Weihnachten in Guatemala
Zum 6. mal in Guatemala, das erste mal allein und ganz ohne spezielles Programm. Einfach nur da sein, Stimmungen fuehlen, Freundschaften auffrischen, Geschichten hoeren und erzaehlen. Vielleicht interessiert sich jemand fuer diese Art der Reisebeschreibung...
Ankunft 21.12.2007
"Nein danke ich brauche kein Taxi, ich werde abgeholt". Enttäuscht zog der Junge, der mir unbedingt eine Fahrgelegenheit in die Stadt vermitteln wollte, weiter. Seit 15 Minuten stand ich hier, vor dem Flughaben Aurora in Guatemala. Es war kurz nach Mitternacht. Mein Flug hatte 2 Stunden Verspätung, weil in Houston ein Flugzeug ausgewechselt werden musste. "Brauchen Sie Hilfe?" Schon wieder einer, der ein paar Quetzales verdienen wollte. "Nein, ich werde von einem Freund abgeholt". Dagegen liess sich nichts sagen. Schon gar nicht, wenn das so bestimmt und sicher daher kommt. Dabei war ich mir gar nicht mehr so sicher. Rigoberto hatte mir versprochen, er würde mich selber abholen, und ich habe mir jedes Gesicht angesehen, als ich meinen Gepäckwagen mit den zwei Koffern durch die Wartenden gestossen hatte. Rigoberto hatte ich nicht gesehen. Ob er von der Verspätung gewusst und noch mal losgefahren war? Inzwischen waren fast alle Passagiere abgeholt und verschwunden. Geblieben waren ein paar Gepäckträger, ein Hotelbus und ein paar leer ausgegangene Taxifahrer. Einer gab nicht auf: "Heissen Sie Beatrice?" "Ja, wie kommen Sie darauf?" "Da hinten wartet einer auf jemanden, der Beatrice heisst." Er winkte einen kleinen Mann heran, der schüchtern sein Plakat zeigte. Darauf stand BEATRICE FELDBAUER.
Das hatte ich davon. Wenn man sich so wichtig fühlt, dass man nur vom Chef selber abgeholt werden will. Weil ich nur Rigoberto suchte, hatte ich all die Plakate ignoriert, die einem bei der Ankunft am Flughafen jeweils entgegen gestreckt werden. Rolando nahm es gelassen, er verstaute meine beiden schweren Koffer mit Hilfe des Taxifahrers im Pickup und so kam auch der Taxifahrer zu einem späten Trinkgeld.
Und sofort war sie wieder da, diese neue Welt. Wie hatte ich es vergessen können, dieses Gefühl mit dem Pickup zu fahren. Jedes Loch, jede Belagsausbesserung, und die Strasse besteht fast nur daraus, spürt man in so einem Gefährt. Was aussehen sollte wie einen Gang schalten, fühlte sich eher wie das Wühlen im Diesel an. Wenn Rolando runter schalten wollte, kamen wir fast zum Stillstand. Wir passierten die bunten Reklameschilder, die für jeden Luxus Werbung machten. Jedes erzählte vom besseren Leben dank dem richtigen Parfüm, dem sportlichen Wagen, der günstigsten Hypothek. Man kennt das alles aus Europa, aber wenn mir diese Dinge so schillernd in einem der ärmsten Länder Lateinamerikas entgegenknallen, macht es mich immer wieder nachdenklich. Diesmal kamen noch die grellen Weihnachtsdekorationen dazu. Christbäume, die in allen Regenbogenfarben schillern, künstliche Palmen in einem Meer von farbigen Lämpchen, Santa Claus im leuchtend roten Mantel mit glitzerndem Schnee auf der Mütze. Die Ausfahrtstrasse der Hauptstadt liess die Nacht zum Tag werden. Die Baustelle, bei der sich der wenige Verkehr staute, war dafür mit brennenden Fackeln markiert. Auch die Polizeikontrolle, die wir kurz darauf passierten, konnte nur mit ganz schwachen Lampen auf sich aufmerksam machen.
Bald hatten wir die Hauptstadt hinter uns und waren auf der Überlandstrasse, die für einen internationalen Kongress vor ein paar Jahren neu ausgebaut wurde. Sie windet sich in dem von Erdbeben zerklüfteten Gelände steil hinauf und wieder hinunter. Die Strecke gilt als sehr gefährlich. Ich traute mich nicht, Rolando zu fragen, wie er seinen Fahrausweis gemacht hatte, aber er erzählte, er würde normalerweise den Probiguabus fahren und so entschied ich, ihm und seiner Fahrkunst zu vertrauen. Konversation schien nicht gerade seine Stärke zu sein und als wir gegen ein Uhr das Haus von Rigoberto erreichten, war ich froh, dass mich Cindy erwartete und mir mein Zimmer zeigte. Nur hinlegen und einschlafen. Zuhause war es unterdessen acht Uhr morgens und ich war vor 25 Stunden aus dem Haus gegangen.
Aufbruch: | 21.12.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 08.01.2008 |