Central- and Southamerica on a shoestring 07/08
El Salvador: Lago de Coutepeque & Suchitoto 18.11-21.11
Nach 3 Wochen Guatemala also wieder mal ein Grenzúbergang. Leider haben sich die zentralamerikanischen Staaten zu einem Zollbund zusammengeschlossen, wir können also nicht wie erhofft Stempel in unseren Reisepässen sammeln. Trotzdem hat so ein Landwechsel immer etwas spannendes: Scharen von Geldwechslern, die ebenso um deine Gunst buhlen wie die Fahrradtaxis, Menschen mit Waffen und mysteriöse Einreisegebühren und Befragungen.
Am Abend noch schnell "riehobse"
Nun sind wir also unterwegs an den Lago de Coatpeque, und nach circa 2 stündiger Busfahrt erreichen wir den Rand des Kraters in dem sich der See befindet, ein grandioser Blick auf den See lässt uns die stundenlangen Busstrapazen vergessen. Wir beziehen das einzige wirkliche Hostel am See, das mit Swimming Pool und riesen LCD-Bildschirm aufwarten kann, Superschuppen! Vom hoteleigenen Steg springen wir dann in der Abenddámmerung in den See und geniessen die letzten Strahlen der bald darauf hinter Vulkangipfeln verschwindenden Sonne. Der See zieht zwar kaum ausländische Touristen an, dafür haben sich hier die reichen Hauptstädter ihre Feriendomizile eingerichtet; dies macht sich bemerkbar auf der Suche nach einem Restaurant, für ein gutes Essen muss man schon ein paar Dollar auf den Tisch legen (offizielle Landeswährung ist der US-Dollar), weswegen wir in unserm Hotel essen, und Sandra, die Besitzerin, zaubert uns ein wahrhaft zufriedenstellendes Menü - das haben noch nicht viele geschafft. Danach wechseln wir nur noch die Liegeplätze, von den Hängematten geht es aufs Sofa, kleines Filmchen schauen und von dort ins Bett.
Das durchaus als fuellend zu bezeichnende Essen
Den exzellenten Morgen verbringen wir tagebuchschreibend, schwimmend und joggend, und nach groben Entscheidungsschwierigkeiten machen wir uns in unseren Wanderstiefeln auf den Weg den See zu erkunden. Nach kurzem Marsch, erfrischen wir uns im kristallklaren, wohltemperierten Kraterwasser, und lassen uns hinterher von der prallen Mittagssonne trockenbrutzeln. (Man will ja úberall braun werden...).
Weiter geht es, vorbei an zahllosen Villen, die unter der Woche jedoch leerstehen, als Kontrastprogramm dazu kommen wir sogleich wieder in ein Dorf, wo die lokale Bevölkerung in ärmlichen, vermüllten Wellblechbuden wohnt. El Salvador geht es wirtschaftlich gut, Strassen werden gebaut und Fabriken schiessen ebenso wie riesige Shopping Malls aus dem
Boden. Nur kriegt der Grossteil der Bevólkerung davon nichts mit.
Morgens am Lago de Coatepeque, rechts oben der Vulkan, links der Simon
Nachdem wir einem feststeckenden Pick-Up geholfen haben fahren wir auf dessen Heck noch ein Stück mit, die letzten 10 Kilometer bringen wir dann wieder zu Fuss hinter uns. Unsere Rast machen wir an einer Stelle wo eine salvadoranische Familie sich und ihre Klamotten wäscht. Gar nicht nal so unerschópft kommen wir im Hotel an, wo wir uns nochmal an Doña Sandras Kochkünsten und hernach unseres Bettes erfreuen.
Strandbeschaeftigung
Unsere kleine Mitfahrgelegenheit...
Am nächsten Morgen schnappen wir uns den ersten Bus, zuvor jedoch noch ein paar süsse Schweinereien vom mobilen Brotverkäufer der auf seinem Fahrrad hupend auf der Holperpiste unterwegs ist (In Deutschland würde hier nicht einmal ein Geländewagen fahren, hier sind 40 Jahre alte Schulbusse unterwegs). Über San Salvador, die Hauptstadt, wollen wir nach Suchitoto. Bei der Durchfahrt begegnen uns stundenlang nur unsere Freunde Mecki und Burger King, riesige Shoppingmalls und alle möglichen anderen fiesen Ausgeburten des Imperialismus, in einem der Einkaufszentren kauft sich Simon noch seine heiss ersehnte Trekkinghose, nach 3 Stunden Konsumrausch sind wir aber froh wieder in einem klapprigen Bus durch die Felder El Salvadors zu fahren.
