Central- and Southamerica on a shoestring 07/08

Reisezeit: Oktober 2007 - Juni 2008  |  von Simon/Fabian/Simon Giro

Guatemala: Xela 30.10-2.11

Der Chickenbus, eigentlich schon ein Kapitel für sich, aber ihr werdet im Laufe unserer Guatemala-Berichte immer wieder mal ein Bisschen was mitkriegen.

Unser liebstes Fortbewegungsmittel

Unser liebstes Fortbewegungsmittel

Die Chickenbusses sind ausgemusterte amerikanische Schulbusse, und dementsprechend sind auch die Sitzabstände ausgelegt; in den wenig Beinfreiheit bietenden 2er Sitzbänken nehmen normalerweise 3 im Notfall aber auch mal vier Guatemalteken Platz, und von der EU-Abgasnorm haben die Busse wahrscheinlich nicht mal eine vage Vorstellung.

Ein Chickenbus von innen

Ein Chickenbus von innen

Da im Bus meist wenig Platz ist müssen wir schweren Herzens ( limes Diebstahlgefahr--> ziemlich) unsere Rucksäcke aufs Dach packen lassen, dort reisen sie dann in bester Gesellschaft mit 10m langen Rohren, Gemüsesäcken und Körben voller Hühnern. Hinaufgepackt werden sie vom "Assistenten", der gleichzeitig als Lautsprecher, Fahrkartenverkäufer und in scharfen Kurven als "Heizassistent" fungiert. Das heisst er lehnt sich aus der Tür und falls Gegenverkehr kommt wechselt der Bus ausnahmsweise wieder auf die rechte Spur, zuvor wird aber nochmal kräftig n dem in der Mitte hängenden Pferdeschwanz gezogen, um die Hupe, zweifelsohne das wichtigste Ausrüstungsteil des Busses, zu betätigen. Überall auf der Strecke steigen Leute ein, und steckt der Bus mal im Stau oder befindet sich an einer wichtigen Kreuzung, entern sofort die fliegenden Verkäufer den Bus, um Snacks und Getränke feilzubieten. Untermalt wird die ganze Szenerie wenn man hinten sitzt von achterbahntauglichem Fahrgefühl und "guter maltekischer" Volksmusik. Einfach ein Erlebnis für sich.
So fahren wir also über den Interamerican Highway, auch als überdimensionale Baustelle bekannt, Richtung Quetzaltenango, Guatemalas zweitgrösster Stadt, die aber jeder nur bei ihrem indigenen Namen Xela nennt.
Im Herzen des Hochlands auf 2300 Metern angekommen, bietet sich uns erstmal ein irres Bild: Das Busterminal dient gleichzeitig auch als Marktplatz, was sich zu einem sinnestrapazierenden Gewirr aus bunten Bussen und Marktständen, Gerüchen und vor allem Lärm summiert.

Ein Sack fliegt auf den Bus - zu den Hühnerkörben, Wasserrohren und ganzen Jahresernten an Mais.

Ein Sack fliegt auf den Bus - zu den Hühnerkörben, Wasserrohren und ganzen Jahresernten an Mais.

Busbahnhof oder Marktplatz?

Busbahnhof oder Marktplatz?

So machen wir uns schleunigst auf eine Sprachschule zu finden, es wird Zeit, dass unser Spanisch besser wird. Nach dem wir unseren Kurs klargemacht haben, begeben wir uns gleich in unsere verschiedenen Gastfamilien, ein Service den alle Spanischschulen recht günstig anbieten, ausserdem wollen wir uns, das volle Programm an Sprache und Kultur geben. Wir haben dann auch gleich wie jeden Tag fünf Stunden Unterricht.
Xela ist auch ein echt nettes Kolonialstädtchen, mit vielen Bars und Cafes, wo wir auch die beste Schokolade unseres Lebens trinken. Für Guate-Verhältnisse ist die Stadt auch einigermassen wohlhabend, es gibt auch ein bisschen Industrie,Giro wohnt zum Beispiel nur 50 m von der Nationalbrauerei entfernt.
In Guatemala herrsch zur Zeit die heisse Phase des Wahlkampfs, die Stichwahlen zwischen Alvaro Colom un General Otto Molina finden diesen Sonntag statt, was auf den Strassen kaum zu übersehen und zu überhören ist. Wirklich jeder Stein auf der Landstrasse wird dazu genutzt ihn mit Parteiwerbung zu versehen, und durch die Strassen fahren ständig Wahltrucks, aus deren Lautsprechern die musikalisch und inhaltlich hochwertigen Songs der Kandidaten klingen. Erst nach der Wahl erfahren wir, dass die externen Wahlbeobachter vor der Wahl das Land aus Sicherheitsgründen verlassen haben...
Die Wahl gewinnt der Sozialdemokrat Colom, der die Gewalt mit Intelligenz, und nicht mit der "mano dura"(harte Hand) wie sein Konkurrent bekämpfen will. Die meisten Guatemalteken die wir treffen sagen jedoch, dass es die Wahl für das kleinere übel war, auch der neue Präsident scheint korrupt zu sein.

