Central- and Southamerica on a shoestring 07/08
Guatemala: Tajumulco 3.11-4.11
<< In den Jahren meiner ersten Jugend bin ich oft auf hohen Bergen gestanden, und mein Auge hing lange an der Ferne, an dem verklaerten Duft der letzten zarten Huegel, hinter denen die Welt in tiefe, blaue Schoenheit versank. Alle Liebe meiner frischen, begehrlichen Seele floss in eine grosse Sehnsucht zusammen und trat mir feucht ins Auge, das mit verzaubertem Blick die milde ferne Blaeue trank. Die heimatliche Naehe erschien mir so kuehl, so hart und klar, so ohne Duft und Geheimnis, und dort jenseits war alles so mild getont, so ueberflossen von Wohllaut, Raetsel und Lockung. (...)>>
Hermann Hesse
Wie haben wir uns schon Monate vorher auf unsere Wanderungen gefreut, als wir noch mit der schweren und langen Suche nach geeignetem Material beschäftigt waren, als alles noch so weit entfernt war nicht greifbar war. Nun war es soweit, alle die herrlichen Ausruestungsgegenstände, wie unser Hilleberg-Nallo-Gt3, unser Benzinkocher und unsere Wassersäcke, sollen zum Einsatz kommen. Das alles war nicht gerade billig gewesen und bisher hatten wir die Sachen nahezu nur mit uns herumgeschleppt... ich mein es gibt kaum jemanden, den wir nicht mit studenlangen Ausfuehrungen über unser perfektes Zelt genervt haben.
Mit einer riesen Vorfreude auf unser kleines Abenteur treffen wir uns im Morgengrauen am Busbahnhof in Xela. Mehrere Agenturen in Xela bieten die 2-Tages-Wanderung auf den hoechsten Berg Zentralamerikas mit Führer für 45$ an, was uns eindeutig zu teuer ist. Mit einem Chickenbus und 16 Liter Wasser, Riegeln, Reis, Käse, Brot und Wurst im Gepäck geht es los. Die Fahrt von Xela aus dauerte ca. 3h und zieht sich vorallem für Simon in die Länge, der ein dringendes kleines Bedürfniss hatte. Aber das herrliche an den guatemaltekischen Bussen ist, dass sie zum Einen betrunkene und pöbelnde Fahrgäste einfach zur Hintertür hinausbefördern, zum Anderen für die kleinen Bedürfnisse deutscher Fahrgäste ein offenes Ohr sowie eine offene Hintertür haben und einen Extrahalt einlegen. Das Lachen des ganzen Busses ist dafür dann doch ein angemesener Preis....
Wir erreichten die Aufstiegstelle, die bereits auf runden 3000m liegt gegen 11 Uhr. Durch Zufall steigt zur selben Zeit auch eine gefuehrte Gruppe der bereits erwähnten Agenturen aus und wir erkundigten uns kurz nach dem Weg, bevor wir zumaschierten. Es ist ein herrliches Gefühl endlich loszulaufen. Steil schlängelt sich der Feldweg den Anstieg hinauf und schon nach den ersten Metern geht uns die Pumpe. Der Weg fuehrt vorbei an kleinen ärmlichen Huetten, aber selbst hier findet man merkwuerdig deplaziert Pepsi und Colawerbung. Weit oben, aber doch gar nicht so weit entfernt, ragt der 4220m hohe Gipfel des Tajamulco empor.
Wir lassen die letzten Häuser hinter und steigen über eine weite und steile Grasfläche weiter empor . Wind und Wasser haben tiefe Furchen in den Boden gerissen. Schon jetzt haben wir einiges an Höhe gewonnen und können bei einer ersten Pause (die eigentlich schon die 8te ist) den Ausblick geniessen. Und gerade hier, wo wir uns so unglaublich cool und einzigartig vorkommen - schliesslich machen wir die Tour auf eigene Faust - und uns ein Gefühl der Erhabenheit gegenüber der breiten Touristenmasse durchflutet, da rattert hinter uns ein Fahrrad den Berg hinunter. Drei Amerikaner sind mal geschwind mit ihren Fahrrädern von Alaska die komplette Westküste hinuntergeradelt - die Hälfte des Weges bis nach Feuerland,das sie erreichenwollen - und haben es sich nicht nehmen lassen ihre Räder auf den höchsten Gipfel zu schleppen - es geht einfach immer noch ein bischen extremer...
(wen's interessiert: www.ridethespine.com)
Noch koennen wir lachen
Ein grandioser Ausblick, trotzt fiesem Gesichtsausdruck
Ein feiner Weg windet sich nach oben
Des sind Wahnsinnige!
