ein Zentrum des Widerstandes. Pasquale Paoli wurde in der Castagniccia (Morosaglia) geboren.
Es waren die Genuesen, die im 15. Jahrhundert die ersten Kastanienbäume (den korsischen Brotbaum) pflanzten. Die Korsen waren danach verpflichtet, mindestens vier Bäume im Jahr zu setzen. Früher war die Castagniccia ein reiches Gebiet mit der höchsten Bevölkerungsdichte Korsikas. In den Zeiten des Wohlstandes wurden zahlreiche barocke Kirchen gebaut. Ab den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entvölkerte sich das Gebiet rasch. Heute wohnen nur noch wenige Menschen hier, meist Alte, in den pitoresken Dörfern, an deren Häusern der Zahn der Zeit nagt.
Die Rundfahrt durch die Castagniccia ist am ehesten ab Frühsommer oder - noch schöner - im Herbst zu unternehmen. Im Frühjahr haben die mächtigen Kastanienbäume noch keine Blätter und machen so einen tristen Eindruck."
(Quelle: http://www.paradisu.de/korsika-fotos-castagniccia-casinca.html)
Route:
Linguizetta - Cervione - Ortale - Pietricaccio - Pie d'Orezza - Campana - La Porta - Ortiporiu - Casamozza - Bastia
Ein paar Details findet ihr in den Beschreibungen unter den Fotos.
Diese Fahrt darf man nicht unterschätzen. Die Straßen schlängeln sich derartig durch die Dörfer, Hügel, Täler und Wälder, dass man kaum irgendwann schneller als 30 kmh fährt. Auch fordert sie höchste Konzentration: sehr selten begegnet man einem Fahrzeug, aber hin und wieder halt doch. Und auch ein gemütlicheres Fahren, indem man beginnt Kurven zu schneiden, ist riskant - denn auszuschließen ist es nicht, dass doch ein begeisterter Radler - ebenfalls Kurven schneidend um die nächste Biegung gebrettert kommt
Und selbst mit dieser langsamen Geschwindigkeit braucht es ein paar Meter bis zum Stillstand! Dies wird mir bewusst, als ich mal wieder durch einen Kastanienwald fahre. Hier wechseln sich ständig Sonne und Schatten ab, im Schatten brauchen die Augen dann auch eine Weile, um sich wieder umzustellen. Am Straßenrand sehe ich einen weißen Hund liegen, nach der nächsten Kurve eine weiße Kuh. Innerlich lache ich und frage mich, ob dies die Strecke der weißen Tiere ist, als sich im nächsten Schattenbereich etwas bewegt und ich tatsächlich die vorher erwähnte "Vollbremsung" bei ca. 20 kmh hinlege. Das Auto steht - im Schatten - und direkt vor meiner Motorhaube steht auch etwas: ein Pferd - und das ist SCHWARZ ...
Glück gehabt und nun beschließe ich, mein Glück hinsichtlich Unfällen mit Tieren, Radlern, Motorradfahrern, Autos nicht am letzten Tag noch zu sehr zu strapazieren. Auch mit dem Wetter ist nicht zu spaßen - wie die vielen letzten Tage beginnen sich bereits über den Bergen wieder die Wolkenformationen zu bilden. Also nehme ich erneut Kurs auf die Küstenstraße und komme gegen 15 Uhr in Bastia an.
Viel zu früh, da die Einschiffung erst ab 18 h beginnt.
Also: ein letztes Mal SCHWITZEN und bei 30 ° mache ich dann noch einen Rundgang über den place du marché und zum Alten Hafen.
18:00 h:
ich reihe mich ein zur Einschiffung, während der Wartezeit stehen die meisten Wartenden neben ihren Fahrzeugen, es ist immer noch sehr heiß. Vor mir befindet sich eine Familie mit zwei kleinen Jungen.
Fragt mich plötzlich der 5jährige: "Wo ist dein Mann?"
Ich antworte: "Ich bin allein."