Wahlsonntag

Wahlsonntag

Xela

Xela

In der Halloween-Nacht, so hören wir sodann, soll auch in Xela einiges los sein, schliesslich ist der "Dia de las Muertes" einer der wichtigsten Feiertage in Zentralamerika. Voller Vorfreude stürzen wir uns also ins Nachtleben, mit dabei sind noch Ben, ein Ami der auch in Simons Familie wohnt, und Herson, Fabis "Gastbruder", ein 30-jähriger Guatmalteke.
Selbiger kennt sich natürlich mit dem Nachtleben der Stadt bestens aus, und nach einem Bier in einer netten aber teuren Terrassenbar, will er uns zu einer billigeren Bar bringen, und ausserdem wollen wir ja sicher auch dahin wo Chicas sind. Naja, Mädels und billiges Bier können so schlecht ja nicht sein und wir lassen uns breitschlagen.
Was dann kommt, hätten wir so nicht erwartet. Der Typ hat uns doch tatsächlich in einen "Stripclub mit der Option auf mehr" geschleppt; unglaublich schlechte Technomusik macht in einer Affenlautstärke eine Unterhaltung fast unmöglich, die Frauendie dort tanzen sind eher aus der Kategorie 50+ mollig und im Hintergrund laufen dezent "Pfudifilme". Das Klo ist auch erwähnenswert: Es gibt nur eins, welches mehr einem kleinen Pool gleicht und am Wasser welches über der Pinkelrinne rauskommt stylen sich die Guatemalteken ihre Haare. Wir sind uns mit Ben einig, dass dies eigentlich nur ein schlechter Traum sein kann und wollen nichts wie weg, aber das geht leider erst nachdem wir die 4l Bier getrunken haben die Herson gleichmal bestellt hat.
Wir wollen natürlich zurück in die Stadt, aber Herson hat da was besseres. Ein Kumpel von ihm kommt gleich, und mit dessen Taxi könnten wir ja dann noch "kurz" in eine andere Bar fahren, wo er ein paar Leute kennt. Wir könnten eh nicht alleine zurücklaufen, das sei zu gefährlich. Also gut, das Taxi fährt dann in einen dunklen Hinterhof, und wir erwarten schon das schlimmste, aber nach dem Parkplatzwächter mit Gewehr, erwartet uns eine etwas dezentere Bar.

Dezent heisst, alles nicht jugendfreie passiert hinter einem Vorhang, und man bekommt fast nichts davon mit. Nach dem Horrorschuppen fühlen wir uns hier richtiggehend wohl, und schon stehen wider ein paar Liter Bier auf dem Tisch.
Guatemala ist eigentlich ein gutes Land, in dem vieles einfacher ist. Zum Beispiel ein Klo zu bauen: Man hängt einfach eine schlichte Pinkelrinne an die Wand, und macht irgendwo ein Loch rein. Und jetzt kommt das geniale: anstatt ein teures Rohr zu kaufen welches die Erleichterungen in die Wand abführt, lässt man das ganze einfach auf den Boden tropfen und baut am anderen Ende nochmal ein Loch in den Boden. Dann kann der Urin ganz einfach quer durch das Bad ablaufen. Gut, oder? Als wir dann so um 4 endlich gehen wollen, müssen wir nochmal eine halbe Stunde auf Hersons Freund warten, der inzwischen auch schon gut dabei ist, und dessen Taxi wohl einen Platten hatte. Wir kommen dann doch wohlbehalten heim, und freuen uns auch schon frühmorgens mit der Schule den Friedhof zu besuchen. Für den Tag der Toten sind wir genau in der richtigen Verfassung...

