Neuseeland
unser Wwoofing Abenteuer
Am Dienstag haben wir den Tag wieder mit kleineren Arbeiten verbracht, wie unser Haus von außen mit dem Gartenschlauch abspritzen, Unkraut jäten, Kartoffeln setzten, mithelfen ein Steinbeet in der "Dorf-Schule" herzurichten und Kühe treiben. Trotzallem war es ein schöner Tag. Abends gab es Dinner mit der ganzen Familie, wofür Caro und ich zum Nachtisch Mamas Apfelkuchen gebacken haben, den die so überhaupt nicht kannten.
Mittwoch haben wir unsere Farm in Cambridge leider verlassen müssen. Wir waren ziemlich besorgt und aufgeregt, was uns als nächstes erwarten würde... Wir hatten auch schon eine neue Farm gefunden, nicht weit entfernt: in Waharoa, etwas nördlich von Matamata. Allerdings haben wir von anderen Leuten schon einige Horrorgeschichten gehört und den Beschreibungen im Wwoof-Buch kann man nicht immer absoluten Glauben schenken.
Tracey und Phil haben uns mit dem Auto nach Matamata gefahren und uns herzlich verabschiedet. Beim Information Centre wurden wir von Cristina abgeholt, einer Italienerin Ende 20, die auch auf unser zukünftigen Farm arbeitete. Da waren wir doch schon ein wenig beruhigt. Von der "Stadt" bis zur abgelegenen Farm waren es etwas über 20 km. Der Farmer, Daryl, war erstmal gar nicht da, also warteten wir eine Weile in der Küche. Als er dann schließlich herein kam, verlief die Begrüßung unglaublich knapp, er sagte seinen Namen und dass wir dann mal rauskommen sollten, um beim Kühe melken zu helfen. Er machte nicht so einen freundlichen Eindruck und auch beim Kühe melken, wobei wir in riesigen Regenklamotten steckten, bestätigte sich unser Eindruck immer mehr. Er sagte nur das allerallernötigste, grob, unfreundlich und ganz ernst und eigentlich standen wir nur im Weg rum. Wir fühlten uns schrecklich (!!!) und waren von oben bis unten voll mit Kuhscheiße. Außerdem regnete es in Strömen.
Abends halfen wir Cristina beim Kochen. Beim Essen interessierte sich "Daryl-Devil" nicht die Bohne für uns und starrte lieber die ganze Zeit auf den Fernseher im anderen Zimmer. Anschließend gingen wir natürlich sofort ins Bett. Wenigstens unser Zimmer war akzeptabel. Ich versuchte mir einzureden, dass es uns schlimmer gehen könnte, immerhin hatten wir etwas zu Essen im Bauch uns einen Platz zum schlafen.Vielleicht würde der nächste Tag ja besser werden...
... 7 Uhr aufstehen, beim Melken helfen. Letztendlich standen wir aber wieder nur im Regen rum. - Wir wollten so schnell wie möglich weg von diesem schrecklichen Ort und diesem schrecklichen Kerl!! Wieder im Haus haben wir Daryl gesagt, dass wir schon heute wieder gehen wollen. Seine Reaktion war total gleichgültig. Allerdings hatte er für heute nicht geplant, in die Stadt zu fahren, er könnte uns ein Taxi bestellen, wenn wir wollten, das würde auch "nur" etwa 30 $ für jeden kosten. - Ähm nein, dazu waren wir zu stolz, lieber trampen wir! ("Okay, cool, you can do that." - So ein Arsch!!) Frühstück wurde uns nicht wirklich angeboten und ehrlichgesagt hatten wir auch überhaupt keine Lust darauf und schlangen uns im Stehen schnell ein Stück Kuchen vom Vorabend herunter.
Wir haben sofort unsere Sachen gepackt und sind erhobenen Hauptes aus der Tür marschiert, vorbei an dem dreibeinigen Hund und die lange Auffahrt zur Straße hoch. Die Rucksäcke waren total schwer, aber wir fühlten uns so befreit!!
Auf Richtung Matamata und wer weiß was dann. In beide Richtungen ersteckte sich die Straße in eine unendliche Weite, lange würden wir das nicht durchhalten, außerdem war das Wetter immer noch schlecht und wir steckten quasi in "the middle of nowhere". Unter einem Baum, außer Sichtweite von Daryls Haus, packten wir ein paar Sachen um, um das Gewicht besser zu verlagern.
