Wohnmobiltour: Finnland - Russland - Baltikum - Polen - De

Reisezeit: Mai / Juni 2010  |  von Jens und Jessica Brinkbäumer

Zur Elchfarm und nach Pljos

Wie jeden Morgen werden wir auch heute mit blauem Himmel und bei bestem Sonnenschein wach (die Sonne geht hier übrigens im Moment um halb 5 auf). Nach dem obligatorischen Kaffee machen wir uns auf dem Weg von Jaroslawl aus Richtung Kostroma. Dort in der Nähe möchte ich gerne eine Elchfarm besichtigen. Zunächst einmal stehen wir aber vor der Herausforderung die richtige Landstraße zu finden denn die eigentlich gedachte Brücke nach Kostroma ist leider gesperrt. Wobei so ganz gesperrt ist sie nicht, nur steht dort ein großes Einfahrt verboten Schild und kurz drauf wartet von weitem sichtbar die Miliz. Nichtdestotrotz fahren zahlreiche Fahrzeuge in unsere Richtung über die Brücke. Da wir nach wie vor hier nur ungern durch unsere nicht gesetzestreue Fahrweise auffallen wollen, fragen wir doch einfach nach dem Weg um dann eine einfache Wegbeschreibung über eine andere Brücke zu erhalten. Dennoch stoßen wir dann etliche Kilometer später wieder auf die gleiche Straße und dort hängt nach wie vor ein Einfahrt verboten Schild. Aus Mangel an Alternativen reihen wir uns nun einfach in die Fahrzeugschlange ein und hoffen nicht aufzufallen. Und Glück gehabt, nichts ist passiert und kurz drauf war die Landstraße auch nicht mehr eine Riesen-Baustelle. Hinter Jaroslawl halten wir an einem großen Real-Supermarkt und kaufen ausnahmsweise mal dort ein. Während Jens leckere Dinge besorgt, bekomme ich direkt Gesellschaft vom Parkplatzwächter der unseren Hund im Womo gesehen hat. Also versuche ich mit meinen geringen Russischkenntnissen ihm etwas von Neufundländern zu erzählen. Und da es scheinbar nicht allzu viel zum aufpassen gibt, habe ich auch gleich längere Zeit Gesellschaft. Und endlich ist auch unsere Europakarte auf unserem Womo hilfreich, denn dort kann ich ohne viele Worte zeigen wo wir herkommen. Zum Abschied gibt es dann noch ein paar europäische Münzen und eine Münsteraner Postkarte, die wohl allesamt heute Abend der ganzen Familie gezeigt werden.

Die gut ausgebaute Landstraße nach Kostroma ist schnell überwunden und schon folgen wir der ausgedruckten Beschreibung zur Elchfarm ca. 20 km von Kostroma im Osten (moosefarm.newmail.ru). Die letzten sieben Kilometer verwandeln sich mal wieder in eine ausgeprägte Schotter- und Staubpiste, aber die Wegbeschreibung und Beschilderung ist dafür bestens. Dort angekommen, steht auch schon der erste Elch neben dem Parkplatz auf der Wiese. Und kaum zu glauben aber wahr, sind auch schon zwei Reisebusse vor uns da. Anscheinend machen russische Kinder hier gerne einen Ausflug hin. Als Individualtourist schließe ich mich dann einer bereits wartenden Familie an und kurz drauf haben wir auch schon eine Tüte geschnittene Möhren in der Hand um die Elche zu füttern (natürlich nur durch den Zaun). Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Elche gar keine Lust mehr haben in der knallen Sonne Möhren zu essen, vermutlich gab es davon heute auch schon genügend aber damit wir nicht enttäuscht sind, essen sie trotzdem und verschwinden dann schnell wieder im Schatten. Danach geht es noch zu einem weiteren Gehege, in dem die erst drei Wochen alten Jungtiere alle friedlich im Schatten dösen. Für drei Wochen sind sie schon ganz schön groß, zumindest das eine Jungtier was sich zwischendurch einmal kurz erhebt, einmal fünf Schritte weiter stakt (und die Beine sind echt lang) um sich dann ganz schnell wieder ins Gras zu leben.

