Central- and Southamerica on a shoestring 07/08
Guatemala: Lago de Atitlan - San Pedro 5.11-14.11
Schon die Fahrt nach San Pedro ist vielversprechend, unser Chickenbus ist mal wieder der schnellste und die meiste Zeit auf der linken Spur. Wir bahnen uns den Weg durch die Berge und wundern uns schon nicht mehr, wenn unser Busfahrer sich kurzerhand entschliesst im Stau in einer gigantischen Baustelle eine zusätliche Spur aufzumachen, die grösstenteils die Gegenfahrbahn und die Baustelle in Anspruch nimmt. Uns soll es recht sein, denn es geht weiter. Die letzten paar Kilometer geht es dann in steilen Serpentinen den Berg wieder herunter und es eröffnet sich unser erste Blick auf den Lago.
Der erste Blick auf den Lago de Atitlan
Der See entstand in einen Krater eines riesigen Vulkans und besitzt keinen Ablauf. Rund um den See gibt es mehrere Siedlungen, die überwiegend von indigenen bewohnt sind. Sie leben zum einen von der Fischerei, zum anderen vom Tourismus, was in einigen Dörfen/ Städten (z.B. Panajachel) sicher den grössten Teil der Einkünfte ausmacht.
"Unsere" Hauptstrasse in San Pedro, etwas abgelegen vom touristischen Zentrum
¿Ein "goettlicher" Widerspruch?
Wir kommen also in San Pedro an. Der erste Eindruck zeigt uns eine schmale Strasse Richtung Lago, mit einfachen Häusern rechts und links. Immer wieder mal geht eine kleine Seitenstrasse, oder ein kleines Gässchen ab. Wir machen uns also auf den Weg das Hotel San Francisco, was uns ja empfohlen wurde zu suchen! Dank der freundlichen Unterstützung der Einheimischen finden wir es auch sofort. Im Hotel San Francisco bekommen wir dann auch ein supergünstiges 4 Bettenzimmer(4 Euro!), zwar nicht mit Seeblick, dafür haben wir unsere eigene Dusche und Klo, ausserdem de Giro sein eigenes Kämmerle, in dem er ungestört ist! Noch am gleichen Abend machen wir unsere Sprachschule klar, die wir dank einem alten Einheimischen in Tracht gar nicht lange suchen oder mit anderen vergleichen müssen und direkt ums Eck ist. Da hier alles so super billig ist gehen wir dann auch direkt mal in das nächstbeste Restaurant und Essen ordentlich! Völlig berauscht von den Preisen hier, sind wir schon am überlegen, ob wir nicht durchgehend Essen gehen sollen!
Und wieder sinniert einer ueber Dinge...
Am nächsten Tag startet dann Mittags ab 2 der Sprachkurs. Wir sitzten jeder mit seinem Lehrer im Freien, in einem Art grossen Garten unter einem kleinen Palmdach. Lernen kann so schön sein. Kaffee und Tee gibt es Gratis, so viel man will oder verträgt. Aber auch sonst ueberzeugt die Schule. Hier lohnt es sich einmal nicht immer den billigsten Anbieter zu waehlen. Unsere Sprachschule, die "Cooperativa", unterstuetzt mit den Einnahmen die lokale Schule. Auch sind alle Lehrer meist einheimische junge Frauen, die mit der Arbeit in der Cooperativa eine wichtige Einnahmequelle gefunden haben. Fuer uns Studenten bringt das zugleich die Moeglichkeit viel ueber das Leben in Guatemala in Erfahrung zu bringen. Und so bekommen wir viel zu hoeren, Geschichten ueber die Zeit der "Violencia", als die kleine Stadt von 20 "Waechtern" tyrannisiert wurde, als der Vater einer Lehrerin sich in Todesangst verstecken musste und die Familie wochenlang nicht in das eigene Haus zurueckkehren konnte. Aber auch ueber die Veraenderungen, die die Touristen in der Stadt bewirkt haben und bewirken.
Abends wird dann jeweils ein besonderes Abendprogramm geboten, wie ein Film über den Bürgerkrieg in El Salvador, Salsa Tanzunterricht oder eine Diskussion ueber Diskriminierung in Guatemala - na klar in Spanisch!
Abendstimmung...!
