von mumbai aus ins nirgendwo - indien 2007

Reisezeit: Februar - April 2007  |  von David Camnitzer

22.03.07 kolpetta

Ni hao!

es ist 5h frueh und ich komme in kozikode, oder auch calicut genannt an. die stadt ist noch vollkommen ruhig, ein paar rikschafahrer warten aber natuerlich trotzdem
vor dem bahnhof auf gäste. ich versuche mein glück beim ersten fahrer, doch der rollt einfach von dannen. was mache ich neuerdings falsch???
beim nächsten habe ich da schon mehr glück. dieser ist wirklich lieb, fährt mich zwar erstmal zum falschen busbahnhof, aber irgendwann komme ich an meinem ziel an:
dem busbahnhof, in dem die busse nach kolpetta, also in richtung wayanad nationalpark losfahren.

ich habe ziemliches glueck, schon nach rund 10 minuten faehrt der erste bus und ich muss nicht noch stunden auf dem busbahnhof rumhaengen, was ich eigentlich schon
erwartet hatte. im bus penne ich auch promt ein und wache erst wieder auf, als der bus eine absolute vollbremsung macht, alle passagiere nach vorne geschleudert werden und wir fast
frontal mit einem entgegenkommenden auto korreliert wären. die betonung liegt auf "fast".

doch ich bin nun glücklicherweise wach, denn was sich linkerhand abzeichnet ist nur eins: atemberaubend. nebem dem bus geht es mehrere hundert meter nahezu senkrecht
nach unten. am fusse der berge liegen unzählige, mit dschungel bewachsene hügel, deren täler mit langsam zu den baumwifpeln steigendem nebel gefüllt sind. und das, so weit das auge reicht. bis in den weit entfernten dunst des frühen morgens.
wirklich, das ist einmalig schön und seltsam beruhigend...

beunruhigen hingegen ist es, wenn man nach rechts schaut, denn dort sieht man den weg, den der bus noch nehmen wird. abermals ein par hundert meter weiter oben, abermals in einer senkrechten felswand.ich muss schlucken...

doch auch hier erreichen wir wohl erhalten das hochplateau, rund 2000m ist der bus nach oben getuckert und passiert nun das tor zum nationalpark. noch 30km sind es nach kolpetta, hier soll ein guter ausgangspunkt für trekkings und wanderungen in den park sein.

bei ankunft ist es immernoch relativ früh und ich suche natürlich erstmal ein hotel.
dabei werde ich auch zügig fündig. das zimmer ansich ist echt schön, wenn man mal die vollkommen verschimmelte decke ausser acht lässt. aber unter schimmel lässt sich offenbar gut schlafen, ich jedenfalls tue genau das, wenn auch nur für wenige stunden.

als ich aufwache bin ich nur eines: angepisst.
ich habe keine lust mein hotelzimmer zu verlassen, keine lust auf die gafferei der ich mich unweigerlich draussen wieder aussetzen werde und habe genauso wenig lust auf die wackeldackelei, die ich doch sonst so liebe. das erste mal wünschte ich, ich wäre überall, nur nicht hier.

doch genau heute, wo doch alles mies ist, mir ausserdem noch unglaublich schlecht ist weil ich aus lauter frust zu viele schokoriegel gegessen habe, werde ich in einem internetcafé von einem jungen mann mit einem lächeln begruesst, dass ich
garnicht mehr beschreiben kann. niemals, niemals bin ich in deutschland in einem geschäft so warmherzig berguesst worden. unglaublich. und das obwohl ich keine einzige rupie dalasse, hatte ich doch nur eine kurze frage. diese phänomenal
warmherzige lächeln ist balsam für meine seele und begleitet mich fuer den rest des tages...

es stellt sich raus, dass das trekking fuer eine person wahnsinnig teuer ist und ich bekomme zweifel, ob ich das wirklich machen soll. zu allem ueberfluss faengt es dann
auch noch an zu schuetten und ich werde noch unsicherer. trekking bei dauerregen?ich gehe zurueck ins hotel, lege mich hin, stehe nur nochmals kurz auf um eie kleinigkeit essen zu gehen, lege mich wieder hin und entscheide mich, schlecht gelaunt, am folgetag weiter zu fahren.
blos weg hier. trotz des lachens...

david

über den bergen um kolpetta morgens um6h

über den bergen um kolpetta morgens um6h

© David Camnitzer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
am 15.02.07 diesen jahres ging es endlich los - nach indien. 6 wochen lang beschreibe ich hier eine wunderbare, unglaublich schöne, bunte, eindrucksvolle, geruchsintensive, belebende, bereichernde, aber auch widersprüchliche reise, so oder so, das genialste was ich bisher gesehen und erlebt habe...unglaublich.
Details:
Aufbruch: 15.02.2007
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 01.04.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
David Camnitzer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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