Wohnmobiltour: Finnland - Russland - Baltikum - Polen - De

Reisezeit: Mai / Juni 2010  |  von Jens und Jessica Brinkbäumer

Wir sind in Moskau

Heute früh wachen wir auf als sich die umliegenden Fahrzeuge in Bewegung setzen und sich am zentralen Platz des Yachthafens zur Frühbesprechung sammeln. Dass die Sonne scheint und der Himmel natürlich strahlend blau ist, erwähne ich nur noch der Vollständigkeit halber. Dies hat allerdings zur Folge, dass wir unseren Vierfüßler nicht guten Gewissens mehrere Stunden in Jumpy warten lassen können und somit erkundet jetzt Jens die Stadt, während ich es mir am Womo mit Laptop gemütlich gemacht habe. Ceddy liegt unterm Auto und schläft tief und fest. Sein Schnarchen ist nicht zu überhören, vermutlich genießt auch er es mal nicht in den Schlaf geschüttelt und gerüttelt zu werden, sondern einfach im Gras pennen zu können. Ich nutze nun die Zeit um unseren Reisebericht bis heute zu vervollständigen, wobei uns der Internetzugang des Platzes mit 8 € pro Stunde doch zu teuer ist. Da warten wir lieber, dass es mal wieder ein freies Netz irgendwo gibt um unseren Bericht online zu stellen.

Im Laufe des Tages erhalte ich ab und zu mal eine kurze Info von Jens per SMS, bei denen sich immer mehr zeigt, dass es wohl doch alles nicht so einfach ist und die Stadt deutlich größer als gedacht. Auf unserem Platz herrscht angenehme Ruhe und ich genieße rund neun Stunden im Gras zu sitzen, sortiere meine Fotos, schreibe die Tagesberichte und haben bereits mit dem ausführlicheren, kompletten Reisebericht angefangen. Diesen wollen wir dann später als pdf-Dokument veröffentlichen. Meine Füße, mit so vielen Mückenstichen, dass ich schon keine Lust mehr habe zu zählen, kühle ich schön in kaltem Wasser. Dies hat außerdem noch den Vorteil, dass Mücken unter Wasser noch nicht stechen können.

Irgendwann nach ziemlich langer Zeit kommt Jens dann tatsächlich wieder, womit ich schon fast nicht mehr gerechnet habe. Aber so ein Tag alleine auf Moskaus Straßen hilft auf jeden Fall endlich die russischen Schriftzeichen alle lesen zu können, besonders wenn der dann doch irgendwann gekaufte Stadtplan natürlich nur auf kyrillisch zu haben ist.

Hier gibt es übrigens alles zu kaufen was das Herz begehrt. Sämtliche Geschäfte und Produkte, die auch bei uns oder im euro¬päischen Umland vertreten sind, sind auch hier vertreten. Und so gibt es auch hier Oettinger Weizen zu kaufen, welches große Werbung damit macht in Deutschland der größte Bierhersteller zu sein.

Den weiteren Abend verbringen wir dann damit über Jens Tagesverlauf mehr als einmal zu lachen und trotzen den Mückenschwärmen beim Grillen. Bei den nahegelegenen Yachten herrscht inzwischen auch ein reges Kommen und Gehen, wobei sich heute zu den allgegenwärtigen großen Geländerwagen und westlichen Ober¬klasse¬limousinen heute noch ein Maybach gesellt hat. Vermutlich haben die "Fahrzeuge im Wasser" aber noch einen weit aus höheren Wert als die Autos davor. Der Campingplatz macht übrigens Werbung für seinen Platz mit den Worten "Yachten auf Rädern", aus dieser Sicht hatte ich Wohnmobile bisher noch nicht gesehen, aber hier vor Ort passt es natürlich bestens.

Am Tag wollen wir nun gemeinsam einen kleinen Abstecher in die Innenstadt machen, wobei morgens wieder die Sonne aufs Womo-Dach scheint und wir Ceddy somit nicht alleine vor Ort lassen können. Und so machen wir erst einmal einen ausgedehnten Spaziergang im nahe¬ge¬legenen Park von Chimki (so heißt der Vorort hier).