Abends ziehen wir dann los, um das Nachtleben hier mal aus zuchecken. Dabei eröffnet sich uns ein ganz anders Bild von San Pedro, die Backpackerpartymeile direkt am Seeufer. Es stellt sich heraus, dass San Pedro in dieser Hinsicht ein wirklich gespaltenes Doerfchen ist. Viele aeltere Bewohner des Ortes kennen den Teil der Stadt um die `Partymeile` gar nicht mehr - oder wollen ihn nicht kennen.
Die Indianernase, ein etwas fieserer Zinken als der des netten jungen Herrns im Vordergrund
Die nächsten Tage treffen dann ziemlich gleichzeitig Demian, die Schwedinnen und Matthes, den wir aus Puerto Escondido kennen ein. Alle natürlich im selben Hotel! Da Matthes in der selben Sprachschule ist und wie wir auch mittags Unterricht hat, verbringen wir die Abende oft zusammen mit Kochen/ Essen gehen, Biertrinken und danach weggehen! Leider war es un so nicht wirklich möglich die günstigen Preise in San Pedro auszunutzen. Das tagsüber gesparte Geld wird abends recht schnell in Bier und Cuba Libre (1€) umgesetzt. Die Nächte in San Pedro sind lang, denn wenn die eine Bar zumacht, gibt es in der nächsten eine Afterparty. Die Hausaufgaben in den Tageablauf einzubauen gestaltet sich so recht schwierig...
Absprung 19.5, Flughaltung etwas Abzuege aufgrund leichter Schieflage 15.5
Samstags Mittags, zu einer für das Wochenende gernehmen Aufstehzeit, ziehen wir zusammen mit Matthes und gemieteten Kayaks los um Richtung San Marcos zu paddeln. Dort wollen wir von Felsen ins Wasser springen. Nachdem wir einen Einheimischen am Felsen abwimmeln der uns für einen Wucherpreis die Boote an Land ziehen und bewachen will, steigen wir den Felsen hoch und betrachten die Lage von oben. Puh, ... schon hoch hier, und ein ordentliches Stück vom Felsen muss man auch wegsprigen. Nachdem der erste seinen 180er Puls überwunden hat, und adrenalingefüllt im Wasser angekommen ist, können die andern dem Gruppenzwang nicht mehr entkommen, und einer nach dem andern fliegt ins erfrischende Nass. Auch an diesem Tag herrscht am See ein seltsames Licht, dass den Lago beinah mystisch erscheinen lässt. Das verwirrende ist, dass das Zusammenspiel von Wolken, Nebel und Sonne das Wasser und die umrahmenden Berge jeden Tag in ein anderes Licht tauchen, und sich somit jedesmal ein ganz neues Bild vom See ergibt - ein unglaublich schöner Flecken Erde.
Nach so viel sportlicher Aktivität, haben wir uns dann unser Abendessen so richtig verdient, dass wir wie gewohnt bei "Mama" einnehmen, einer Frau die in ihrer eigenen Küche kocht, und wo wir zumeist die einzigen Gäste sind. Superleckeres Menü für 1,30 Euro!
Robinson beim rettenden Sprung von seiner Insel
Man achte auf das Schwungbein, jahrelanges
Training in der Ottmar Heiler Talentschmiede!
Der Typ von der "Wohderkant" im gelben Shirt heisst Matthes
Abstimmung am Lago
Klassische Schulsituation in der Cooperativa
Die Strasse zum Glueck
Trotz der abendlichen Exzesse haben wir die morgendlichen Stunde dazu genutzt um den Vulkan neben an (San Pedro) zu besteigen. Leider erwies sich das nicht als unbedingt einfach! Normalerweise müsste man für die Besteigung eine Gebühr von 100Q, umgerechtnet 10€ zahlen, dabei wäre dann ein Tourguide gratis dabei! Toll! Naja wir wollen uns natürlich die 100Q sparen und suchen uns deshalb einen eigenen Weg, an dem Wachpersonal vorbei. Wir laufen also die Strasse um den Vulkan entlang um auf die andere Seite, wo wir keine Wachleute erwarten . Dort schlagen wir dann den Weg Richtung Gipfel über einen Bauernpfad ein. Dieser mündet recht schnell in einen breiten, wohl stark benutzten Trampelpfad. Wir freuen uns schon wie leicht das war! Doch nach ein paar Stunden laufen ändert sich die Lage erheblich. Einen Pfad gab es schon lange nicht mehr und vor uns wartet ein abartiges Dickicht aus Gestrüpp, Ranken, Lianen, Büschen und was weiss der Teufel. Voller Elan schlagen wir uns ohne Hilfsmittel (Warum haben wir uns noch keine Machete gekauft???) durch das Gestrüpp. Zeitweise laufen wir gar nicht mehr auf dem Boden, sondern auf eine dichten Matte aus Grünzeug einige 10 cm über dem Boden. Unser Aufstieg verlangsamt sich dadurch rapide! Der Gipfel, eigentlich nicht mehr weit weg, scheint für uns unerreichbar. Wir riechen ihn schon förmlich und es können auch nur noch ein paar hundert Meter sein, aber wir kommen nicht mehr vorwärts! Tja wir geben auf! Wir müssen ja wieder rechtzeitig zum Unterricht erscheinen und zum Teil noch Hausaufgaben machen.
