Weihnachten in Guatemala

Reisezeit: Dezember 2007 - Januar 2008  |  von Beatrice Feldbauer

Pflanztag

Ein neues Jahr, der richtige Moment, etwas Neues anzufangen. Edith hat mir für die ganze Familie von Rebeca kleine Töpfe mit Blumenzwiebeln mitgegeben. Ich hatte sie an Weihnachten verteilt und auch die Anleitung übersetzt.

Es war aber alles etwas viel in dieser speziellen Nacht. Jetzt am Neujahrstag, nach dem Mittagessen, schien der richtige Zeitpunkt, sich damit zu befassen.

Erwartungsvoll sassen die Frauen um mich herum. Wollten wissen, was das nun mit den Zwiebeln auf sich hatte. Im Topf waren zwei Tabletten mit getrockneter Erde, die zuerst in Wasser eingelegt werden mussten. Ich hatte versucht, das zu erklären, aber sie hatten keine Vorstellung davon, dachten, es wären kleine Holzstückchen. Wahrscheinlich hatte auch der amerikanische Zoll keine Ahnung, worum es sich dabei handelte, denn die Einfuhr von Erde ist verboten.

"Ich brauch erst mal ein kleines Gefäss mit 2,5 dl Wasser". Die erste Hürde. 2,5 dl, wie viel ist das? Natürlich gab es in diesem Haushalt kein Litermass. In einer grossen Tasse schätzte ich daher die Menge ab und legte die beiden Tabletten hinein. Und jetzt begann das grosse Staunen. Ist das wirklich Erde? Sie mussten mit Händen und Nase spüren und fühlen, wie sich die harten Tabletten verändert hatten. Esther schmeckte sogar mit der Zunge. "Ja es ist Erde, aber sie schmeckt anders als hier".

"Entonces, wie geht es jetzt weiter?" "Jetzt geben wir die Hälfte der Erde in den Topf und setzen die Zwiebeln hinein. Wichtig ist, dass die Spitze nach oben zeigt. Und mit dem Rest der Erde füllen wir das ganze wieder auf".

Vorsichtig und voller Ernst pflanzten nun alle ihre Zwiebeln ein. Noch nie haben sie sowas gemacht. Es gibt keine Erfahrung damit. Weder für Gemüsegärten, noch für Blumentöpfe.

Und was geschieht jetzt weiter? Ich las die Anleitung. "Jetzt brauchen die Töpfe einen kühlen, dunklen, durchlüfteten Platz, wo sie 12 bis 15 Wochen bleiben. Bevorzugte Temperatur: 5-10 Grad". Ich sah schon, das war eine weitere Hürde. Kühlschrank? Nein, selbstverständlich nicht. Aber vielleicht unter dem Bett? Ja, das ist eine gute Idee. Bestimmt ist es der kühlste Ort in der Wohnung und dunkel ist es auch. Amüsiert betrachtete ich die Frauen, wie jede ihren ganz eigenen Ort suchte, um ihren Topf zu versorgen.

"Die Töpfe müssen ein wenig feucht gehalten werden, aber niemals nass, sonst verfaulen die Zwiebeln. Im April sollten die Pflanzen ca. 4 cm messen, dann könnt ihr sie hervorholen." "Oh, das wäre sicher sehr schön, diese am Fenster zu haben", meinte Esther. Ja, das ist es, sagte ich und hoffte fest, dass es funktionieren wird. Für alle wird es eine neue und aufregende Erfahrung sein, etwas selber Gepflanztes zu besitzen. Immerhin war schon die Pflanzaktion sehr spannend

Du bist hier : Startseite Amerika Guatemala Pflanztag
Die Reise
 
Worum geht's?:
Zum 6. mal in Guatemala, das erste mal allein und ganz ohne spezielles Programm. Einfach nur da sein, Stimmungen fuehlen, Freundschaften auffrischen, Geschichten hoeren und erzaehlen. Vielleicht interessiert sich jemand fuer diese Art der Reisebeschreibung...
Details:
Aufbruch: 21.12.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 08.01.2008
Reiseziele: Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors