von mumbai aus ins nirgendwo - indien 2007

Reisezeit: Februar - April 2007  |  von David Camnitzer

21.03.07 old goa - kozhikode

boniour!

zur einer relativ humanen uhrzeit heisst es heute aufstehen. check-out ist um 9h, und um 8.59h steht der hotelchef auch schon bei mir auf der matte und fragt wo ich bleibe. ich eile herbei und warte dann erstmal gut 10 minuten bis er zeit hat...oh
man.

im anschluss gehe ich kurz ins internet, versuche es zumindest. mein heutiges internetcafé ist wirklich eine erwaehnung wert. betrieben, so scheint es, wird es
von einer etwa 90jährigen, hutzeligen, gebrechlichen aber unglaublichen suessen alten dame.
als ich mich nicht einwaehlen kann frage ich sie, sie schlurft herbei, nimmt die maus, verkrampft ein par mal die finger, drueckt wild irgendwie, irgendwo hin und
bewegt dabei die maus auf und ab. gestern war diese methode erfolgreich, heute leider nicht. aber trotzdem: zu geil diese internetgrossmutter.

danach breche ich mit meinem gepäck auf und mache mich auf die suche nach einer rikscha. und, man mag es kaum glauben, finde keine. zumindest keine, die mich zu
einem halbwegs realistischen preis fahren wird. irgendwann nehme ich dann ein taxi. das ist zwar ne ecke teurer, aber die strecke heute ist relativ lang und deswegen ist die mehrinvestition wohl sinnig.

los geht´s und wir fahren entlang des mandovi in richtung old goa, dem ersten etappenziel des heutigen tages. die landschaft auf dem weg dorthin ist sehr schoen, immer geht es am wasser entlang, meist riecht es zu intensiv nach fisch, aber
trotzdem, urlaubsfeeling pur.

in old goa angekommen mache ich mit meinem taxifahrer meinen treffpunkt fuer in vier stunden aus, verlasse das auto und werde auch gleich von ein par damen belagert, die

mir unbedingt kerzen verkaufen wollen, damit ich auch in den kathdralen ja nicht ohne da stehe.
lieb gemeint, aber mir steht nicht der sinn danach und so traue ich mich auch ohne kerze ins die erste basilica, die basilica bom jesus. in dieser basilica befinden
sich die sterblichen überreste des heiligen franz xaver, einem missionar aus dem 16. jahrhundert.
die basilica ist sehr schlicht gehalten, angnehm kuehl (an tagen wie diesen sehr wichtig), aber auch leider unglaublich voll. an stilles verweilen ist kaum zu denken, denn massen von schulklassen und anderen touris, zu denen ich natuerlich
genauso gehoere, welzen sich durch das gemaeuer. eigentlich ein wenig schade, aber so ist das nunmal mit bekannten sehenswuerdigkieten...

genau gegenueber stehen zwei weitere kirchen, die church of st francis of assisi und die se cathedral.
die erste kirche ist relativ gross und bedeutend prachtvoller als die zuvor beschriebene basilika. es gibt viele vergoldete schnitzarbeiten und aufwendige wandbilder. hier ist es relativ ruhig und wirklich angenhem. die se cathedral ist die groesste kirche old goas und wurde fuer die dominikaner
errichtet. auch diese ist wirklich schoen anzusehen und im gotischen stil erbaut.
auch hier gibt es wandmalereien und gemaelde.

im anschluss wirre ich etwas ueber die hauptstrasse und suche nach der "stadt" old goa, bis ich verstehe, dass es diese nicht, bzw. nicht mehr gibt. old goa ist die ehemalige hauptstadt der portugiesen, doch uebrig geblieben ist einzig diese handvoll von kirchen und kathedralen, die sich um eine grosse, parkaehnliche anlage gruppieren.

ich bin nicht wirklich enttauscht, so kann ich mich in den schatten setzten und weiter in meinem buch lesen. gesellschaft bekomme ich von ungeaehr fuenf hunden, denen ich ab und an ein keks zu werfe. als es dann promt eine beisserei der kekse
wegen gibt, lasse ich auch dies sein.

rund eine stunde spaeter steht die church of st cajetan an. diese soll baulich an den petersdom in rom erinnern und wurde von italienischen moenchen erbaut. die kirche ist duchaus schoen, aber ehrlich gesagt kann ich, vom kuppelbau und den
kuppelpfeilernieschen mal abgesehen, keine wirklichen gemeinsamkeiten zum petersdom erkennen. alleine dir groesse ist dabei natuerlich relevant, diese kriche wirkt im
vergleich zum dom in der heiligen stadt eher wie eine miniaturausgabe. was sie aber schlussendlich ja auch ist...

die letzte kirche fuer heute ist dann die church of st monica. sie steht etwas abseits, ist umegben von einem bluehenden garten, sehr gepflegt und beherbergt ein wirklich, wirklich schoenes und kleines museum fuer christliche kunst. eine kleine und feine sammlung christlicher bildhauerkunst, skulpturen, gemaelde und tabernakel.

im innehof gibt es sogar so etwas wie ein café und ich bleibe natuerlich auch gleich eine halbe stunde dort und lese weiter...bis es zeit ist aufzubrechen und mein taxi zu suchen.

dieses ist schnell gefunden und so ueberqueren wir den mandovi und fahren in noerdlicher richtung, rund 20km, nach thivim. hier soll um 17h mein zug in richtung kozikode in kerala abfahren.als ich am bahnhof ankomme schaue ich zunaechst auf den aushaengenden reservierungszetteln um mein abteil und meine britschennummer zu finden, und siehe da: ich stehe auf der warteliste. wunderbar. jetzt weiss ich auch wieso mir mein ticket am vortag so seltsam vorkam.
gefrustet stelle ich mich also am schalte an, in der hoffnung, das ich bereits nachgerueckt bin und nun einen festen platz habe. und ich werde positiv ueberrascht, mein platz ist reserviert und ich habe ein bett fuer die nacht - ein glueck.
ganz klar, der zug hat knapp zwei stunden verspaetung, doch ich hatte mehr erhofft, denn dann komme ich statt um 4h morgens wenigstens erst um 6h an...

die zugfahrt ist wie eh und je aufregend. etwas panik bekomme ich nur als ich bemerke, dass ich vergessen habe, mir etwas zu essen zu kaufen und die fahrt wird lang. doch natuerlich werden ein par minuten spaeter sandwiches durch die gitter
gereicht und ich greife freudig zu, beisse freudig rein und bemwerke freudig den wunderbaren geschmack von, man mag es kaum glauben, koriander...im anschluss gab es dann noch im zug ein richtig gutes gemuessecurry mit reis und brot- ohne koriander. ich lasse mich irgendwann in den schlaf schaukeln und wache gegen 5h, kurz vor der ankunft auf...
zum glueck...

david

basilica of jesus (wenn ich mich richtig erinnere...)

basilica of jesus (wenn ich mich richtig erinnere...)

church of st. cajetan

church of st. cajetan

convent of st. monica

convent of st. monica

convent of st. monica

convent of st. monica

© David Camnitzer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
am 15.02.07 diesen jahres ging es endlich los - nach indien. 6 wochen lang beschreibe ich hier eine wunderbare, unglaublich schöne, bunte, eindrucksvolle, geruchsintensive, belebende, bereichernde, aber auch widersprüchliche reise, so oder so, das genialste was ich bisher gesehen und erlebt habe...unglaublich.
Details:
Aufbruch: 15.02.2007
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 01.04.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
David Camnitzer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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