Es wollte irgenwann einfach nicht mehr weiter gehen...
Damit steht es wohl 1 : 0 für den Vulkan.
Dschungelimpression
Zwei Tage später gibt es dann das Rückspiel, doch ohne Fabian. Er will sich nicht um 3Uhr morgens ausm Bett quälen und bleibt lieber im Hostel um spanisch zu lernen und seine Hausaufgaben zu machen.
Diesmal gelingt es den beiden Simons geschickt sich bei Nacht am Wachpersonal vorbei zu schleichen. Leise machen wir uns auf den Weg zum Gipfel und treffen unterwegs noch einen Bauern, der uns freundlicherweise den Weg weist. Oben am Gipfel eroeffnet sich eine gar fantastische Sicht. Unter den eigenen Fuessen schmiegt sich der Lago de Atitlan an die Kraterwand, ein stimmungsvolles "Zwielicht", fuer das der Lago so beruehmt ist, setzt die Szene in ein wirklich wuerdiges Licht und die zwei fuehlen sich fuer alle Muehen belohnt.
Hier kann ein feines Muesli nicht fehl am Platz sein.
Den Lago de Atitlan zu Fuessen
Dennoch faellt der Abschied dank des fieskalten Windes nicht all zu schwer. Doch auch beim Abstieg muss der Kontrollpunkt vermieden werden, sich vor anderen Fuehrern versteckt werden und so schlagen sich die Beiden den Weg durch Buesche und Waelder, finden schliesslich einen Weg der durch Kaffeeplantagen in San Pedro muendet... damit ist der Berg besiegt.
Das Hochland von Guatemala
Ufm San Pedro obe druf
Eines Abends kommt uns schliesslich die genialeste Idee, die wir bisher hatten - in einem lapidaren Nebensatz laesst Matthess mal soeben die Idee fallen: Kauft euch doch en Tuk-Tuk! TukTuks sind super! Man sind wir von der Idee begeistert. Waer das nicht irre, 3 Gringos mit einem vollbeladenen Tuk-Tuk durch Guatemala fahren zu sehen, ich mein gibt es eine Idee, die nicht zwingender durchzufuehren waere...? Tagelang wird jedes Tuk-Tuk eingehend studiert, auf Funktionalitaet und Platzangebot ueberprueft. Bald koennen wir die einzelnen Tuk-Tuks, die es in mehreren Varianten gibt, am Motorgeraeusch unterscheiden und unsere Umbauplaene, die das kleine Tuk-Tuk reisetauglich fuer 3 gutgebaute Hochschwarzwaelder mit doch eher dickeren Waden machen wuerden sind nahezu ausgearbeitet.
Unser Hostelbesitzer haelt uns zwar fuer nicht mehr ganz richtig im Kopf, hat aber ganz flink einen potenziellen Verkaeufer parat. In einem ebenso lapidaren Nebensatz, wie Matthess uns einst die Idee in den Kopf setzte, kommt uns zu Ohren, dass Tuk-Tuks ausserhalb von Staedten verboten sind. Was uns unser netter Hostalbesitzer vorsichtshalber verschwiegen hat... damit ist unser Traum geplatzt...
Tuk-Tuks, die Taxis in San Pedro und unser Traumreisegefaehrt!
Gegen Mitte der zweiten Woche machen wir uns schliesslich mehr aus schlechtem Gewissen als aus wirklichem Willen auf nach Chichicastenango. Das wir dabei kein Tuk-Tuk unterm Hintern haben betruebt uns immer noch...
Blick aus Panajachel
Aufbruch: | 05.10.2007 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 03.06.2008 |
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