Wohnmobiltour: Finnland - Russland - Baltikum - Polen - De
Fahrt nach Wologda
Pünktlich um 8h klingelt mein Wecker und kurz drauf schon stehe ich froher Erwartung am Ticketschalter. Aber leider erfahre ich dort, dass heute gar keine Fähre fährt. Es scheint wohl nicht daran zu liegen, dass sämtliche anderen Touristen ebenfalls hin möchten sondern einfach heute gibt's keine Fähre. Warum auch immer. Sehr schade! Aber immerhin habe ich nun etliches Geld und Jens mit Ceddy einen ganzen Tag lang warten gespart. Ein wenig enttäuscht bin ich schon, aber das Ziel steht dann einfach bei meiner in Gedanken schon geplanten Womo-Tour nach Murmansk wieder auf dem Reiseplan. Und so gucken wir uns noch ein wenig die Stadt an. An der Hauptstraße entdecken wir sogar eine Touristen-Info, die theoretisch geöffnet ist aber entweder nun für eine Stunde geschlossen oder aber erst um 1h wieder aufmacht. Aber da weder die eine noch die andere Wartezeit für uns interessant war, sind wir zurück zum Womo um uns auf den Weg gen Süden zum Goldenen Ring bei Moskau zu machen. Trotz der Anmerkungen, dass es sich um "bad roads" handelt folgen wir der Straße die immer den Onega-See entlang führt. Leider immer in einem größeren Abstand aber dennoch ist es landschaftlich wunderschön. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass das Blau des Himmels heller ist als bei uns, das Grün der Wälder intensiver und die Sonne leuchtet kräftiger. Wirklich beeindruckend und wunderschön!
Die Straße hingegen ist auch beeindruckend aber nicht unbedingt wunderschön. Es wechselt zwischen Schlaglöchern, Staubpiste und frischem Asphalt hin und her. Ein genauer Zusammenhang ob nun im Ort eher Schotter oder eher ruhiger Asphalt vorhanden ist, scheint nicht zu existieren. Nur die Erkenntnis dass es hier oben schon sehr einsam ist. Eine Tankstelle oder ein Restaurant wird schon mit 20km Vorlauf ausgeschildert. Ab und zu kommen wir durch kleine Dörfer, deren Holzhäuser gerade einen frischen meist sehr farbenfrohen Anstrich bekommen. Von gelb über türkis bis kräftig rot sind alle Farbtöne vorhanden. Teilweise haben die Häuser auch noch die typischen Holzverzierungen rings um die Fenster, was ebenfalls sehr nett aussieht. In Scheltosero besuche ich das Museum des Volksstamms der Wepsen, währenddessen kümmert sich Jens um seinen Job (Handyempfang ist übrigens hier überall ohne Schwierigkeiten möglich). Der himbeerfarbene Granit (?) wird übrigens in Schokscha abgebaut, ein Ort den wir leider schon vor längerer Zeit durchquert haben. Ansonsten hätte ich mir gerne einmal den Steinbruch angeguckt.
Irgendwann nach diesem Ort verwandelt sich unsere Straße in eine reine Staubpiste, auf der es sich aber ganz gut fahren lässt. Lediglich ist innerhalb kürzester Zeit alles im Womo von einer dicken Staubschicht überzogen denn aufgrund des Wetters sind natürlich alle Fenster offen (unser Jumpy ist schon etwas älteren Baujahrs und verfügt noch nicht über so eine moderne Klimaanlage). So lange man alleine auf der Straße fährt, macht der Staub ja auch nichts denn unser Staubschweif ist ja hinter uns. Nur der Gegenverkehr umhüllt uns in eine längere Staubwolke oder aber, wenn wir doch von dem ein oder anderen schneller fahrenden Lada überholt werden. In so einer Staubwolke kann übrigens das Rechts überholt werden eine unerwartete Überraschung sein, denn dank des eigenen Staubschweifs sieht man ja hinten nicht viel. Und so gewöhnen wir uns auf dieser Strecke ganz schnell an die russische Fahrweise die komplette Fahrbahn auszunutzen (Fahrbahnmarkierungen gibt's hier halt nicht).
In Wosnessenje wird unsere Fahrt wieder einmal durch den Fluss Swir unterbrochen. Diesmal aber glücklicherweise nicht durch üblen Schotter sondern es gibt gar keine Brücke erst. Und so warten wir eine Stunde bis die nächste Fähre übersetzt. Zwischenzeitlich vertreiben wir uns die Zeit mit Baden im Fluss (sehr erfrischend), Kühe streicheln und einfach nur die Landschaft genießen. In Vytegra tanken wir noch einmal um dann den Onega-See zu verlassen und weiter Richtung Belosersk zu fahren. Dort wollen wir übernachten. Allerdings haben wir irgendeinen Abzweig unserer jetzt doch hervorragend ausgebauten Landstraße verpasst und so folgen wir dem Straßenverlauf in der Hoffnung irgendwann mal auf einen Ortsnamen aus unserer Straßenkarte zu treffen. Das Fernziel Wologda ist zumindest alle 100 km ausgeschildert, so dass wir auch anhand des Sonnenstands zumindest in richtiger Richtung unterwegs sind. Die Landschaft hat sich inzwischen geändert, es gibt immer mehr Wiesen zwischendurch und teilweise gibt es sogar größere bewirtschaftete Felder. Und laut Straßenschildern sollen wir nun auf die Kühe achten, die über die Straßen laufen. Gesehen haben wir allerdings keine. Hier scheint somit in etwas größerem Stil Landwirtschaft betrieben zu werden als im Norden, wo es eher im den Eigenbedarf ging. Und so fahren wir immer weiter gerade aus. Kaum zu glauben, wie lange dies doch ohne eine Durchfahrt durch eine Ortschaft geht. Links und rechts von der Landstraße gibt es hingegen kleinere Dörfer, dessen Holzhäuser im Licht der untergehenden Sonne leuchten.
Irgendwann und irgendwo vor Wologda übernachten wir dann bei einer Lukoil auf dem Parkplatz. Lang genug sind wir ja gefahren und Eindrücke haben wir auch ziemlich viele gesammelt!
Aufbruch: | 13.05.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.06.2010 |
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