In mitten der Konsumtempel ein kleiner Konsumbengel
"Ohne Worte"
Fruchtbare Ebenen aus Maisfeldern und Bananenstauden werden am Horizont von saftig grünen Bergketten überragt. Das Land scheint fruchtbarer, oder zumindest besser genutzt als in Guatemala oder Mexiko. Unter einer unerbittlich darnierderbrennenden Mittagssonne erreichen wir Suchitoto, eine kleine ruhige Kolonialstadt, die augenscheinlich gerade Siesta hält. Eine freundliche Dame im Touribüro vermittelt uns dann sogar einen Platz wo wir kostenlos unser Zelt aufstellen können - und das sogar nur 10 Meter vom See entfernt, der unter der Stadt liegt. Nachdem wir unser Zeug im Wachháuschen abgestellt haben, machen wir uns zurück in die Stadt und mit ein paar Leuten zusammen geniessen wir ein unglaublich leckeres Eis - der Einfachheit halber heissen die Kugeln hier úbrigens wie im Hochschwarzwald "bola". Nach dem zweiten ist uns dann schlecht und um unser Gewissen zu beruhigen besichtigen wir eine Kunstgalerie bevor der Zeiger der grossen Kirchturmuhr über die Vier schreitet. Damit ist es dann laut Geoff, Kanadier aus Vancouver, Beer o´clock.
Suchitoto, Hauptverkehrsteilnehmer im hinteren Teil der Strasse rechts
Eigentlich wollten wir hier ja nix trinken, aber wer kann schon die Bitte eines Fremden ausschlagen ihm beim trinken Gesellschaft zu leisten? Von einem gemütlichen Strassencafe, vor dem die Kinder Fussball auf dem Kopfsteinpflaster spielen, verlagern wir uns später in die einzige Bar der Stadt, die von einem Guerillaveteranen betrieben wird. Er erzählt uns so manch spannende Anekdote vom Leben in den Bergen, vom Abschiessen amerikanischer Flugzeuge mit Panzerfäusten, aber auch von den verloren gegangenen Idealen der damaligen Zeit.
Der Bürgerkrieg war in El Salvador besonders grausam, da Kinder ab dem zwölften Lebensjahr zur Armee eingezogen wurden, besonders krass wird dies im Film "Voces innocentes" (innocent voices) deutlich, den wir in Guatemala angeschaut haben. Mit Waffen unterstützt und trainiert wurden die Regierungstruppen - wie könnte es anders sein - von den Amis, die Milliardenbeträge in den Krieg investierten um die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern.
Die gleiche Geschichte werdet ihr noch öfter hören, denn in zahlreichen Lateinamerikanischen Ländern verhinderten oder beendeten amerikanische Bomben sozialistische Revolutionen - und nicht selten wurden dabei Militärregime eingesetzt, deren Diktatoren das Volk unterdrückten und die einzig und allein ihre eigenen und US-amerikanischen Wirtschaftinteressen bedienten.
Die Kirche gegen Abend
Nach einem ordentlichen El Salvadoranischen Abendessen(Puposas - Tortillas in die schon Kaese, Frijoles oder Fleisch eingebacken sind, meist mit Krautsalat serviert), begeben wir uns erneut in die Bar, wo gegen spaeter fatalerweise noch ein paar Daenen hinzustossen, die hier volunteeren. Als dann die Bar schliesst, laden uns die Daenen noch ein, in ihrer Unterkunft weiterzufeiern, und so ist es dann fast schon halb 6 als wir unten am See angekommen unsere Moskitonetze aufhaengen um noch unglaubliche 2 Stunden Schlaf zu geniessen.
Jeff, unser trinkfreudige Kanadier
Tot wachen wir dann am naechsten Morgen auf und die Vorfreude auf einen ganzen Tag in diversen Holperbussen bei 30 Grad hebt die Stimmung noch weiter an. Gluecklicherweise nimmt uns ein netter Salvadorianer gleich ein gutes Stueck mit und wir muessen nur noch einmal umsteigen bis der Bus uns langsam auf einer gewagt ansteigenden Strasse Richtung Ausgang befoerdert. Noch einmal kann man die Aussicht auf die fruchtbaren Ebenen und wilden Berghaenge El Salvadors geniessen, man kann aber auch einfach schlafen - auch eine gute Alternative.
Endlich einmal lohnen sich unsere Netze wirklich
Da wird ein kleiner Paparatzi gestartet
Dann gehts zu Fuss ueber die Grenze nach Honduras, wieder fragen wir uns ob Ein - und Ausreisegebuehren mit dem Zufallsgenerator festgelegt wurden: 3 Dollar hier, 5 Dollar dort, dann wieder fuer Umme an der naechsten Grenze, irgendwie schon seltsam. Auf jeden Fall freuen wir uns auf ein neues Land.
Immer wieder seltsam - Grenzuebergang nach Honduras
Aufbruch: | 05.10.2007 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 03.06.2008 |
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