Dann kam ein Pickup die Straße entlanggefahren - Nachbar von Daryl. Im Auto saßen zwei Männer, Sam und James, die sich über uns lustig zu machen schienen... - Ja, wir sind mit zwei wildfremden Männern getrampt! Das wahre Backpackerabendteuer.
Mit denen sind wir also nach Matamata gefahren, um uns dort irgendetwas zu suchen, Arbeit, Unterkunft oder einen Bus zum Weiterreisen. - Nichts. Es gibt dort weder Unterkünfte, noch Jobs. Sam bot uns an, erstmal mit auf seine Farm zu kommen.
- Das Beste was uns passieren konnte. Am Nachmittag haben wir Sam geholfen, die Kühe zu melken, d.h. wir sind mit ihm auf seinem Quad zu den abgelegenen Wiesen gefahren (ich durfte auch mal fahren , dann wurden die Kühe zum Melkhaus getrieben, wir haben mitgeholfen, wir waren wieder von oben bis unten nass und vollgekackt, da der Gang zwischen den Rückansichten der Kühe nicht sehr breit ist und man muss immer aufpassen, dass die Kuh neben einem nicht den Schwanz hebt... (Zitat des Tages: "Caro, du hast da Scheiße über der Lippe..." - aber wie wischt man sich das ab, wenn die Finger auch vollgeschmiert sind??) Wie auch immer. Eigentlich war es die selbe Arbeit, wie bei Daryl - aber hier hat es sogar Spaß gemacht und wir haben wirklich gerne mitgeholfen!!
Mit einem riesigen Wasserschlauch haben wir alles saubergemacht, dann zwei kleine Kälber eingefangen und anschließend noch andere Kühe von der einen auf eine andere Wiese zu treiben, alles im strömenden Regen ("I'm siiiiiinging in the rain..."). Zurück im Haus gab es erstmal eine heiße Dusche, dann Unmengen zu essen mit ganz vielen netten Leuten zusammen: Sams Eltern, seiner Freundin, seinem Bruder, dessen Freundin und seinem Cousin und einem Mädchen aus England, das seit ein paar Wochen auf der Farm mithilft. Als wir vollgestopft waren, haben wir bei prasselndem Kaminfeuer im Wohnzimmer gesessen und geredet, wobei sich immer wieder über unser Abenteuer lustig gemascht wurde - wie wir als gestrandete Backpacker unter dem Baum des Nachbarn von Sam aufgelesen wurden, auf dem Weg in die zu Fuß einige Stunden entfehrnte "Stadt". Die Leute hier mögen Daryl auch nicht, er ist immer so unfreundlich. Ich frage mich, warum er überhaupt Wwoofer aufnimmt.
Im Nachhinein können auch wir darüber lachen und jetzt haben wir auch etwas positives daraus ziehen können: Ohne Daryl wären wir nie bei dieser netten Familie gelandet. So muss das Leben eines Backpackers sein, damit man auch etwas spannendes zu erzählen hat. Und wie Oma immer sagt: "Was uns nicht umbringt, macht uns härter!"
Außerdem habe ich ja dieses Buch von Alastair Humphreys gelesen, an manche Zitate denke ich ab und zu, was wirklich hilft (!!), wenn man sich nur drauf einlässt, zum Beispiel:
- Run if you can, walk if you have to, crawl if you must. But never ever stop. Never stop.-
- A bad day is a good day. -
- The world is a good place. -
Jeder Reisende sollte sich das einprägen!! (Genau Marian, das ist aus dem Buch, für das du keine Zeit hattest... - bleib stark )
Freitag, 25.September 2009
Nach einer Nacht in einem Haus in dem wir uns sehr willkommen fühlten, wurden wir Nachmittags nach Mt. Maunganui gebracht, da wir uns demnächst die Coromandelgegend anschauen möchten. - Kein Problem für gastfreundliche Neuseeländer, uns mal eben eineinhalb Stunden an einen anderen Ort zu kutschieren. Und sie haben uns eingeladen, nochmal zu Besuch zu kommen, bevor wir Neuseeland verlassen, vielleicht auf unserer Rückreise nach Auckland in ferner Zukunft.
Aufbruch: | 03.09.2009 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 25.06.2010 |
Neuseeland