Korsika - die immerwährende Berge-und-Meer-Faszination
17.08.: PIGNA - Sant' ANTONINO - VALLICA
"Sant' Antonino liegt in luftiger Höhe über der Balagne und wird deshalb auch "Adlerhorst" genannt. Der alte Ort hat seine Anfänge bereits im 9. Jahrhundert." (Quelle: Goldstadt-Reiseführer Korsika, Band 15, 1973)
Schuhe vor einer Haustür - die Dame, die auf diesen Sohlen durch diese Steinstraßen unfallfrei läuft, wohnt schon länger hier.
auch hier ist die Tür so niedrig, dass nicht einmal ich durchpasse, aber es lohnt sich, den Kopf einzuziehen:
hinter dieser Tür befindet sich das WC der Taverne - man darf auf Korsika nicht viel erwarten, wenn man in einem kleinen Restaurant das WC aufsucht, aber hier war die Überraschung gelungen:
Startzeit: 08:45 h
Ankunftszeit: 15:30 h
Tages-km: 54
Gesamt-km: 1072
Übernachtung: Camping l Aghja, Vallica
https://www.gamping.com/land/18691
Kosten: 25,00 € (2 Nächte, kein Strom)
08:45 h
Ich bin wieder im Auto. Kurz nach Ile Rousse biege ich ab - nun geht es in die Berge Richtung Pigna.
Auf dem Weg dorthin sehe ich ein Kloster in Corbara:
Couvent Saint Dominique
Das Kloster Corbara (auch: Couvent Saint Dominique) in der Gemeinde Corbara im Kanton L’Île-Rousse, Département Haute-Corse auf Korsika, wurde 1456 durch die Franziskaner gegründet. Es gehörte ab 1861 den Dominikanern und beherbergt heute eine Johannesgemeinschaft.
(Quelle: wikipedia)
Ich lasse das Auto unten an der Straße stehen und laufe zum Kloster. Was für eine beruhigende Stille nach dem lauten Campingplatz. Die Klostertür ist offen, aber ich traue mich nicht hinein zu gehen, da ich ein Schild gesehen habe, auf dem stand, dass kurze Hosen (und noch vieles anderes ) verboten sind.
Bevor ich weiter fahren kann, gibt es die nächste Fahrübung: Wenden am Berg auf einer abschüssigen Straße, die nicht viel breiter ist, als mein Auto lang. Übung gelingt
09:45 h -Pigna
Ein wunderschöner Ort, der von Kunst und Musik beherrscht wird. Aktuell merke ich nicht viel davon, da ich offensichtlich viel zu früh dort bin. Fast alle Ateliers/Geschäfte sind noch geschlossen. Das hat jedoch den Charme, dass kaum Leute außer mir unterwegs sind. Wieder bieten sich unzählige Fotomotive. Eine einzige Töpferei hat geöffnet und wenigstens ein Souvenir-Becher muss sein
Der freundliche Herr erlaubt mir dann auch zu fotografieren.
Das kleine Künstlerdorf mit seinen knallblauen Fensterläden, engen Gassen und zahllosen, kleinen Geschäften und Handwerker-Ateliers ist ein echtes Schmuckstück und ein Paradebeispiel dafür, wie Tourismus und Kulturförderung der Landflucht entgegenwirken können.
In den 1960er Jahren drohte der Ort, der einst von Landwirtschaft und Viehzucht lebte, auszusterben. Bereits damals siedelte eine Kulturinitiative Künstler, Töpfer, Bildhauer, Holzschnitzer und Musikinstrumentenbauer an, lies uralte Palais und mittelalterliche Höfe renovieren und auf den alten Dorfterrassen Piazzarella kleine Restaurants angesiedeln - mit Premiumblick auf die Bucht von Algajola natürlich.
Heute kann man sich in den prächtig renovierten, engen und natürlich autofreien Gassen in unzähligen Boutiquen verlieren und kunstvolle Töpferwaren, liebevoll von Hand bemalte Spieluhren, Schmuck, Lebensmittel und Musikinstrumente mit nach Hause nehmen. Aporopos Musik: Pigna gilt heute als Zentrum für korsische Klangtraditionen. In dem kleinen Gästehaus La Casa Musicale gibt es das ganze Jahr über Musikstunden und Seminare sowie ein kleines Tonstudio mit eigenem Plattenlabel für traditionelle korsische Musik. Einmal im Jahr wird außerdem zu einem großen Musikfest eingeladen: Das Festival der Kulturvereinigung Centre Culturel Voce versteht sich als Hommage an den Gesang und die Vertreter der Stimmen der Balagne.
