Neuseeland
Hastings
Wir sind nun seit über einer Woche in Hastings, haben allerdings noch nicht so besonders viel erlebt. Hier gibt es allerdings auch eher wenig, was man unternehmen könnte, allerdings sind wir ja zum Geld verdienen hier.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön es ist, mal wieder eine Schublade einzuräumen!! Normalerweise leben wir ja aus dem Rucksack - und ganz abgesehen davon sind Regale etc. in den Hostels eher die Ausnahme. Caro und ich wohnen mit Francisco aus Chile und Yeongjin und Hyunmi aus Korea in einem Zimmer, die sind alle ziemlich still, aber wirklich nett. Als wir hier ankamen, haben wir uns gefreut, dass ausnahmsweise mal nicht so viele Deutsche im Hostel waren - zu früh gefreut, jetzt sind wir zusammen sieben und ein Mädel kommt tatsächlich aus Bielefeld...
Ansonsten ist alle Welt vertreten: neben Deutschland, Chile und Korea gibt's noch Japan, Argentinien, Frankreich, Italien, mehrere Ecken der USA, Malaysia, England, Wales, Neuseeland und sicher hab ich noch ein paar vergessen. Diesen Kulturmix mag ich ja sehr, allerdings hat man mit den meisten nicht so besonders viel zu tun. Das Hostel ist ein bisschen schäbig, die Küche sieht normalerweise aus wie Sau und es gibt nicht immer alles an Geräten, die man so braucht und ich bin froh, dass wenigstens die Mädels ein eigenes Bad haben, aber eigentlich haben wir uns recht gut eingelebt - wir werden eben immer abgehärteter. Das schlimmste hier ist allerdings die fehlende Musik, es gibt nicht einmal eine Gitarre. Statt dessen läuft ununterbrochen der Fernseher, ich habe eine richtige Antihaltung entwickelt und rege mich ständig auf, vor allem wenn ich nachts im Zimmer nebenan versuchen muss einzuschlafen. Und es gibt eine Hand voll Leute, die scheinbar den ganzen Tag nichts anderes macht.
Die ganze letzte Woche haben wir wie gesagt nicht wirklich viel unternommen. Wir sind bei gutem Wetter mal in der Stadt spazieren gegangen.
Am Montag gab's bei Sonnenschein, blauem Himmel und kurze-Hose-Wetter dagegen aber mal wieder die Extreme: Mit Inge und Chris (deutsch und im Besitz eines Autos) und Francisco sind wir zum Meer gefahren, wo wir etwa 16 km am Strand entlang zum Cape Kidnappers gegangen sind. Ein schöner Spaziergang in einer atemberaubenden Landschaft: blaues Meer, toller Sandstrand, Steilküste. Je näher wir dem Cape kamen, desto mehr Vögel gab es. An der Spitze war einige riesige Ansammlungen der Australtölpel , die zu tausenden auf einer Stelle zusammenhockten. Das Gewimmel und Getöse mit anzusehen, war wirklich schön.
Zurück wollten wir den "Landweg" gehen, oberhalb des Strands über die grünen Hügel, wo sich Schaf und Kaninchen gute Nacht sagen.
Nachdem wir jede Menge Umwege um die ganzen Hügel herum, Berg hoch und Berg runter gewandert waren, uns einmal verliefen und einmal auch beinahe von einem wütenden Stier angefallen wurden (der war wirklich drauf und dran, auf uns loszugehen, schien es sich glücklicherweise aber doch in letzter Sekunde anders überlegt zu haben), brach die Nacht über uns herein. Bis zum Auto waren es noch ein paar ewige Meilen, wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und nach etwa 30 km Laufen fangen die Füße schon ein wenig an zu schmerzen. Es ist schon erstaunlich, wie weit man immer noch gehen kann, wenn einem nichts anderes übrig bleibt, aber jeden Hügel kann man bezwingen, auch wenn die Schritte noch so klein und langsam sind. - Und wir hatten mal wieder Glück: Einem einzigen Auto sind wir auf dieser einsamen Strecke begegnet. So konnten wir alle fünf die letzten etwa sieben langen Kilometer bei einem sehr netten Neuseeländer mitfahren - was waren wir froh!!!!
Am Dienstag, 27.Oktober, hatten Caro und ich unseren ersten "Arbeitstag". D.h. wir haben eine kleine Einführung gekriegt, wie das sogenannte Thinning funktioniert: Der Nektarinennachwuchs muss zu 2/3 vom Baum abgepflückt werden, damit aus dem Rest was werden kann, um es mal knapp zusammenzufassen. Das wird nun die nächsten paar Wochen unsere Aufgabe sein. Ast für Ast, Baum für Baum, Reihe für Reihe, Tag für Tag... Es wird hart, aber es gibt Geld dafür.
Der durchschnittliche Pflücker soll 6 Bäume pro Stunde schaffen, wer sehr gut ist, schafft 12. Für uns klingt das immer noch ziemlich unvorstellbar, wir waren nach einer Dreiviertelstunde noch nicht einmal mit dem dritten fertig. Da es die ganze Zeit regnete und einem das Wasser in die Ärmel strömte, wurde dann auch schon Feierabend gemacht. - Das war wohl nichts. Nur ein weiterer unspektakulärer Tag, obwohl das wiederum auch schon beinahe die von mir ersehnte Reisepause erfüllt.
Der zweite Arbeitstag war schon erfolgreicher. Von 8.ooam bis nachmittags um 4.3o pm haben wir geschackert. Und wie! Ich bin doch schon ganz schön schnell. J Beste Motivation sind Musik und gutes Wetter, dann klappt's auch. Begleiterscheinungen sind Sonnenbrand und Farmerbräune.
Alles in allem hab ich schon schlimmere Arbeiten gehabt... Trotz allem war ich am Ende ganz schön kaputt und es bleibt einem nicht besonders viel vom Tag. Aber es ist schon ein beruhigendes Gefühl, endlich Geld zu verdienen.
Aufbruch: | 03.09.2009 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.06.2010 |
Neuseeland