Allerheiligen hat hier eine ziemlich grosse Bedeutung, am Abend vorher wird in Halloween-Manier um die Häuser gezogen, und am eigentlichen Feiertag ist auf den Friedhöfen "die Hölle los", wenn man das in diesem Zusammenhang sagen darf. Die Leute besuchen ihre verschiedenen Angehörigen, das ganze hat aber nicht wie bei uns eine eher triste Atmosphäre sonder eher Volksfestcharakter. Tausende Menschen wimmeln über den Friedhof von Xela, schmücken Gräber, lassen Luftballons steigen oder beten und singen. Wir bekommen eine kurze Führung , die uns die wichtigsten Gräber zeigt und machen dann noch ein bisschen Spanisch.

Blumen, Luftballons, Musik - ein etwas anderes Allerheiligen

Blumen, Luftballons, Musik - ein etwas anderes Allerheiligen

Die Zombies laufen ueber den Friedhof

Die Zombies laufen ueber den Friedhof

Vulkan Santa Maria

Vulkan Santa Maria

Als wir unseren Lehrern(jeder hat einen eigenen) erzählen wo wir die Nacht verbracht haben, brechen sie lauthals in Gelächter aus. In diesen Stadtteil würde kein normaler Mensch gehen, der schlechte Ruf ist unübertroffen und wir können froh sein, dass wir mit Einheimischen dort waren, sonst sei es wohl nicht ganz ungefährlich.
Für den Rest des Tages begeben wir uns in unsere Gemächer und geniessen einen wohlverdienten Schlaf.
Am Freitagmorgen dann nehmen wir unsere letzten Spanischstunden in Angriff und bekommen nach unseren 4 Tagen harten Spanischlernens sogar noch ein Zertifikat überreicht, welches unser enormes Spanischkönnen offiziell verifiziert. Während Fabi und Simon dann in die Stadt gehen, um Proviant für die bevorstehende Wandertour einzukaufen, schwingt sich Giro mit seinem Gastbruder, der den schönen Namen Walter trägt, auf den geliehenen Drahtesel, um ein bisschen die Umgebung zu erkunden. Wir fahren ein bisschen durch die Vororte von Xela, und dann auf einem Waldweg alles bergauf, wo man, auf einer Lichtung angekommen einen hervorragenden Blick über die Stadt und ihre Umgebung geniesst. Leider ist Walter erst elf und dementsprechend bald "cansado", mehr als 2 Stunden verbringen wir deshalb nicht auf dem Fahrrad.
Fabi und Simon treffen in der Zwischenzeit Oli wieder, den Weltumrunder aus San Cristobal bzw. Köln, mit dem wir dann des Abends noch eine der - diesmal im etwas gehoberenen Milieu angesiedelten - zahlreichen quetzaltenangischen Bars aufsuchen. Auch hier zeigen sich Guatemalteken als praktische Menschen: Auf unsere Bestellung von sechs Cuba Libre fragt uns die Bedienung, ob wir nicht einfach eine Flasche Rum und Cola wollen, ist auch billiger.
Das war ja einfach.
Lang bleiben wir diesen Abend jedoch nicht, weil wir nächsten Morgen "bizitte" aufstehen wollen um unseren Angriff auf den höchsten Berg Zentralamerikas zu starten.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Hochschwarzwälder (genauer gesagt zwei Ännäwiädler und ein Baaremer) machen sich auf, den Lateinamerikanischen Kontinent von Mexiko bis Buenos Aires zu erkunden. Dazwischen liegen traumhafte Strände, antike Ruinen, wolkenkratzende Gipfel, unberührte Regenwälder, fremde Kulturen und das Ende der Welt. Und vielleicht auch der ein oder andere Durchfall.
Details:
Aufbruch: 05.10.2007
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 03.06.2008
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
El Salvador
Honduras
Nicaragua
Panama
Venezuela
Der Autor
 
Simon/Fabian/Simon Giro berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.