Pigna selbst ist autofrei, doch vor der Dorfeinfahrt gibt es einen großen, gebührenpflichtigen Parkplatz.
(Quelle: https://www.korsika.fr/a1204/articles/1204/pigna-balagne-kuenstlerdorf-korsika/)
11:00 h - St. Antonio
Hier ist es wieder etwas touristischer: es gibt einen Parkplatz, der 2 € kostet. Dann geht man zu Fuß. Das Dorf liegt auf einem Gebirgskamm in 500 m Höhe - wie aus dem Fels gewachsen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie diese Häuser gebaut wurden.
Bei meinem Rundgang komme ich in einem kleinen Atelier mit einer Künstlerin ins Gespräch, die Bilder und Schmuck überwiegend aus Stofffetzen fertigt. Sehr originell, sehr schön und farbenfroh. Ich darf hier nicht fotografieren - sie hat Bedenken, dass es Nachahmer ihrer Ideen bei Veröffentlichungen im Internet geben könne. Obwohl ich nichts kaufe, zeigt und erklärt sie mir viel. Und am Schluss schenkt sie mir eine Postkarte die zwei Figuren zeigt, die eigentlich auf ihrer Treppe sitzen, sich derzeit jedoch zur Restauration in einem Nebenraum befinden.
Jedes Mal, wenn ich eine Toilette brauche und mich gerade mal "in der Zivilisation" befinde, nutze ich das gerne als Argument für mich: ich könnte mir etwas Leckeres in einer gemütlichen Kneipe gönnen.
Dieses Mal ist es eine kleine Taverne:
La Taverne Corse
Ich bestelle mir einen Teller mit diversen korsischen Spezialitäten. Sehr lecker! Und dann die Sache mit dem WC: als ich danach frage, sagt man mir, ich müsse um das Haus herum, da sei dann eine Tür. Die finde ich und mache mich auf das Schlimmste gefasst. Die letzte Toilette in einer Kneipe war so eine Horror-Rumpelkammer, nicht abschließbar, dass ich alles erwarte, nicht aber das: alles ist vorhanden, alles ist sauber und man hat sich sogar mit ein wenig Deko hier betätigt - das überrascht mich dermaßen positiv, dass es zwei Fotos wert ist.
Nun folgt die letzte Etappe für heute - nach Vallica - erneut mit einigen Zwischenstopps - siehe Fotos.
Erwähnenswert sind die Straßen, hier mit einem Asphaltbelag, der einem Fleckerlteppich ähnelt. Aber es hat für einen Mittelstreifen gereicht, auch wenn dadurch eine Fahrbahn gerade mal ausreichend für einen Kinderwagen wäre Hinderlich ist auch das viele Gebüsch (Brombeerhecken und Disteln) an den Straßenrändern, mit dem man unweigerlich in Berührung kommt, wenn man bei Gegenverkehr dann doch "gaaaanz rechts" fahren muss
Meine Übernachtungen für die nächsten zwei Nächte habe ich bereits vorab über www.gamping.com gebucht. Dies ist eine französische Internetseite, auf der Privatpersonen mit großen Grundstücken, diese zum Campen anbieten. Während meiner letztjährigen Frankreich-Spanien-Portugal-Reise habe ich einige dieser Adressen getestet und war meist begeistert.
Zu finden ist der Platz heute einfach. Nach dem Ortseingang Vallica - der Ort besteht nur aus ein paar Häusern - zeigt ein Schild "Camping l Aghja" den Weg. Ein riesiges Gelände, das sich terassenförmig unterhalb eines Wohnhauses den Berg hinunter ausbreitet.
Ein Sanitärgebäude befindet sich relativ weit oben, aber bei so viel Platzauswahl, lasse ich es mir nicht nehmen, ganz bis unten zu fahren und finde einen wunderschönen Platz mit Schatten, an einer Mauer - und das Beste: mein Dach-Schlafzimmer hat heute direkte Aussicht auf die Berge!