Der Junge: "Aber wo ist dein Mann?"
Ich: "Ich habe keinen Mann."
Seine Mutter mischt sich ein (zu ihm gewandt):
"Schau, wie bei der Oma, die hat auch keinen Mann."
Der Junge: "Aber warum hast du keinen Mann?"
Ich: "Na ja, vielleicht, weil mir keiner gefällt und ich keinem gefalle."
Seiner Mutter scheint es peinlich zu werden, sie versucht ein erklärendes Ende zu finden: "Wie bei der Oma, die hat auch noch nicht den richtigen Mann gefunden."
Der Junge: "Jaaa, aber wo ist der denn dann?"
Ich: "Vielleicht sucht er mich noch und kann mich nicht finden."
Seine Mutter: "Wie bei der Oma! Manchmal dauert es halt etwas, bis die passenden Menschen sich finden."
An dieser Stelle reichen dem Jungen dann doch die Infos, er interessiert sich für einen Unfallschaden am Fahrzeug hinter mir und ich überlege kurz, ob ich die Frau nach der Telefon-Nr. von "Oma" fragen soll, vielleicht könnten wir ja Erfahrungen über nicht vorhandene Männer austauschen oder eine gemeinsame Reise machen (hahaha)
23:00 h:
Inzwischen habe ich (m)einen Platz an Deck mit Liegestuhl gefunden, bin aber
immer noch nicht müde.. Vielleicht sind Linkin Park, Volbeat und Metallica auch nicht unbedingt Einschlafmusik. Aber nach vier Wochen ohne Musik ist das jetzt sehr cool: die Füsse auf dem Geländer, vor den Augen tanzt der Mondschein auf den Wellen und Wind sorgt dafür, dass ich nicht mehr schwitzen und noch nicht frieren muss
Und die Familien mit Kindern sind in ihren Kabinen verschwunden. Es wird endlich ruhig.
Ich muss wohl doch eingeschlafen sein, aber auf einmal werde ich wach, weil es kracht und schwankt ...
Das Schwanken liegt nicht am Rotwein, sondern am Seegang und das Krachen hat mich geweckt, weil der Wind inzwischen so stark ist, dass er die leeren (alle Passagiere außer mir haben sich offensichtlich ins Innere des Schiffes verzogen) Liegestühle auf einen Haufen an die Reling weht. Irgendwann kommt ein Mann, klappt sie alle zusammen und schmeißt sie auf den Boden. Ich überlege kurz, ob ich auch nach Innen wechseln soll, aber da ist es so hell beleuchtet wie in einem OP und die Klimaanlage kurz vor "Gefrieren" eingestellt.
Also harre ich auf Deck aus - im alten Heeres-Schlafsack geht das gut - und bekomme auch noch Wetterleuchten geboten.
dann mal stürmische Nacht-Grüße von Deck
einige Fassaden wurden offensichtlich erneuert und bunt gestrichen, aber dazwischen finden sich auch noch Häuser, die aussehen wie vor 30 Jahren
los geht das Kunstwerk des Einparkens der Autos. Die Mitarbeiter haben es drauf - für mich ein Rätsel - aber am Schluss passt das Auto-"Tetris"-Puzzle
keine Alternative für mich - hier ist die Klimaanlage kurz vor Gefrierpunkt eingestellt - kälter als draußen - und es ist so hell wie in einem OP-Saal
ich bevorzuge die frische Luft und den Blick in den Himmel, solange es mit Schlafen noch nicht klappt
irgendwann wache ich auf, weil ein Mitarbeiter alle Liegen zusammen klappt und auf den Boden schmeißt - der Wind trieb die aufgeklappten Dinger alle auf einen Haufen bis an die Reling vor
mit Heeres-Schlafsack und Musik auf den Ohren, gelingen auch ein paar Stunden Schlaf - gute Nacht zusammen und stürmische Grüße
Aufbruch: | 12.08.2019 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 08.09.2019 |
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