Immer steil hinauf folgen wir dem nicht vorhandenen Weg, wandern durch lichten Pinienwald immer weiter hinauf. Wir haben herrliches Wetter und mit einem gscheiden Veschper feiern wir die Halbzeit.
Nach etwa der haelfte des Aufstiegs
Waldimpression
Mit den letzten Abschnitt zieht Nebel auf und der Gipfel ist nicht mehr zu sehen. Mit der zunehmend dünner werdenden Luft nimmt die Dauer und Anzahl unserer Pausen exponentiell zu, die letzten Meter sind es wirklich nur noch 20m Etappen. Allerdings sind wir ziemlich überrascht als wir gegen 4 Uhr im, ich nenne es einfach mal Basislager ankommen. Hier am Fusse des Gipfels stellen wir unser heissgeliebtes Zelt auf und nehmen die letzten Höhenmeter ohne unser Gepäck in Angriff.
Mit den letzten Metern zeigt der Berg dann auch endlich sein wahres Gesicht. War es bisher mehr eine mehr oder weniger anstrengende Wanderung durch völlig unproblematisches Gelände, so werden die letzten Meter richtig alpin. Durch einen kaminähnlichen Abschnitt steigen wir mit pfeifenden Wind im Rücken auf. Hier beginnt es wirklich bitterkalt zu werden, der Wind weht fiesen Sand in die Augen und der Nebel lichtet sich nur hin und wieder um den Blick nach oben frei zugeben. Alle 10 Schritte bleiben wir stehen uns ringen nach Atem, das letzte Stueck hat es wirklich in sich.
Kein Spass...
Ueber den Wolken...
Mit dem letzten Schritt auf den Gipfel durchbrechen wir schliesslich die Wolkendecke und gleissend scheint die Sonne auf uns hinunter. Unter uns liegt die Wolkendecke über der Erde, nur vereinzelnd durchbricht ein Vulkangipfel die Wolkendecke. Zusammengekauert lehnen wir uns gegen den starken Wind und geniesen den Augenblick...
Die Gipfelstürmer
Mit dem Abstieg kommt der Hunger, ein feines Risotto ist da genau das Richtige. Wir setzen uns noch ein Bisschen zu den Leuten der geführten Tour,die ihre Zelte nur 20 Meter von unserm aufgeschlagen haben, ans Lagerfeuer, was bei einer Teilnehmerin offensichtlich nur bedingt auf Zustimmung stösst. Die Nacht im Zelt ist zwar nicht so kalt wie erwartet, denoch sind wir am nächsten Morgen alles andere als ausgeruht.
Fruehstueck im Basislager: "Haferschleim mit Schinken!" ...Fett
Leichtes Kopfweh macht sich beim zu schnellen Aufstehen breit, aber wir sind schliesslich nicht zum Spass hier. Erneut nehmen wir den Gipfel in Angriff um die Morgenstimmung noch mitzubekommen. Ein beeindruckender Blick mit Sicht bis zum Pazifik erwartet uns oben. Diesmal gönnen wir uns einen kleinen Kraterrundgang auf dem erloschenen Vulkan.
Oben!
Blick beim Abstieg
Der Krater des erloschenen Vulkans
Drei Schwarzwaelder auf 4220m ueber dem Meer, dem hoechsten Gipfel Zentralamerikas
Beim Abstieg treffen wir auf 3 Guatemalteken, die gerade auf den Gipfel joggen wollen, als Vorbereitung auf höhere Bergtouren. Wir lassen beim Frühstück nochmal alles auf uns wirken und machen uns am späten Vormittag an den völlig entspannten Abstieg. Voller Freude schmieden wir grosse Pläne für spätere Zeiten und erreichen als bald unseren Ausgangspunkt. Ein Chickenbus lässt nicht lange auf sich warten und im ruckzuck sind wir wieder in Xela.
Dem grandiosen Masterplan nach wollten wir noch am selben Tag den Lago de Atitlan erreichen. Wir sind jedoch zu spät dran und schlagen das freundliche Angebot eines Busfahrers aus, in seinem Chickenbus zu schlafen. Stattdessen übernachten in einem Hostel, wo wir wirklich fertig mit der Welt seelig einschlafen.
Beim Fühstück am nächsten Morgen gesellt sich ein etwas verrückter Amerikaner zu uns. Er ist Englischlehrer und hat scheinbar mehrere Präsidententöchter und Söhne unterrichtet.
Er weis so einige zu erzählen und wir kommen wieder einmal später los als geplant. Dennoch schaffen wir es schliesslich, auf nach San Pedro de la Laguna!
Aufbruch: | 05.10.2007 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 03.06.2008 |
Guatemala
El Salvador
Honduras
Nicaragua
Panama
Venezuela