Korsika - die immerwährende Berge-und-Meer-Faszination
06.09.: SAVONA - NÜRNBERG
Startzeit: 08:00 h
Ankunftszeit: 19:00 h
Tages-km: 787
Gesamt-km: 2593
Übernachtung: zu Hause
Route:
Savona - Mailand - Como - Lugano - San Bernardino - Chur - Bregenz - Memmingen - Landsberg a. Lech (B17) - Augsburg (B2) - Weißenburg - Nürnberg
unfassbar:
fast 800 km - ohne nennenswerte Niederschläge - ohne große Baustellen - ohne Staus - ohne Unfälle - in 11 Stunden bewältigt ...
ja, ich weiß, meine Herren Leser, ihr fragt euch, was daran so besonders sein soll... Für mich ist es das!
Ich kann mich mit niemandem abwechseln und die Autobahn-Fahrerei macht mich immer sehr müde. Wo ich auf Korsika den ganzen Tag auf Bergstraßen unterwegs war, ohne ein einziges Mal zu gähnen, fängt dies auf der Heimreise bereits in der Schweiz an.
Aber der Reihe nach:
07:00 h:
Die Fähre legt in Savona an und als endlich die Türen zum Parkdeck aufgehen, frage ich mich, ob mein BMI passend ist, um es bis zu meinem Auto zu schaffen (siehe Foto). Die Tasche balanciere ich auf dem Kopf (was Afrikanerinnen können, werde ich ja evtl. auch hinbekommen, und schaffe es seitlich mit eingezogenem Bauch und hin und wieder gequetschten Oberschenkeln tatsächlich bis zu meinem Fahrzeug. Der Spalt, den die Fahrertür aufgeht, reicht gerade, um mein sich bewegendes Körperfleisch von BBP (Bauch, Beine, Po) durch die schmale Öffnung zu quetschen. Die Grätschdehnung funktioniert auch noch, so dass ich in der Lage bin erst ein Bein bei den Pedalen zu parken, während das andere noch auf dem Parkdeck steht. So weit so gut - die Tasche liegt auf der Motorhaube, die geht da nicht durch. Zündende Idee der Beifahrerin im Auto neben mir: "Soll mein Mann Ihnen die Tasche durch das Fenster reinreichen?" - Gesagt, getan, das hat funktioniert - Frauen sind halt kreativ und praktisch veranlagt - brauchen aber hin und wieder einen Mann, der die Ideen mit umsetzt
Und dann gibt es noch eine fahrtechnische Herausforderung bei der Ausfahrt: als das Deck nach unten gelassen wird, stelle ich fest, dass ich mit in dem sich absenkenden schrägen Bereich stehe. Da die Autos auf wenige Zentimeter aneinander geparkt sind, kann man sich keinen ungeplanten Zentimeter aufgrund eines noch so kleinen Kupplungs- oder Handbremsen-Bedienungsfehlers erlauben. Ich bin froh, dass ich jetzt 3 Wochen Fahrtraining erfolgreich absolviert habe und schaffe auch diese Hürde, ohne ungewollte "Berührungen"
08:00 h:
Im Hafen kontrolliere ich nochmals die Klammern des Dachzeltes und tatsächlich sind sie inzwischen sehr locker, ich kann alle drei gut nachziehen - was in Anbetracht des starken Windes vielleicht Sinn macht.
Vento forte! ... steht auf den Hinweis-Anzeigen über der Autobahn. Ach so, deshalb also muss ich mich mit beiden Händen am Lenkrad festkrallen, damit der liebe Dacia auch in der Spur bleibt. Es zerrt ganz schön am Fahrzeug hin und her (Windstärke 5? - 31 km/h)
11:00 h
Schweiz - leichter Regen, Wind lässt zum Glück nach.
Ich brauche eine Pippi-Pause. Als ich auf der Toilette bin, ertönt auf einmal eine laute Frauenstimme: "kein GPS vorhanden!"
Die Stimme kommt aus einer Tasche meiner Cargohose.... wie peinlich. Ich habe vergessen, googlemaps - Routenplaner auszuschalten bzw. lautlos. Es ist mir so peinlich, dass ich erst die Kabine verlasse, als ich niemanden mehr in den Toilettenräumen vermute
12:00 h:
Vor dem San Bernardino der erste Müdigkeitsanfall:
ich muss ununterbrochen gähnen, die Augen tränen schon. Vor der Einfahrt in den langen Tunnel, 1. doping mit einer Coffein-Tablette. Dieses Mal quere ich den San Bernardino auch nur EIN MAL !!
13:40 h:
Ich ertappe mich dabei, dass mir tatsächlich für 1 Sekunde die Augen zufallen und erschrecke so über diese Tatsache, dass ich laut mit mir schimpfe, Fenster runterlasse, Klimaanlage auf Volldampf und den nächsten Rastplatz ansteuere.
