Weihnachten in Guatemala
Silvester
Heute mach ich mir einen blauen Montag. Habe schlecht geschlafen, war mehrmals im Bad. Scheint einfach nicht mein Tag zu sein. Ich sage Reyna, sie soll mich bei Olga entschuldigen. Ich mag heute keine Grammatik und auf den speziellen Silvesteranlass in der Schule habe ich auch keine Lust. Coca Cola und Torte und Guacamole und Tacos sollten wir mitnehmen, damit man zusammen feiern könnte. Das kann ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, da dreht sich mein Magen schon beim zuhören. Ich bleibe also im Bett.
Zum Mittagessen macht mir Reyna eine Hühnersuppe. Schmeckt gut, aber ich bin zu müde und gehe gleich wieder in mein Zimmer. Eigentlich wollte ich heute noch die Neujahrsgrüsse verschicken. Praktisch, wenn man Internet im Zimmer hat, aber daraus wird nichts, ich verschlafe den halben Nachmittag. Nicht einmal lesen kann ich, die Augen fallen mir gleich wieder zu.
Heute Abend soll es ein Festessen geben. Ich hab aber keine Lust auf weitere Tamales und Hibiskustee aus dickwandigen Tassen. Viel lieber möchte ich jetzt ein gepflegtes Fondue Chinoise und einen feinen Rotwein aus klingenden Gläsern. Ist wohl einfach eine Frage der Einstellung. Muss mich darauf einstellen Rosa den Jamaica aus heissen Tassen zu sippen. Tönt doch schon ganz anders.
Aber heute verfangen meine positiven Gedanken nicht, ich bin wahrscheinlich doch ein wenig krank.
Und dann gibt es gar keine Tamales, sondern Truthahn und Reis. Und dazu eine kleine Flasche Weisswein, die sich dann als süsser Apfelwein aus Kanada herausstellt. "Que rico" meint Rigoberto, wie fein. Ich halte mich allerdings eher an die Cola, könnte meinem Magen etwas helfen und ein paar Gabeln Reis.
Ich kann heute der Konversation nicht folgen, es zieht mich nur ins Bett. Reyna bringt mir einen Thermoskrug mit heissem Wasser und Teebeuteln. Sie werden nach Antigua fahren und dort in der Nähe des Arcos das Feuerwerk sehen. Mir reichen die vielen Raketen und Knaller, die schon jetzt in die Luft steigen. Vielleicht gehe ich um Mitternacht aufs Dach, da bekomm ich auch noch was mit, aber wahrscheinlich bleibe ich unter der Decke liegen.
Das neue Jahr verschlafen? Eigentlich doch gar nicht so schlimm. In der Schweiz hat es schon längst angefangen. Als es hier fünf war, haben sich meine Nachbarn vor der Kapelle versammelt und auf das neue Jahr angestossen. Es ist also alles eine Frage des Standortes. Ich stelle mir das neue Jahr vor, wie es sich langsam über den Globus schiebt, irgendwann wird es auch hier vorbeistreifen. Und mit diesem Bild vor Augen schlafe ich ein.
Neujahrsmorgen
Es geht mir schon viel besser. Ich habe die ganze Nacht fast durchgeschlafen. Irgendwann hörte ich die Familie nach Hause kommen, aber ich war zu müde, um auf die Uhr zu sehen. War ja auch egal.
Ich habe gefrühstückt, verschicke meine Neujahrsgrüsse und werde mich um elf mit Rebeca treffen. Bin zum Mittagessen bei ihrer Familie eingeladen.
Und allen, die diesen Bericht lesen, sage ich:
FELIZ Y PROSPERO ANO NUEVO
Ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr
Aufbruch: | 21.12.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 08.01.2008 |