von mumbai aus ins nirgendwo - indien 2007

Reisezeit: Februar - April 2007  |  von David Camnitzer

24.03.07 mudumalai nationalpark

hey ihr...

zur orientierung: ich bin mittlerweile im mudumalai nationalpark gelandet. dieser liegt etwa 80km suedlich von mysore (es gibt aber auch einfach zu viele schöne dinge
in der nähe dieser stadt) und liegt verstreut auf hochebenen und bergen. zu monsunzeiten duerfte alles saftig gruen und bewaldet sein, jetzt ist vieles sehr trocken und karg, erinnert partiell an steppe und wueste. aber wieder ist es sehr interessant und schoen, auch wenn ich das leuchtende gruen etwas vermisse...

jedenfalls ist es 5h morgens und mein wecker klingelt erbahmungslos. um mein bett verteilt liegen noch die ueberreste meiner naechtlichen fights mit den suessen
cockroaches, doch nichts kann mich heute morgen aufhalten. kurze zeit später kommt auch schon mein jeep, welcher mich und meine beiden guides zum eingang des schutzgebietes bringt, wo wir die kommenden 4h tiere beobachten werden.
zumnaechst latsche ich etwas verschlafen und orientierungslos durch die gegend, doch schon bald werde ich wacher und lasse mich von der faehrtensuche der beiden anderen
anstecken. insbesondere suchen wir natuerlich nach elefanten und tigern. zumindest elefantenkacke, um es mal beim namen zu nennen, haben wir bald gefunden, und ein beherzter griff meines guides in eben diesen haufen, zeigt uns: noch warm, sie
können also nicht allzu weit sein.

also schleichen wir weiter, ganz ruhig und vorsichtig, und es dauert auch nicht lange und wir entdecken in einem klienen tal, rund 50 meter von uns entfernt zwei
ausgewachsene elefanten und ein kleines baby. wieder mal ein wirklich schönes gefuehl. heute ist´s nochmals spannender, denn wir mussen auf dem boden rumkriechen,

damit die dickhaeuter uns nicht sehen. sonst gaebe es wohl aerger, so ein kleines elefantenkind moechte schliesslich auch verteidigt werden...unzaehlige minuten spaeter lassen wir die elefanten zurueck, suchen weiter und finden noch diverse bisons, affen, voegel und und und. der tieger macht sich weiterhin rar.

als ich vier stunden spaeter ins hotel zurueckkomme bleibt genug zeit fuer ein leckeres fruehstueck und ein ganz kurzes nickerchen, bevor auch schon wieder karthik, organisator und driver der beiden tage kommt und mich zum erfrischen an
einen sehr sauberen fluss bringt. den kleidern entledigt kuehlen wir uns etwas ab, so ganz rein traue ich mich wieder nicht, denn auf dem weg zur badestelle bin ich fast auf eine gut 1.5 meter lange schlange getreten, und ich werde den gedanken nicht los, dass diese auch im wasser leben könnten. sissi, i know...trotzdem, die erfrischung im kuehlen nass tut gut und wir starten mit neuem elan in richtung eines tribel dorfes.

dies sind bergstämmer in den nilgiris, die vor vielen jahrhunderten dort ansiedelten und deren bewohner ursprünglich jeweils eigene bräuche, eine eigene sprache und
eigenen beschäftigungen nachgingen. die einzelnen stämme lebten von einander unabhängig. so gab und gibt es die toda, badaga und die kurumba, um nur einige zu nennen.
mitte des 19. jahrhundert besiedelten die brieten die berge und verdrängten vielerorts das bisherige leben der völker. diese passten sich bisweilen sehr schnell an und das stammessystem begann zusammenzubrechen. heute bekommen die stämme gelder und kostenloses land von der indischen regierung gestellt. einige versuchen an den traditionen festzhalten, andere leben mitlerweile gaenzlich angepasst.

wir jedenfalls fahren zu einem solchen dorf. auf dem weg dahin besichtigen wir einen kleine ruine eines tempels, nicht besonders spektakulär, aber auch hier gibt es
unterirdisch wieder einen schacht, der nach mysore in den palast fuehrt. alle wegen fuehren nach mysore...

im dorf angekommen fuehle ich mich ziemlich unwohl. offensichtlich gibt es nicht haeufig besucher, trotzdem werden wir von allen mit einem freundlichen laecheln begruesst, die kinder kommen angereannt und geben mir die hand...unwohl fuehle ich mich, weil wir mit einem jeep angebrettert kommen, fuenf minuten durchs dorf latschen und wieder davon brettern. ich komme mir dabei komisch und wie ein eindringling vor, das jedenfalls wollte ich nicht sein.

um 17h brechen wir, das sind karthik, zwei seiner freunde und ich zur heutigen abendsafari auf. per openair-jeep geht es durch ziemlich holpriges gelaende. es dauert nicht lang und wir sehen eine grosse gruppe von elefanten, rund 15meter
entfernt. die jungs sind ziemlich draufgaengerisch, versuchen die elefanten durch lockrufe zu provozieren. das gelingt auch ziemlich gut, schon nach wenigen minuten rast einer vollkommen angestachelt auf unseren jeep zu. wir sind schneller und
brettern davon. klar, so nah kam ich bisher keinem der dickhaeuter, doch ein weiteres mal fuehle ich mich am heutigen tage wie ein stoerenfried. die jungs sollten die elefanten in frieden lassen...sehen kann man sie so oder so, aus
naechster naehe...die safari geht rund zwei stunden und es ist eine wahre freude sich den fahrtwind um die ohren ziehen zu lassen und alle par hundert meter anzuhalten um tiere zu

beobachten. wirklich wunderbar!

irgendwann ist es dann dunkel und wir kehren zureuck ins dorf. von dort werden wir in entgegengesetzter richtung abermals in den nationalpark hineinfahren, zu meiner heutigen bleibe fuer die nacht. ich hatte ganz zu beginn gefragt, noch am busbahnhof wo karthik mich angesprochen hatte, ob es vielleicht moeglich sei zu zelten. dort
ging ich von mehreren travellern aus, die vielleicht am trekking teilnehmen und nicht von mir alleine...
jedenfalls hat der gute nun was oargnisiert: ein baumhaus, mitten in der pampa und rund 15meter hoch. ich bin stolz, dass ich ueberhaupt das haus erreiche, muss ich dafuer doch 15meter an einem bambusrohr hochklettern, weiss aber dann auch schon
relativ bald, dass ich die nacht ganz bestimmt nicht hier alleine verbingen werde. nichts gegen das haus, das ist grandios und ein traum fuer jeden abenteurer, und mit
hanna und gesine haette ich auch meinen spass gehabt, aber nicht alleine und vor allem nicht mit dem wissen, dass in der nacht zuvor eine elefantenherde eine kleine
holzhuette, die am fusse des baumes STAND zerstoert hat.
never. ich sehe mich schon nachts alleine in dem baumhaus haengen, unter mir 5 ausgewachsene elefanten die sich an der huette zu schaffen machen. ich wueder sterben vor angst.
wir fahren zurueck, ich bin ein feigling, ich weiss. aber ich konnteeinfach nicht.

auf dem rueckweg hoeren wir laute indische, ziemlich trashige musik, teilsweise auch in der landessprache kannada. die jungs gehen schon jetzt ziemlich ab, singen lauthals mit und der jeep macht so manche kurve, die er eigentlich nicht machen
sollte....wir entscheiden uns den abend zusammen zu verbringen, mit ein par drinks, irgendwo in der dunkelheit,....

so geschieht es dann auch. wir fahren etwas raus aus der stadt, bewaffnet mit extrem leckeren chips und einiges an rum, sitzen im scheinwerferlicht des jeeps auf einem
staubigen parkplatz und hören scheppernd laute musik. zu geil.
einer der vier reagiert auf alkohol wohl ziemlich, na sagen wir, ausschweifend, jedenfalls springt er irgendwann auf, schreit, tanzt und singt lauthals mit, vollkommen abgefahren. mitten im nirgendwo, mitten in der nacht, unweit von
elefanten und tigern stehe auch ich irgendwann auf staubigem boden und tanze zu indischer, trashiger dance musik...oh man. was ein tag, was ein abend....

später, gehts dann ins cockraoch hotel zurueck. offensichtlich hat es sich in der unterwelt rumgesprochen, dass mein zimmer fortan zu meiden ist, denn heute habe ich nur mit zweien das vergnuegen, ein fortschritt. dafuer habe ich meine toielette verstopft, ein rueckschritt...

gute nacht

david

elefanten im mudumalai nationalpark

elefanten im mudumalai nationalpark

"meine" guides...sehr cool

"meine" guides...sehr cool

sonnenuntergang im nationalpark

sonnenuntergang im nationalpark

ein abend mit alk und indischer musik mitten in der pampa auf einem parkplatz...

ein abend mit alk und indischer musik mitten in der pampa auf einem parkplatz...

© David Camnitzer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
am 15.02.07 diesen jahres ging es endlich los - nach indien. 6 wochen lang beschreibe ich hier eine wunderbare, unglaublich schöne, bunte, eindrucksvolle, geruchsintensive, belebende, bereichernde, aber auch widersprüchliche reise, so oder so, das genialste was ich bisher gesehen und erlebt habe...unglaublich.
Details:
Aufbruch: 15.02.2007
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 01.04.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
David Camnitzer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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