Eine niederländische und eine französische Familie campen außer mir noch hier, jedoch in weiter Entfernung, da das Gelände so riesig ist.
Etwas später entdecke ich einen Steinbau, etwas unterhalb meines Stellplatzes. Dieser erweist sich als zweites Sanitärgebäude, alles recht einfach, aber urig und funktionell. Es gibt auch zwei Steckdosen - hier kann man Handy und Netbook laden. Und das Problem "Kühlung" ohne Strom, lässt sich auch bewältigen: es stehen zwei große Kühl-/Gefrierkombinationen in dem Gebäude, die von Campern genutzt werden dürfen. Also packe ich jetzt nachts meine Kühl-Akkus in das Gefrierfach und tagsüber kommen sie dann in meine Kühlbox. Und ein paar Getränke, die ich noch vorrätig habe, packe ich in den Kühlschrank. Und schon brauche ich keinen Strom am Auto mehr.
Mit korsischem Rotwein und ein paar Scheiben Schinken wird mein Steingutbecher aus Pigna beim Sonnenuntergang auf einem Felsen "in erster Reihe" eingeweiht.
Die Sonne ist hinter den Bergen verschwunden und ich mache es mir am Auto gemütlich, um weiter am Reisebericht zu schreiben. Zunächst ist die Landschaft noch in ein rosa-lila Licht getaucht, allmählich wird es jedoch dunkel und ich sorge mit Lichterketten und Kerze für ein Wohlfühl-Ambiente. Irgendwann geht der Mond auf, es sieht aus, als ob er aus einer Wolke herauskommt.
Auf einmal höre ich ein Geräusch in der Nähe meines Tisches. Ich vermute, es könne die Katze sein, die ich nachmittags schon mal zu Besuch hatte. Mit der Laschenlampe leuchte ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und erschrecke nun doch (ich habe aber nicht sehr laut geschrieben, ich schwör!!)
Ein Fuchs schaut mich mindestens genauso verwirrt an wie ich ihn - in ca. 1 Meter Entfernung. Mein erster Gedanke: geil!!! Foto!!! Aber wie soll das gehen: Taschenlampe mit Licht = Handy mit Taschenlampen-App! Das Licht wieder ausmachen ist blöd, dann sehe ich Reineke Fuchs nicht mehr. Ich versuche es trotzdem. Bis ich aber auf dem Handy zur Kamera-Funktion wechseln kann, verursacht le renard weitere Geräusche und auf einmal beschleichen mich dann Ängste und Gedanken schwirren mir durch den Kopf: tollwütiger Fuchs beißt mich in die Waden oder so was
Also siegt Licht über Foto und ich sehe, was die neuerlichen Geräusche verursacht hat: "Fuchs, du hast den Müll gestohlen, gib ihn wieder her." Das Kerlchen hat sich doch tatsächlich meinen kleinen Abfalleimer geschnappt und versucht, damit zu entkommen. Na, so haben wir aber nicht gewettet! Meinen Abfalleimer (in Form einer Waschmittelbox) gebe ich nicht kampflos auf. Inzwischen mit einer dicken echten Taschenlampe "bewaffnet" verfolge ich ihn, woraufhin er dann doch lieber - ohne Müll - das Weite sucht. Allerdings ist es jetzt mit meiner Ruhe vorbei. Immerhin ist es Nacht und dunkel und da verlässt mich eh immer jeglicher Mut. Ich räume also alles ins Auto und verziehe mich AUF dasselbige, in der Hoffnung, dass keine Tiere hier Leitern hochklettern.
Gerne hätte ich jetzt mal mit jemandem gesprochen, auch wenn ich bestimmt ausgelacht worden wäre. Aber alle Leute, die ich anschreibe, schlafen schon, oder lachen mich bereits "schriftlich" aus.
Dann sage ich mal "gute Nacht" von dem Ort,
an dem sich "Fuchs & Biggi gute Nacht sagen"
Brombeersträucher und Disteln, die in die engen Straßen wachsen, erschweren die Fahrt - von wegen rechts halten ..autsch, der Lack
Und er passt auf, dass nichts passiert ... wo schläft er eigentlich nachts?? Wenn der Fuchs kommt...
Aufbruch: | 12.08.2019 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 08.09.2019 |
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