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Über Susdal nach Moskau
Heute führt uns unser Weg zur "Hauptstadt" des Goldenen Rings, nach Susdal. Die M7 ist gut ausgebaut und inzwischen hat der Verkehr auch deutlich zugenommen. Ein wenig sehne ich mich nach den einsamen Landstraßen im Norden. Besonders die Ortsdurchfahrt durch Iwanowo hat es in sich, so dass wir für die Strecke deutlich länger brauchen als es bei so einer schönen Landstraße eigentlich nötig wäre. In Susdal angekommen parken wir unser Womo auf einem der diversen Parkplätze und stellen fest, dass hier der Tourismus deutlich zugenommen hat. Am Straßenrand sind zahlreiche Souvenir-Stände aufgebaut und an jeder zweiten Ecke gibt es ein kleines Hotel bzw. Guest House. Während Jens mit Ceddy in einem Park entspannt, gucke ich mir diverse historische Baudenkmäler an. Und so spaziere ich einmal durch das Kloster der Gewandsniederlegung der Gottesmutter um dann die Ulitza Lenina bis zum Erlöser Euthymios-Kloster zu laufen. Die mächtige Wehrmauer aus rotem Backstein ist wirklich beeindruckend. Im Inneren (Besuch des Geländes kostet 50 Rubel) befinden sich neben verschiedenen Museen, eine Torkirche und die Kathedrale. Neben der Kathedrale steht eine sogenannte Glockenwand, auf deren Glocken gerade gespielt wird als ich den Park besuche. Außerdem wurde noch ein schöner, großer Klostergarten mit zahlreichen Heilpflanzen angelegt. Gegenüber vom Kloster steht die weiß leuchtende Sommerkirche der Gottesmutter von Smolensk, die mir besonders gut gefällt.
Von hier aus fahren wir über Wladimir Richtung Moskau. Über eine russische Internetseite haben wir tatsächlich einen Campingplatz in Moskau gefunden, den wir als nächstes ansteuern wollen. Die Landstraße ist nach wie vor gut ausgebaut, der Verkehr nimmt noch weiter zu und die Anzahl der Spuren variiert zwischen zwei und vier, je nachdem wie es den russischen Fahrern gerade passt. Von Wladimir aus geht es geradewegs gen Westen, wobei wir dank der sich senkenden Sonne nicht nur ins Schwitzen kommen sondern auch noch bestens geblendet werden. Aber um nichts in der Welt wollen wir mit der Gegenrichtung tauschen, denn hier staut sich der Verkehr auf gefühlten 100 km. Es ist Feierabendverkehr raus aus Moskau und zusätzlich auch noch Freitagabend an dem der Datschen-Wochenend-Ausflugsverkehr noch hinzukommt. Also sollte irgendjemand mal von Moskau aus nach Wladimir fahren, dann sollte er dies besser nicht zu Feierabendzeit machen. Hinzu kommt noch, dass wir auf den letzten 2500 km quasi keine Unfälle gesehen, von einem im Graben liegenden LKW mal abgesehen, aber hier sind alle paar Kilometer zumindest Blechschäden zu sehen. Anscheinend glückt die teilweise recht hektisch anmutende Fahrweise nicht immer. So richtig schnell geht es aber auch bei uns nicht voran, denn hier reiht sich ein Ort nach dem anderen und es wird dabei fleißig geblitzt. Dennoch geht's immer noch schneller als die Gegenrichtung. Die letzten Kilometer bis auf den Moskauer Autobahnring (MKAD) fahren aber auch wir dann nur noch im Schritttempo und fädeln uns dann auf den MKAD Richtung Norden ein. Der Autobahnring hat gefühlte zehn Spuren, wobei es wohl offiziell nur fünf sind, mit genutztem Standstreifen dann sechs. Aber dank des permanenten Spurwechsels aller Fahrzeug, der einem Teller voller Spaghetti ähnelt (nur dass es nicht im Kreis geht), wirkt es einfach nur chaotisch. Aber nach einigen langsamen Kilometern entzerrt sich das Ganze und nur an den großen Ausfallstraßen, die übrigens alle verstopft sind, kommt der Verkehrsfluss zum Erliegen. Ansonsten geht es erstaunlich flüssig voran, wobei ich mich nicht so recht entscheiden kann welche der Spuren denn die Beste ist. Also pendele ich zwischen der vierten und der dritten Spur von links hin und her, wobei ich bei den Ausfahrten die dritte (und damit die offiziell mittlere Spur) nutze. Das Rechtsüberholen ist hier ganz normal und auch das spontane Liegenbleiben von Fahrzeugen auf einer der diversen Spuren gehört wohl dazu. Ansonsten herrscht hier übrigens Tempo 100, wo auf unserer ganzen restlichen Strecke bisher maximal 90 km/h war. Wer also in Mailand, Rom oder Paris keine Herausforderung mehr sieht, sollte einmal den MKAD zur Hauptverkehrszeit im Kreis fahren. Diese rund 90 km sind bestimmt für die meisten typischen westeuropäischen Autofahrer eine interessante Abwechslung zum Alltag. Die im Internet gezeigte Routenbeschreibung zum Camping Mayak ist super, so dass wir den Platz an einem Jachthafen ohne jegliches Verfahren finden (www.autoyahta.com, GPS: N 55.89'83.8 E 037.46'45.7, die Übernachtung kostet inkl. V/E und Strom 35 €). Nachdem wir zwei Schlagbäume passieren dürfen, kommen wir auf das Gelände und können unseren Augen kaum trauen, denn hier steht ein Womo neben dem anderen. Und das neben den diversen, riesigen, hochglanzpolierten Yachten, die im Wasser vor sich hindümpeln. Ein Blick auf das erste Womo zeigt schnell, dass es sich um die diesjährige Asien-Reisegruppe von Seabridge. Innerhalb von einem halben Jahr reisen die Teilnehmer von Riga aus über Moskau, Novosibirsk, den Baikalsee nach Peking um dann über Xian, Kashgar, Bishkek, Tashkent, ...nach Istanbul zurück zu kehren. Passenderweise habe ich das frisch veröffentlichte Buch des Reiseleiters Konstantin Abert "Traumtour Seidenstraße" als Reiselektüre mit an Bord. Durch Zufall parken wir Jumpy dann auch ausgerechnet neben einem Womo aus Steinfurt, wo wir auch direkt begrüßt werden. Trotz all der auch hier auftretenden Mücken, die uns nicht mehr abschrecken können, grillen wir und genießen den Abend. Ein wenig beneiden wir die anderen Womos, die jetzt zum spannenden Abschnitt ihrer Tour aufbrechen. Wobei wir uns aber gleichzeitig auch fragen, ob für uns so eine geführte Reisetour das richtige ist. Aber wer weiß vielleicht stehen wir eines Tages ebenfalls mit einem Tross von rund zwanzig Fahrzeugen hier!
Aufbruch: | 13.05.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.06.2010 |
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