Aussteigen, ein wenig bewegen und 2. doping: ein Kaffee.
Hier befindet sich eine grauenhafte Imbissbude und es gibt Kaffee für den stolzen Preis von 3,50 €. Ich denke an eine große Tasse mit aufgeschäumter Milch ... ich denke, aber man denkt ja bekanntlich viel, wenn der Tag lang ist. Die Frau nimmt einen Pappbecher und stellt ihn auf eine Kaffeemaschine, als sie sich abwendet, fällt der Kaffeebecher auf den versifften Fußboden der Imbissbude und dieses Umrührstäbchen auch... "Ups", meint sie, hebt beides auf UND !!!!!! stellt es erneut in die Maschine, woraufhin nun mein Kaffee hinein läuft. Ich bin so perplex, dass sie nicht wenigstens einen neuen Becher genommen hat, außerdem zu müde zum reden - so nehme ich den Becher, denke mir, dass mein Körper halt wieder mal trainiert wird, wenn er mit irgendwelchem Schmutz fertig werden muss und kippe mir vor lauter Wut - der Becher ist nämlich auch noch nur halb voll - 5 (in Worten: FÜNF) kleine Kaffee-Portionsmilch hinein. Jetzt sieht es wenigstens voller aus.
Ich nehme das Ende der Kaffeegeschichte vorweg: ich habe ohne Folgeschäden überlebt.
Weiter geht es - ich will nur noch raus aus der Schweiz - noch dazu habe ich hier kein Internet - die Schweiz ist ja nicht in der EU.
15:00 h
Bregenz - AU - und endlich wieder Internet.
Eigentlich bin ich total platt und würde gerne den Rest der Strecke morgen ausgeschlafen fahren. Aber das Wetter ist zu hässlich, als dass ich Lust habe, mich nochmals auf einem Campingplatz aufzuhalten, das Dachzelt wieder hochzukurbeln und womöglich morgen dann nass wieder einzupacken. Eine Übernachtung in einem Hotel wäre die Alternative. Aber darauf habe ich auch keine Lust. Ich fühle mich schmutzig und verschwitzt und müsste meine Übernachtungs-Sachen in Plastiktüten aus dem Auto kramen... nein, dann will ich lieber heute Nacht in meinem eigenen Bett schlafen. Zeitlich sollte es ja machbar sein, wenn nicht Freitag und Ferienende für fiese Staus sorgen.
Ich verlasse die Autobahn. In einem Sparladen erfolgt der Einkauf von doping Nr. 3: Weintrauben und Vitamin-Getränke.
Die weitere Fahrt lasse ich mich sowohl vom eingebauten Navi als auch googlemaps Routenplaner über Handy leiten, schon allein, weil die Stimmen von Mann und Frau mich wachhalten. Etwas verwundert bin ich, dass ich irgendwann über die Bundesstraße über Augsburg geleitet werde, aber da Mann und Frau sich einig sind, überlege ich nicht weiter - so etwas gibt es ja selten, wird also alles gut sein!
Überrascht bin ich wirklich: die B2 ist meist ausgebaut wie eine Autobahn. Ich darf 120 km/h fahren und habe nach den Fahrten auf Korsika nun das Gefühl, ich würde Rennen am Norisring absolvieren oder befinde mich in einem Flugzeug - kurz bevor es abhebt ...
Und tatsächlich komme ich staufrei in Nürnberg an, tanke kurz vor dem Ziel noch für einen günstigen Preis das Auto voll und schicke ein DANKE gen Himmel, dass alles so gut geklappt hat.
Und noch ein DANKE - an meine virtuelle Reisegruppe:
44 Leute haben meinen Reisebericht mitgelesen und über jede persönliche Nachricht, jedes Telefonat und jeden Gästebucheintrag habe ich mich sehr gefreut. Diese Reiseberichte sind für mich zweierlei: eine Art Tagebuch, damit ich später die Ereignisse auch nochmals in Worten und Bildern revue passieren lassen kann und während der Reise auch eine sehr schöne und kreative Beschäftigung (fotografieren und schreiben). Und ich stelle fest, dass ich mit dieser Grundlage, sowohl das, was ich sehe, als auch das, was ich erlebe, viel intensiver aufnehme.
Ich verabschiede mich von euch und freue mich jetzt schon auf die nächste Reise - gerne wieder mit euch.
2. Doping notwendig: Rastplatz - irgendwo in der Schweiz - in dieser schrecklichen Imbissbude - der Becher Kaffee für 3,50 € - weitere Details? Bericht lesen ...
Aufbruch: | 12.08.2019 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 08.09.2019 |
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