Nachmittags zieht es sich dann doch zu und die ersten Regentropfen fallen, so dass wir uns dann doch auf den Weg in die Stadt machen. Und jetzt wo wir wissen, wie und auf welchem Weg es geht, klappt das auch ohne Schwierigkeiten. Vom Platz aus gehen wir zum nahegelegenen Bahnhof von Chimki und steigen dort in den Vorortzug nach Moskau, um dort am ersten Bahnhof mit Metroanschluss wieder auszusteigen. Die Fahrt bis Petrowsko-Rasumowskaja kostet pro Person 16,50 Rubel und dauert ca. 15 Minuten. Am Bahnhof gehen wir natürlich erst in die falsche Richtung, aber einige freundliche Spaziergänge zeigen uns den Weg zur Metro, also wenn man am Bahnhof rauskommt, rechts halten und unter der Brücke hindurch, an der Tankstelle vorbei bis man zum lokalen Busbahnhof kommt. Dort fährt die Metro ab. Und so kaufen wir uns ein Hin- und Rückfahrticket für 26 Rubel und fahren mit der grauen Linie bis zur Station Tschechowskaja. Insgesamt brauchen wir für den Weg rund anderthalb Stunden, wobei wir auch rund zwanzig Minuten auf unseren Vorortzug gewartet haben. Von der Metro aus spazieren wir durch die Straßen, statten einem gigantischen McDonalds einen kurzen Toilettenbesuch ab (trotz rund 25 Schaltern, das Mak Kafe nicht mitgezählt, bilden sich lange Schlangen).

Für Jessi gibt es dann ein McFlurrie "deluxe" - so steht es zumindest auf dem Becher und da sie nicht verstehen konnte welche Toppings es zur Auswahl gibt, gibt's halt irgendeins. Nach mehrfachen Test sind wir und einig, dass es wohl Daim oder ähnliches sein muss. Jedenfalls hat dieses Schnellrestaurant eine riesige Sonnenterasse auf der man wunderbar sitzen und den flanierenden Moskowitern zuschauen kann (also eine klare Empfehlung trotz McD, aber da die Einheimischen hier ja auch zu Hauf schlemmen sei es uns verziehen).

Von dort geht's dann Richtung Kreml, wobei Jessi erst jetzt merkt wie riesig diese Stadt tatsächlich ist. Ein kleiner Sommerregen bremst den Weg an einigen Unterständen ab, aber das hilft beim Umschauen. Am Kreml angekommen ist erst einmal Staunen angesagt über die Größe dieses Ensembles. Am Torbogen zum roten Platz scheint es ein ähnliches Ritual wie am Trevi-Brunnen in Rom zu geben. Jeder stellt sich in einen durch einen Goldrand markierten Kreis und wirft eine Münze hinter sich, wobei die Münzen mit Wert von einem Rubel oder mehr beim Aufprall auf das Kopfsteinpflaster ein anderes Geräusch erzeugen, was dazu führt, dass eine Hand voll älterer Personen immer sofort nach diesen Münzen hechtet und sie sofort wieder einsammelt. So liegen dann immer nur Kopeken auf dem Boden, aber kein einziger Rubel. Jessi wirft dann auch nur ein 10-Kopeken-Stück, damit ihre Münze auch wirklich liegen bleibt und wir sie ja vielleicht beim nächsten Besuch wieder ein¬sammeln können.

Der weitere Weg über den roten Platz ist heute allerdings aufgrund eines internationalen Sport¬events gesperrt, sodass wir einen Teil des Weges durch das GUM aus¬weichen müssen. Aber auch dieser Weg bringt neue Eindrücke zu Tage. Ein Luxusgeschäft reiht sich an das nächste und so gibt es eine Menge zu schauen. Im Delikatessengeschäft gibt es in der Auslage von Champagner bis Hafergrütze wirklich alles.

Der Umweg hat sich gelohnt, die Sperre ist am anderen Ende des GUM aufgehoben und der Blick frei auf die Basilius Kathedrale.

Nach kurzer Verweildauer müssen wir wieder los Richtung Metro um den armen Hund nicht allzu lange alleine zu lassen, auch wenn das Wetter mitspielt (es regnet). Also geht's los mit der grünen Linie von Teatralnja zum Umsteigepunkt auf die graue Linie. Von da sind es dann noch 6 Stationen zum Vorortbahnhof der uns dann ohne weitere Probleme zurück nach Chimki bringt.

Nach einem kurzen Einkaufstopp für das abendliche Schaschlik sind wir dann um 20 Uhr wieder am Platz und beginnen gleich mit dem Grillen, was sich allerdings schwieriger darstellt, als Jessi je vermutet hätte, da der Grillanzünder mal wieder aufgebraucht ist und sie im Produktoi nicht nach neuem fragen wollte. Mit viel Mühe und unserem kleinen Fön klappt es dann aber dennoch und die heute erworbenen Schaschlik-Spiesse funktionieren einwandfrei.

Und so geht auch dieser Tag nach einer halben halben Flasche Wässerchen zur Neige und wir verabschieden uns von unseren Freunden den Mücken in die Nacht.

Am nächsten Morgen steht Jens ganz früh auf und nötigt Jessi um 9 Uhr ebenfalls die Nacht zu beenden, da ja heute der große Tag der Weiterreise ansteht und wir sobald Aljoscha uns die Registrierung vorbeibringt aufbrechen wollen. Um 10 h geht Jessi dann mal Duschen und fragen, ob schon absehbar ist, wann Aljoscha denn nun kommt, erhält aber die gleiche Antwort wie eigentlich immer: "Aljoscha kommt heute morgen".

Mit dieser sehr spezifischen Antwort verbringen wir die nächsten zwei Stunden mit Packen, Lesen, Routenplanung und so weiter. Um 12 h fragen wir noch mal nach und erfahren, dass ja gestern Sonntag war und die Registrierung daher erst heute möglich ist (vielleicht). Um 16 Uhr werden weitere Informationen geliefert, wie es weitergeht (wahrscheinlich - da sich jetzt niemand mehr so richtig sicher ist). Jens möchte jetzt eigentlich trotzdem weiter, um die restlichen 3.000 Km nach Norden und dann über das Baltikum und Polen wieder zurück nicht zur Hetzerei wird, aber Jessi möchte die nächsten Informationen abwarten und so heißt es mindestens vier weitere Stunden Moskauer Luft zu atmen, aber vielleicht gehen wir ja erst einmal einkaufen oder suchen uns das nächste ungeschützte Wlan - Jens hat ja gestern eins am Cafe am Stadion gesehen (Wlan ist nämlich das Internet mit den dicken Kabeln, die man schon vom Weiten gut erkennen kann - nein im Ernst - es stand am Cafe dran .

Bei der Gelegenheit könnte man auch noch den nahegelegenden Auchan-Supermarkt besuchen und eine weitere Flasche besten Oettinger Weissbiers in der praktischen 1-Liter-PET-Flasche erstehen. Mal sehen.....

Unerwarteterweise ging es dann doch schneller weiter als gedacht. Denn keine halbe Stunde später bekommen wir die Info, dass heute die Registrierung nicht möglich ist und wir somit bis morgen bleiben müssten. Und so verzichten wir darauf und verschieben eine Registrierung auf später.

Und so befinden wir uns jetzt auf der M10 Richtung Twer zunächst auf der Suche nach einem freien Netz (Das oben genannte Cafe hatte übrigens doch kein Wlan).

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Die Reise
 
Worum geht's?:
In 25 Tagen mit dem Wohnmobil per Fähre nach Helsinki und von da aus nach St. Petersburg und Moskau. Zurück geht es dann auf dem Landweg durch das Baltikum und Polen.
Details:
Aufbruch: 13.05.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.06.2010
Reiseziele: Finnland
Russland / Russische Föderation
Estland
Lettland
Litauen
Polen
Der Autor