Von dort aus bleiben wir erst einmal auf dieser Wolga-Seite und folgen dem Flusslauf, um dann mit einer Fähre nach Pljos überzusetzen. Zumindest in unserem Straßenatlas sind zwei Fährmöglichkeiten eingetragen, einmal in Krasnoje-na-Wolge und einmal auf der gegenüberliegenden Seite von Pljos. Ich möchte natürlich letztere Möglichkeit nehmen um den Blick auf Pljos von der anderen Seite der Wolga zu sehen. Wie sollte es auch anders sein, landen wir zwar irgendwann am Wolgaufer (natürlich über eine nicht befestigte Straße) aber von einem Fähranleger ist weit und breit nichts zu sehen - das ist bei weitem nicht das erste Mal dass uns so etwas passiert. Dies gibt's auch in zahlreichen anderen Gegenden Europas und ich habe ein Talent dafür uns genau immer an diese Stelle zu lotsen. Am Ufer picknickt eine Familie, die uns auch bereitwillig auf ein Glas Wodka einlädt. Besonders mich da heute ein Feiertag für Frauen ist (welcher habe ich nicht wirklich verstanden), dankend lehnen wir aber ab und lassen uns den Weg zurück nach Krasnoje erklären. Dies ist übrigens der Ort mit den bisher abenteuerlichsten Schlaglöchern, bei denen sogar jeder Lada Schritttempo fährt. Und so genießen wir erneut die Ortsdurchfahrt. In der Post frage ich dann nach dem Fähranleger, kaufe ein paar Umschläge mit interessanten Motiven (meine Familie wird berichten ob diese denn jemals bei ihnen eintreffen) und Briefmarken. Der Fähranleger ist übrigens nur ausgeschildert wenn man von Kostroma aus kommt, d.h. auf dem Hinweg hätten wir das kleine Schild (Paromskaja irgendwas) ruhig sehen können, wenn wir denn schon darauf geachtet hätten. Die Fähre fährt übrigens zu jeder vollen Stunde (8h - 18h) und kostet uns 210 Rubel. Und so genießen wir die Fährüberfahrt auf die andere Seite der Wolga um dann recht schnell über die gut ausgebaute Landstraße auch schon in Pljos zu sein. Hier sollte man sich übrigens merken wie die Straßenführung hin ist, denn der Rückweg ist nicht ausgeschildert). In Pljos gönnen wir uns dann die erste Hotelübernachtung und beziehen ein nettes Zimmer in einem "Cottage" mit Blick auf die Wolga (Fortecia Rus, Ulitza Lenina 90).

Die Haupteingangsstraße in den Ort endet direkt an der Wolga, dort links abbiegen und weiter fahren, am Sanatorium vorbei, bis es nicht mehr weiter geht. Mit 110 € für die Nacht ist es allerdings nicht wirklich günstig. Abends essen wir dann im lokalen Restaurant, aus welchem Grund wir allerdings plötzlich drei Hauptgerichte haben, können wir nicht so recht erklären aber das kann ja mal passieren. Und so genießen wir bei untergehender Sonne den Blick auf die Wolga und versuchen uns die zahlreichen Mücken vom Leib zu halten (die übrigens durch Jeans nicht stechen können). Nun wissen wir endlich was es mit den diversen Beschreibungen über die lokalen Mückenschwärme auf sich hat. Auch die aufgestellten Räucherstäbchen scheinen den Tierchen nichts anhaben zu können. In den Schlaf summseln mich nun das erste Mal im Leben dutzende Mücken, denn bei all der Stille ist dies das Einzige was ich höre.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
In 25 Tagen mit dem Wohnmobil per Fähre nach Helsinki und von da aus nach St. Petersburg und Moskau. Zurück geht es dann auf dem Landweg durch das Baltikum und Polen.
Details:
Aufbruch: 13.05.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.06.2010
Reiseziele: Finnland
Russland / Russische Föderation
Estland
Lettland
Litauen
Polen
Der Autor